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Kongress Medizin und Gesellschaft 2007

17. bis 21.09.2007, Augsburg

Einfluss der Hitzewelle des Jahres 2003 auf die todesursachenspezifische Mortalität

Meeting Abstract

  • Sabine Hertel - Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie, Universität Duisburg-Essen, Essen
  • Barbara Hoffmann - Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie, Universität Duisburg-Essen, Essen
  • Tanja Boes - Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie, Universität Duisburg-Essen, Essen
  • Jürgen Stausberg - Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie, Universität Duisburg-Essen, Essen
  • Martina Ebbinghaus - Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie, Universität Duisburg-Essen, Essen
  • Dorothea Weiland - Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie, Universität Duisburg-Essen, Essen
  • Karl-Heinz Jöckel - Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie, Universität Duisburg-Essen, Essen

Kongress Medizin und Gesellschaft 2007. Augsburg, 17.-21.09.2007. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2007. Doc07gmds556

The electronic version of this article is the complete one and can be found online at: http://www.egms.de/en/meetings/gmds2007/07gmds556.shtml

Published: September 6, 2007

© 2007 Hertel et al.
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Hintergrund: Während der Hitzewelle im August 2003 wurde ein Mortalitätsanstieg in mehreren europäischen Staaten beobachtet. Es bestehen Hinweise, dass sich die Hitzewelle auf die todesursachenspezifische Mortalität unterschiedlich auswirkt. Ziel der Studie ist es, die Assoziation zwischen der Hitzewelle 2003 (6.August-12.August) und der todesursachenspezifischen Mortalität in einer westeuropäischen Großstadt zu untersuchen.

Methoden: Die täglichen Wetterdaten für Essen wurden beim Deutschen Wetterdienst erhoben und der Hitzeindex (=2,179+0,994*Tageshöchsttemperatur+0,016*zeitgleicheTaupunktemperatur²) berechnet. Alle Todesfälle im Essener Stadtgebiet in den Jahren 2002 und 2003 wurden am Essener Gesundheitsamt nach dem Regelwerk der WHO mit der unikausalen Todesursache kodiert. Wir untersuchten die todesursachenspezifische Mortalität während der Hitzewelle deskriptiv durch Vergleich mit der durchschnittlichen Mortalität in den Sommermonaten und mittels additiver Poisson-Modelle für den Gesamtzeitraum sowie die Einzeljahre.

Ergebnisse: Während der Sommermonate des Beobachtungszeitraumes betrug die durchschnittliche Anzahl von Sterbefällen pro Tag für Herz-Kreislauferkrankungen 7,4 (95%-KI 7,0-7,8), gefolgt von Neubildungen 6,0 (95%-KI 5,6-6,4) und respiratorischen Erkrankungen 1,8 (95%-KI 1,6-1,9). Während der Hitzewelle kam es zu einem Anstieg auf 9,6 (95%-KI 6,8-12,3), 6,9 (95%-KI 5,9-7,8) und 2,9 (95%-KI 1,9-3,8) Sterbefälle/Tag. In den 7 Tagen nach der Hitzewelle wurde nur in der Gruppe der Neubildungen ein geringfügiger Abfall auf 5,0 (95%-KI 3,3-6,7) Sterbefälle/Tag beobachtet, während in den anderen Diagnosegruppen die tägliche Mortalität nicht unter das durchschnittliche Niveau sank. Die Betrachtung des nicht-linearen Effekts des Hitzeindex zeigte ab einem Hitzeindex von 27 (mittlerer Hitzeindex im Sommer 2003 beträgt 29, Maximum 41) eine signifikante Erhöhung der Gesamtmortalität im Beobachtungszeitraum. Die todesursachenspezifische Poisson-Regression ergab stärkere Effekte bei den respiratorischen und kardiovaskulären Todesursachen für 2003.

Diskussion: Während der Hitzewelle kam es zu einer Erhöhung der Mortalität in allen untersuchten Diagnosegruppen, wobei diese besonders deutlich in der Gruppe der respiratorischen Erkrankungen war. In der Gruppe der Neubildungen wurden Hinweise für eine kurzfristige Vorverlagerung (Harvesting) von Todesfällen gefunden. Unterschiedliche Mechanismen scheinen die hitzebedingte todesursachenspezifische Mortalität zu beeinflussen.