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Kongress Medizin und Gesellschaft 2007

17. bis 21.09.2007, Augsburg

Ergebnisse eines systematischen Reviews: prä-und postnatales diagnostisches Röntgen und Krebsrisiko bei Kindern

Meeting Abstract

  • Renate Schulze-Rath - IMBEI, Mainz
  • Gael Hammer - IMBEI, Mainz
  • Maria Blettner - IMBEI, Mainz

Kongress Medizin und Gesellschaft 2007. Augsburg, 17.-21.09.2007. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2007. Doc07gmds372

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Published: September 6, 2007

© 2007 Schulze-Rath et al.
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Text

Einleitung und Fragestellung: Die Frage, ob diagnostische Röntgenuntersuchungen vor der Geburt und in der frühen Kindheit ein Risikofaktor für die Krebsentstehung bei Kindern und jungen Erwachsenen sind, ist noch ungeklärt, wie es Übersichtsarbeiten zu den Studien aus den 1950er bis 1980er Jahren belegen. Im vorliegenden systematischen Review wurden epidemiologische Studien aus den Jahren 1990 bis 2005 zu diesem Thema aufgearbeitet.

Material und Methoden: Vor Beginn der Studie wurden Suchstrategie, Literaturquellen und Bewertungskriterien festgelegt. Im Zeitraum 01.01.1990 bis 31.07.2005 publizierte Fall-Kontroll- und Kohortenstudien wurden eingeschlossen. Neben der Suche in PubMed und weiteren sieben kostenfrei zugänglichen Literaturdatenbanken wurden die Referenzlisten der gefundenen Artikel durchsucht. Die relevanten Studien wurden mit Hilfe einer Checkliste zusammengefasst, bewertet und tabelliert. Die Effektmaße wurden in einem Forrestplot zusammengefasst.

Ergebnisse: Von den 145 potentiell relevanten Publikationen mussten 92 nach Durchsicht des Abstrakts und 30 weitere nach der Lektüre ausgeschlossen werden, so dass 17 Fall-Kontroll-Studien und 6 Kohortenstudien zur Auswertung kamen. In Fall-Kontroll-Studien (9 Studien) konnte kein erhöhtes Leukämierisiko pränataler Röntgenuntersuchungen nachgewiesen werden. Drei Fall-Kontroll-Studien zu postnatalem Röntgen hatten widersprüchliche Ergebnisse zum Leukämierisiko. Eine Risikoerhöhung für andere Krebsentitäten (ZNS-Tumoren, Non-Hodgkin-Lymphome, solide Tumoren) wurde -weder für pränatales noch für postnatales Röntgen beobachtet. Die Kohortenstudien konnten nicht gemeinsam bewertet werden, da sie jeweils unterschiedliche Effektmasse und Krebsentitäten untersuchten. Die einzelnen Ergebnisse zeigen sowohl ein erhöhtes als auch ein erniedrigtes Risiko.

Diskussion: Die meisten Studien weisen Limitationen auf (z.B. kleine Fallzahl, ungenaue Erhebung der Exposition, keine Betrachtung moderner Untersuchungen mit ionisierenden Strahlen), so dass keine sicheren Aussagen bezüglich eines Risikos von diagnostischen Röntgenuntersuchungen auf Krebs im Kindesalter und jugendlichem Erwachsenenalter getroffen werden können. Eine Fall-Kontroll- oder Kohortenstudie mit großer Fallzahl und Einschluss aktueller bildgebender Verfahren könnte zur Klärung beitragen.

Literatur in Auswahl


Literatur

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