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Kongress Medizin und Gesellschaft 2007

17. bis 21.09.2007, Augsburg

Operationalisierung von altersassoziierter Krankheitslast aus Morbiditätsdaten in bundesweiten Gesundheitsurveys

Meeting Abstract

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  • Justus Welke - Robert Koch Institut, Berlin
  • Christa Scheidt-Nave - Robert-Koch-Institut, Berlin

Kongress Medizin und Gesellschaft 2007. Augsburg, 17.-21.09.2007. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2007. Doc07gmds943

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Published: September 6, 2007

© 2007 Welke et al.
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Hintergrund: Bevölkerungsrepräsentative Eckdaten zur Gesamteinschätzung chronischer Krankheiten im höheren Lebensalter sind unerlässlich für ein Einschätzen der Entwicklung von Krankheitslast im Zusammenhang mit der Lebensverlängerung. Analysen von Daten des Bundes-Gesundheitssurveys 1998 (BGS98) sollten folgende Fragen beantworten: (1) Welche Zusammensetzung haben empirisch aus Survey-Daten entwickelte Morbiditätsmaße? (2) Wie vergleicht sich die Güte publizierter Morbiditäts-Indices in Bezug auf die Prädiktion von Lebensqualität und Inanspruchnahme?

Material und Methoden: Studienpopulation sind 65-79jährige Teilnehmer des BGS98 (N=938). Zur Generierung von empirischen Morbiditäts-Scores wurden selbstberichtete Diagnosen chronischer Erkrankungen berücksichtigt, die mehr als 1% der Stichprobe betrafen, und deren Aktualität plausibel war. Die Gewichtung der Diagnosen für die Summation in Scores beruhte auf ihrem jeweiligen Einfluss als unabhängige Variable in multiplen linearen Regressionsmodellen. Zielgrößen waren körperliche und psychische Summenscores der gesundheitsbezogenen Lebensqualität (SF-36) und Inanspruchnahmeverhalten (Anzahl der Arztbesuche). Zur Anpassung eines optimalen Modells wurde rückwärts schrittweise Variablenselektion angewendet. Die Anpassungsgüte (Indikator R²) der entwickelten Modelle wurde mit der etablierter Maße verglichen.

Ergebnisse: Die Zusammensetzung empirisch entwickelter Multimorbiditäts-Scores variierte nach Zielgröße. Für die körperliche Lebensqualitätsdimension hatten unter insgesamt 16 ausgewählten Diagnosen Arthrose, periphere arterielle Verschlusskrankheit und Angina pectoris das höchste Gewicht, für die psychische Lebensqualitätsdimension unter 6 Diagnosen Depression, Malignomerkrankung und Herzinsuffizienz, für Inanspruchnahme unter 16 Diagnosen Diabetes mellitus, Angina pectoris und Osteoporose. Die prädiktive Güte der Scores (R²: 0,16-0,24) lag für alle drei Zielgrößen deutlich über der einer bloßen Diagnosenzählung. Der FCI schnitt für die körperliche Lebensqualitätsdimension nur 7% schlechter ab (R²: 0,22). Der Charlson Index konnte mit den vorhandenen Daten nicht berechnet werden.

Diskussion / Schlussfolgerungen: Multimorbiditäts-Scores können aufgrund der Prädiktion spezifische Zielparameter entwickelt und optimiert werden. Zukünftige bundesweite Gesundheitssurveys müssen Instrumente zur Erfassung von Morbidität und Funktionseinschränkung im höheren Lebensalter integrieren und die fürs Bewerten etablierter Maße erforderliche Informationen erheben. Für ein Monitoring von Krankheitslast und assoziiertem Versorgungsbedarf sind längsschnittliche Beobachtungen unter Berücksichtigung subjektiver und objektiver Zielgrößen notwendig.


Literatur

1.
Charlson ME, Popei P, Ales KL, MacKenzie CR. A new method of classifying prognostic comorbidity in longitudinal studies: development and validation. J Chron Dis. 1987;40:373-83.
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Groll DL, To T, Bombardier C, Wright JG. The development of a comorbidity index with physical function as the outcome. J Clin Epidemiol. 2005;58(6):595-602.
3.
van den Akker M, Buntinx F, Metsemakers JFM, Roos S, Knottnerus JA. Multimorbidity in General Practice: Prevalence, Incidence, and Determinants of Co-Occurring Chronic and Recurrent Diseases. J Clin Epidemiol. 1998;51(5):367-75.