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Kongress Medizin und Gesellschaft 2007

17. bis 21.09.2007, Augsburg

Nutzung einer frei zugänglichen Internetdatenbank für wissenschaftliche Analysen – Probleme und wissenschaftlicher Wert

Meeting Abstract

  • Friedrich-Wilhelm Röhl - Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Medizinische Fakultät, Magdeburg
  • Anett Theuerkauf - Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Medizinische Fakultät, Magdeburg
  • Alexander Wesselburg - Centum Aqua GmbH Magdeburg, Magdeburg
  • Jörn Kuchenbecker - Helios Klinikum Berlin Buch, Augenklinik, Berlin

Kongress Medizin und Gesellschaft 2007. Augsburg, 17.-21.09.2007. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2007. Doc07gmds326

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Published: September 6, 2007

© 2007 Röhl et al.
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Text

Einleitung: Das Internet ist für viele Patienten eine wichtige Informationsquelle. Sie informieren sich über Krankheiten, Medikamente und Behandlungsstrategien oder versuchen sich an Selbstdiagnosen. Diese Nutzerdaten können Informationsquellen für gesundheitspolitisch relevante Fragen sein.

Material und Methode: Unter der Internetadresse http://www.farbsehtest.de ist ein von den Autoren initiierter web-basierter Farbsehtest zu finden. Die mySQL-Datenbank dieses Testes weist 3500 Nutzer aus. Diese wurden über die eMail-Adressen gebeten, den Test zu wiederholen. In der aktuellen Datenbank wurden 305 Mehrfachnutzer identifiziert. Bei 214 von ihnen betrug die Zeitdifferenz mehr als 1 Jahr.

Zwei Hauptfragen sollen diskutiert werden:

1.
Gibt es Kriterien, mit denen die ernsthaft durchgeführten Teste von den Datensätzen abgegrenzt werden können, die nur Probierstatus haben?
2.
Sind die im Internet ermittelten Testergebnisse reproduzierbar?

Für die Bewertung der Re-Test Reliabilität wurden die Übereinstimmungsquote der Testbewertung (Test bestanden ja-nein), das zugehörige Konfidenzintervall sowie der Kappa-Koeffizient berechnet. Ergänzend wurden die Erst- und Wiederholungstests mit dem Test von McNemar verglichen.

Ergebnisse: Nach einem technischen Abgleich auf Vollständigkeit mussten die verbleibenden 2600 Datensätze auf Ernsthaftigkeit und Übereinstimmungsmerkmale kontrolliert werden. Dabei waren Adressenänderungen, Abweichungen in Schreibweisen und Namensgleichheit zu berücksichtigen. Wir haben 264 auswertbare Doppelnutzer identifiziert. Die Doppelnutzer erreichten eine Übereinstimmungsquote in der Gesamttestbewertung von 92,42% (88,76%-95,25%). Diese steigt mit zunehmendem Abstand zwischen der ersten Testdurchführung und der Testwiederholung. Während sie innerhalb einer Stunde bei 83,73 % (67,98-93,81) lag, steigt der Prozentsatz bei Testwiederholung frühestens nach einem Jahr auf 95,28 % (91,66-97,69). Nur bei kurzfristiger Testwiederholung zeigt sich ein Trend, dass der Anteil an nicht bestandenen Testen in der Wiederholung abnimmt (p=0.074, McNemar).

Schlussfolgerungen: Die Auswertung frei zugänglicher Internetdatenbanken zur Gewinnung wissenschaftlicher Erkenntnisse ist mit einem extremen Aufwand verbunden. Hauptproblem ist die Differenzierung zwischen seriösen und unseriösen Angaben, die allein mit technischen Hilfsmitteln nur schwer gelingt. Trotzdem können solche Datenbanken interessante Informationsquellen für Forschungsansätze sein.


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