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Kongress Medizin und Gesellschaft 2007

17. bis 21.09.2007, Augsburg

Möglichkeiten und Grenzen der Aktivierung des Selbsthilfepotenzials bei Diabetes-Patienten

Meeting Abstract

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  • Gudrun Koschollek - Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Medizinische Fakultät, Magdeburg
  • Enno Swart - Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Medizinische Fakultät, Institut für Sozialmedizin und Gesundheitsökonomie, Magdeburg

Kongress Medizin und Gesellschaft 2007. Augsburg, 17.-21.09.2007. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2007. Doc07gmds594

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Published: September 6, 2007

© 2007 Koschollek et al.
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Die gesundheitsbezogene Selbsthilfe leistet einen eigenständigen Beitrag zur Gesundheitsförderung. Trotz gestiegener Teilnahmebereitschaft in den letzten Jahren zeigt sich eine erhebliche Diskrepanz zwischen der verbal geäußerten Teilnahmebereitschaft und dem tatsächlichen Engagement in gesundheitsbezogenen Selbsthilfegruppen.

Es wurden 13 episodische Interviews mit Diabetes-Patienten geführt (8 Patienten mit, 5 Patienten ohne Selbsthilfegruppenerfahrung). Die beiden Patientengruppen wurden bzgl. folgender Aspekte verglichen: biographischer Verlauf mit der chronischen Erkrankung, subjektive Konzepte und Theorien von Gesundheit und Krankheit, Gesundheitshandeln, Erfahrungen mit dem medizinischen Versorgungssystem und Selbsthilfegruppen. In der Untersuchung sollten Möglichkeiten und Grenzen bei der Aktivierung der Selbsthilfepotenziale bei Diabetes-Patienten abgeleitet werden.

Die subjektiven Gesundheits- und Krankheitskonzepte sowie –theorien der Selbsthilfegruppenteilnehmer unterscheiden sich nur wenig zwischen beiden Gruppen. Die Erkrankung und Erkrankungsfolgen werden überwiegend nicht als Belastung empfunden. Das Gesundheitshandeln der Patienten unterscheidet sich vor allem hinsichtlich der Aktivierung individueller und sozialer Ressourcen sowie im Umgang mit der Erkrankung. Während Diabetes-Patienten ohne Selbsthilfegruppenerfahrung individuelle Ressourcen, die Unterstützung primärsozialer Netzwerke und die ärztliche Unterstützung als ausreichend empfinden, weist der überwiegende Teil der Selbsthilfegruppenmitglieder ein mehrdimensionales Gesundheitshandeln auf. Kontakt zu einer Selbsthilfegruppe wurde von ihnen bereits kurz nach Diagnosestellung aufgenommen. Die Diabetes-Patienten ohne Selbsthilfegruppenerfahrung wissen allgemein wenig über Selbsthilfegruppen, einige lehnen eine Selbsthilfegruppenteilnahme generell ab. Die Kontakt- und Zugangsmöglichkeiten bewerteten die Selbsthilfegruppenteilnehmer als sehr unterschiedlich. Patienten, die keine Schwierigkeiten bei der Kontaktaufnahme hatten, erhielten Unterstützung durch ihre Ärzte.

Die Interviews lassen gesundheitsbezogene Selbsthilfegruppen als einen sozialen Rahmen für Betroffene erkennen, in denen sie ihre Bewältigungsfähigkeiten und –kompetenzen verbessern können. Wenngleich bei dem überwiegenden Teil der Befragten von einem stabil ausgeprägten Kohärenzgefühl ausgegangen werden kann, deuten die Ergebnisse teilweise auf positive Veränderungen des Kohärenzgefühls bei den Selbsthilfegruppenteilnehmern hin. Zur stärkeren Aktivierung des Selbsthilfepotenzials bei Diabetes-Patienten sind individuelle Maßnahmen (Selbsthilfeaktivierung durch Strategien der Gesundheitsförderung) ebenso wie strukturelle (Intensivierung der Kooperation zwischen Akteuren des Gesundheitswesens und den Selbsthilfegruppe) notwendig.


Literatur

1.
Borgetto, B. (2004): Selbsthilfe und Gesundheit. Analysen, Forschungsergebnisse und Perspektiven. Bern: Hans Huber