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Kongress Medizin und Gesellschaft 2007

17. bis 21.09.2007, Augsburg

Die Wechselwirkung zwischen Arbeitslosigkeit und Gesundheit – längsschnittliche Befunde auf Basis des Sozio-ökonomischen Panels (SOEP)

Meeting Abstract

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  • Annalena Dunkelberg - Robert Koch Institut, Berlin
  • Thomas Lampert - Robert Koch Institut, Berlin

Kongress Medizin und Gesellschaft 2007. Augsburg, 17.-21.09.2007. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2007. Doc07gmds075

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Published: September 6, 2007

© 2007 Dunkelberg et al.
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Einleitung: Einerseits können starke Gesundheitsbeeinträchtigungen, insbesondere bei körperlich ausgerichteten Berufen, zu einem Arbeitsplatzverlust führen (Selektion), andererseits kann sich die Belastung einer Arbeitslosigkeit insbesondere bei längerer Dauer negativ auf das Wohlbefinden und die Gesundheit auswirken (Kausation). Auf Basis eines Längsschnitt-Datensatzes soll in diesem Beitrag die wechselseitige Einflussnahme zwischen Arbeitslosigkeit und Gesundheit unter zusätzlicher Berücksichtigung der Dauer von Arbeitslosigkeit bzw. eines schlechten Gesundheitszustands untersucht werden.

Material und Methoden: Als Datenbasis werden die Wellen 1998 bis 2005 des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP), einer jährlich durchgeführten, für die deutsche Wohnbevölkerung repräsentativen Wiederholungsbefragung, verwendet. Arbeitslosigkeit wird über die Frage nach einer derzeitigen Meldung beim Arbeitsamt und subjektive Gesundheit mittels einer fünfstufigen Skala von „sehr gut“ bis „schlecht“ erfasst. Hierbei wird zudem die Dauer von Arbeitslosigkeit bzw. eines schlechten Gesundheitszustands (bis zu einem Jahr, zwei Jahre, drei bis vier Jahre) berücksichtigt. Die wechselseitige Einflussnahme wird an Hand von geschlechtsspezifischen Logit-Modellen unter Kontrolle für Alter, Wohnregion, Bildung und Einkommen untersucht.

Ergebnisse: Für Männer werden signifikante Effekte sowohl von Gesundheitsbeeinträchtigungen auf einen Arbeitsplatzverlust als auch von Arbeitslosigkeitserfahrungen auf den subjektiven Gesundheitszustand gefunden, die mit der Dauer des jeweiligen Ereignisses noch ansteigen. Hierbei erhöhen Gesundheitsdefizite stärker das Risiko eines Arbeitsplatzverlustes als umgekehrt. Bei Frauen zeigt sich ein anderes Bild: Ein schlechter Gesundheitszustand wirkt sich hier auch bei längerer Dauer nicht negativ auf einen Arbeitsplatzverlust aus. Zudem findet sich lediglich ein signifikanter Effekt einer kurzzeitigen Arbeitslosigkeit (bis zu einem Jahr) auf einen schlechten Gesundheitszustand, während für längere Arbeitslosigkeit keine Effekte gefunden werden.

Schlussfolgerungen: Die postulierte Wechselwirkung zwischen Arbeitslosigkeit und Gesundheit konnte an Hand der Analysen für Männer bestätigt werden, wobei der Selektionsmechanismus bedeutender zu sein scheint als der Kausationsmechanismus. Dass für Frauen kaum signifikante Effekte gefunden werden, könnte in geschlechtsspezifischen Unterschieden in der Berufswahl, der Erwerbsorientierung und in unterschiedlichen Einbußen des Lebensstandards bei Arbeitslosigkeit begründet sein.