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Kongress Medizin und Gesellschaft 2007

17. bis 21.09.2007, Augsburg

Arbeitslosigkeit und Gesundheit – aus Public Health Perspektive

Meeting Abstract

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  • Andreas Weber - Institut für Qualitätssicherung in Prävention und Rehabilitation an der Deutschen Sporthochschule (iqpr GmbH), Köln
  • Georg Hörmann - Lehrstuhl für Allgemeine Pädagogik der Universität Bamberg, Bamberg
  • Walther Heipertz - Bundesagentur für Arbeit, Nürnberg

Kongress Medizin und Gesellschaft 2007. Augsburg, 17.-21.09.2007. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2007. Doc07gmds312

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Published: September 6, 2007

© 2007 Weber et al.
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Einleitung: Bei derzeit ca. 4 Mio arbeitslosen Menschen in Deutschland (davon ca.1,5 Mio Langzeitarbeitslsoen) sind die Wechselbeziehungen zwischen Arbeitslosigkeit, Gesellschaft, Gesundheit und Krankheit ein sozialmedizinisches, volkswirtschaftliches und gesellschaftspolilitisches Problem ersten Ranges.

Methoden: Die Übersicht fokussiert auf Daten zu Sozialleben, Gesundheitsverhalten, Morbidität, Inanspruchnahme medizinischer Dienstleistungen und Mortalität von Arbeitslosen. Dazu erfolgte eine Sichtung und Bewertung der internationalen gesundheitswissenschaftlichen und sozialmedizinischen Fachliteratur.

Ergebnisse: Negative Auswirkungen von (Langzzeit-)Arbeitslosigkeit auf die psychosoziale Gesundheit (u.a. Rückzug, vermindertes Selbstwertgefühl, Familien-/Partnerkonflikte, soziale Isolation, Schlafstörungen, depressive Syndrome, Angsterkrankungen, Suchtmittelkonsum, suizidale Handlungen) können heute als wissenschaftlich belegt gelten. Weniger eindeutig ist die Datenlage hinsichtlich somatischer Negativeffekte von Arbeitslosigkeit (u.a. Herz-Kreislauferkrankungen, gastrointestinale Störungen, Krebs). Auch die Frage nach Kausalität bzw. Selektion lässt sich nach wie vor wissenschaftlich nicht abschließend beantworten. Arbeitslosigkeit kann im Einzelfall sowohl Ursache als auch Folge einer eingeschränkten Gesundheit sein. Gesundheitsrelevante Folgen von Arbeitslosigkeit werden durch zahlreiche Moderatorvariablen wie z.B. Alter, Geschlecht,Dauer der Arbeitslosigkeit, Vorerkrankungen, sozioökonomischer Status, Bildung, Persönlichkeit, soziale Unterstützung beeinflusst. Als psychopathogene Mechanismen werden u.a. Arbeitslosigkeit als belastendes Lebensereignis, wirtschaftliche Deprivation, Stigmatisierung oder die Beeinträchtigung der persönlichen Integrität diskutiert. Hinsichtlich pathogener somatischer Wirkungen stehen vor allem indirekte, Stress (z.B. Cortisol, immunologische Parameter) und Verhaltens bedingte (z.B. Ernährung, Alkohol, Nikotinkonsum) Veränderungen im Vordergrund.

Schlussfolgerungen: Hinsichtlich weiterer Forschungsaktivitäten sind neben der Beachtung methodischer Anforderungen zur Aufdeckung von Ursache/ Wirkungsbeziehungen oder salutogentischer Potentiale auch neuere mit Arbeitslosigkeit vergleichbare Stressoren (z.B. Arbeitsplatzunsicherheit, Working poor)zu untersuchen. In der Praxis ist das gesundheitsfördernde Engagement, insbesondere bei Langzeitarbeitslosen, zu verstärken. Politisch müssten bei prognostiziertem Fortbestand der Massenarbeitslosigkeit alternative Wege der Teilhabe am Leben in der Gesellschaft aufgezeigt werden.


Literatur

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Weber A, Lehnert G. Unemployment and cardiovascular diseases: a causal relationship? Int Arch Occup Environ Health. 1997;70:153-60.
2.
Weber A, Schaller KH. Unemployment and health. Int Arch Occup Environ Health. 1999;72(Suppl):S1.
3.
Weber A. Begutachtungsprobleme bei Arbeitslosigkeit-Krankheit-Gesundheit: Gegenwärtiger sozialmedizinischer Erkenntnisstand zu gesundheitlichen Auswirkungen von Arbeitslosigkeit. Med Sach. 2007;103: 5-12.