gms | German Medical Science

Kongress Medizin und Gesellschaft 2007

17. bis 21.09.2007, Augsburg

Evaluation der Effektivität der Schuldnerberatung für psychisch kranke Patienten: Vergleich der Beratungsansätze in zwei psychiatrischen Kliniken

Meeting Abstract

Search Medline for

  • Susanne Busch - Hochschule für angewandte Wissenschaften Hamburg, Hamburg
  • Heike Hansen - Hochschule für angewandte Wissenschaften Hamburg, Hamburg

Kongress Medizin und Gesellschaft 2007. Augsburg, 17.-21.09.2007. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2007. Doc07gmds052

The electronic version of this article is the complete one and can be found online at: http://www.egms.de/en/meetings/gmds2007/07gmds052.shtml

Published: September 6, 2007

© 2007 Busch et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution License (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.en). You are free: to Share – to copy, distribute and transmit the work, provided the original author and source are credited.


Outline

Text

Einleitung/ Hintergrund: Mehr als 1 Millionen Menschen sind nach ICD-10 psychisch krank. Zugleich gelten mindestens 10% der Bevölkerung als überschuldet, mit schätzungsweise 800.000 Fällen sind überproportional häufig psychisch Kranke davon betroffen. Hilfe zur Überwindung der Krankheit sollte in diesen Fällen immer auch Hilfe zur Überwindung der Schuldenproblematik beinhalten. Die Öffentlichkeit stellt weder in ausreichender Quantität Schuldnerberatungsstellen zur Verfügung und noch können diese der besonderen Problematik der psychisch Erkrankten adäquat Rechnung tragen. Im Rahmen eines Modellprojektes wurde für verschuldete psychisch Erkrankte in einer Hamburger Klinik eine Schuldnerberatung initiiert. Zeitgleich wurde in einer anderen Klinik eine Schuldnerberatung in Zusammenarbeit mit einem Förderkreis angeboten. Die Beratungsangebote wurden einer vergleichenden Evaluationsstudie unterzogen.

Material und Methoden: Die Entwicklung eines multi-perspektivisches Nutzentableaus war Ausgangspunkt für 218 differenzierte Einzelfalldokumentationen, die Angaben über Soziodemographie, Ver- bzw. Entschuldung, Krankheit sowie Beratungszugang und –umfang enthalten. Die Fälle wurden nach dem Inzidenzkonzept ab 01.01.2005 mit einem Dokumentationszeitraum von 1 Jahr erhoben. Ergänzend fanden Dokumentenanalysen und Expertengespräche statt.

Ergebnisse: Grundsätzlich hat sich die hohe – auch therapeutische - Relevanz eines derartigen Angebotes bestätigt. Im Vergleich der berücksichtigten Kliniken bestanden allerdings erhebliche Unterschiede hinsichtlich des Zeitaufwands für die Beratung, dem Einbezug der klinischen Sozialarbeit bzw. in den gesamttherapeutischen Kontext, der Reichweite des Beratungsauftrages, den Finanzierungsmodalitäten und der organisatorischen Verortung. Die durchgeführten Kosteneffektivitätsanalysen zeigen am Beispiel ausgewählter Kosten-/Nutzenparameter, dass eine rein formelhafte Betrachtung der Effektivität der Schuldnerberatungen eine vergleichende Bewertung nicht zulässt.

Diskussion/ Schlussfolgerungen: Grundsätzlich sind Schuldnerberatungen zu evaluieren und - wenn nicht generell ein Einbezug in den grundlegenden therapeutischen Kontext erfolgt – ist zumindest eine routinemäßige Rückkoppelung mit der klinischen Sozialarbeit notwendig. Konkrete Überlegungen in welchem Umfang Kompetenzen zur Schuldnerberatung in entsprechende Aus-/Fort-/Weiterbildungs- bzw. Studienordnungen aufzunehmen sind, müssen auf Seiten der Fachverbände geführt werden, um ein Schuldnerberatungsangebot bei psychisch Erkrankten mit einer Verschuldungsproblematik in qualitativ und quantitativ ausreichendem Maße sicher zu stellen.


Literatur

1.
Busch/Hansen (2006): Evaluation der Effektivität der Schuldnerberatung für psychisch kranke Patienten der Asklepios Klinik Nord (Hamburg)und der Schön Klinik Eilbek (Hamburg), EvaSPa-Studie 2006, Abschlussbericht, HAW Hamburg
2.
Egner-Koch, Wolfgang: Praxis der Schuldnerberatung im psychiatrischen Kontext, Vortrag BAG Schuldnerberatung, 2006
3.
Korczak, Dieter: Verschuldung macht krank, Krankheit führt zur Verschuldung in: Tagungsband Psychiatrisches Zentrum Nordbaden: Verschuldung und psychische Gesundheit, Wiesloch 2002, S.15-27
4.
Korczak, Dieter: Überschuldungssituation und Schuldnerberatung in der Bundesrepublik Deutschland, (mit Gabriela Pfefferkorn), Schriftenreihe Band 3 des Bundesministeriums für Familie und Senioren, Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart/Berlin/Köln, 1992
5.
Schuldenreport 2006 (Verbraucherzentrale Bundesverband, Deutscher Caritasverband, Deutsches Rotes Kreuz, Diakonisches Werk der EKD (Hrsg.), BWV Berliner Wissenschafts-Verlag , 2006
6.
Wieslocher Thesen, Fachtagung „Verschuldung und psychische Gesundheit“ im Psychiatrischen Zentrum Nordbaden in Wiesloch, 2002