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Kongress Medizin und Gesellschaft 2007

17. bis 21.09.2007, Augsburg

Pflegesystem oder pflegende Systeme? Spurensuche zwischen Identität und Differenz

Meeting Abstract

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  • Markus Zimmermann - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle-Saale

Kongress Medizin und Gesellschaft 2007. Augsburg, 17.-21.09.2007. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2007. Doc07gmds758

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Published: September 6, 2007

© 2007 Zimmermann.
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Einleitung/ Hintergrund: Der Systembegriff spielt auch in der Pflege(wissenschaft) und der Soziologie der Pflege eine immer bedeutendere Rolle. Bereits von den klassischen Pflege-Theoretikerinnen aufgegriffen, findet sich ein differenziertes und vor allem uneinheitliches Verständnis von „System(en)“ in einer Vielzahl von Ansätzen, Modellen und Theorien. Dies macht neben Fremdreflexionen auch Selbstreflexionen der Pflegewissenschaft anschlussfähig für den Diskurs der sozialen Systeme und sozialer Differenzierungsprozesse.

Material und Methode: Im Rahmen des von der DFG geförderten Forschungsvorhabens „Pflege als soziales System“ (assoziiertes Projekt des Pflegeforschungsverbundes Mitte-Süd) wurde ein Theoriereview zum Systembegriff in der Pflege erstellt und klassische Modelle mit dem systemtheoretischen Ansatz Niklas Luhmanns und anderen aktuellen sozialwissenschaftlichen Selbst- und Fremdbeschreibungen der Pflege [2] konfrontiert.

Ergebnisse: Pflege lässt sich als Interaktion zwischen Pflegenden und Patienten/Klienten immer als Kommunikation unter Anwesenden verstehen. Somit ist der Systembegriff auf der Mikro- oder besser Interaktionsebene unhintergehbar. Auch auf der Ebene der Organisation (Klinik, Pflegedienst) und der Organisierung der Pflege („Funktions“- versus „Bezugspflege“) bietet systemtheoretische Analyse ein hohes Erklärungspotenzial.

Auf gesellschaftlicher Ebene liegt aktuell kein einheitliches Verständnis eines Systems der Pflege vor. Während Hohm [1] und Behrens (in Schröter [2]) die Identität eines Funktionssystems Pflege betonen, weist Bauch (in Schröter [2]) auf die Integration der Pflege im Gesundheitssystem und auf Bezüge zu Alltagsinteraktionen im Kontext von „Hilfe“ hin. Seine Argumentation knüpft auch an die Differenz von Grund- und Behandlungspflege an, indem er die unterschiedlichen Autonomiegrade der Pflege in beiden Bereichen unterstreicht.

Diskussion/ Schlussfolgerungen: Eine Entscheidung in die eine oder andere Richtung hat für das Selbstverständnis der Pflege weitreichende Konsequenzen. Während eine integrative Zuordnung zum Gesundheitssystem interprofessionelle Kommunikation zur Grundbedingung der Krankenbehandlung macht, ist bei einer Identitätsannahme eines Funktionssystems „Pflege“ die Beziehung zwischen den Professionen immer durch eine Grenze beschrieben, die Differenzen der Zielsetzung und Semantik (u.a. zwischen ärztlicher Medizin und Pflege) auszugleichen hat.

Workshop Pflege bei chronischer Krankheit und chronifizierter Pflegebedürftigkeit (Behrens)


Literatur

1.
Hohm HJ (2002): Das Pflegesystem, Freiburg.
2.
Schroeter K, Rosenthal T (Hg.) (2005): Soziologie der Pflege, Weinheim.