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Kongress Medizin und Gesellschaft 2007

17. bis 21.09.2007, Augsburg

Inanspruchnahme von Notfallambulanzen: Welche Differenzen bestehen zwischen jüngeren und älteren Patienten/-innen?

Meeting Abstract

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  • Birgit Babitsch - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Berlin
  • Tanja Braun - Middlesbrough PCT
  • Matthias David - Charité - Universitätsmedizin, Berlin
  • Theda Borde - Alice-Salomon Fachhochschule, Berlin

Kongress Medizin und Gesellschaft 2007. Augsburg, 17.-21.09.2007. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2007. Doc07gmds017

The electronic version of this article is the complete one and can be found online at: http://www.egms.de/en/meetings/gmds2007/07gmds017.shtml

Published: September 6, 2007

© 2007 Babitsch et al.
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Hintergrund: Studien belegen Unterschiede der Inanspruchnahme medizinischer Versorgungsangebote nach Geschlecht, Ethnizität und Alter. Im Fokus dieses Beitrages stehen die Parameter Alter und Geschlecht hinsichtlich eines unterschiedlichen Nutzungsverhaltens.

Daten und Methoden: Im Rahmen einer BMBF-geförderten Studie wurden 2001/2002 für drei Berliner Kliniken die Daten der Erste-Hilfe-Scheine internistischer Notfallambulanzen ausgewertet (N=4.830; Frauen (n=2.550); Männer (n=2.280)). Es wurden vier Altersgruppen gebildet: 15 bis 49 Jahre (n=2.395); 50 bis 64 Jahre (n=1.030); 65 bis 89 Jahre (n=836) und 80 bis 101 Jahre (n=569) und nach Geschlecht unterteilt.

Ergebnisse: Zwischen den o.g. Altersgruppen zeigen sich signifikante Unterschiede nach Geschlecht vor allem bei den „Hochaltrigen“ (80 Jahre und älter): Frauen: 71,5 % vs. Männer: 28,5 %. Zugleich ist der Anteil der Migranten/innen bei den Älteren geringer. Ältere Patienten/-innen kamen signifikant häufiger mit einem Rettungs- und Transportdienst als jüngere Patienten/-innen, die überwiegend privat zur Klinik gebracht wurden (Frauen: 73,4 % (15 bis 49 Jahre) vs. 21,5 % (80 Jahre+) bzw. Männer: 68,8 % vs. 25,9 %). Auch der Zeitpunkt der Inanspruchnahme differiert signifikant: 65jährige und ältere Patienten/-innen suchten häufiger als die jüngeren Vergleichsgruppen die Notfallambulanz tagsüber und wochentags auf. Hinsichtlich der Dauer der Beschwerden vor Inanspruchnahme zeigen sich keine alters- und geschlechtsspezifischen Unterschiede, jedoch für Beschwerden, Schmerzen und Diagnosen. Auch hinsichtlich der Diagnostik und Therapie fanden sich signifikante Unterschiede. 2/3 der 80jährigen und älteren Patienten/-innen wurden stationär aufgenommen vs. 1/3 der 15 bis 49jährigen Patienten/-innen. Letztgenannter Unterschied bestätigt sich auch im multivariaten Modell, in dem Alter und Geschlecht - neben anderen - wichtige Prädiktoren für die stationäre Aufnahme sind.

Diskussion/Schlussfolgerungen: Die Nutzung der Notfallambulanzen unterscheidet sich erheblich zwischen den jüngeren und älteren Patienten/-innen. Für ältere und „hochaltrige“ Patienten/-innen sind Notfallambulanzen eine wichtige Komponente der Gesundheitsversorgung, welche sich auch an den Bedürfnissen und Möglichkeiten dieser Altersgruppen orientieren sollte. Die altersspezifischen Unterschiede sind Ausdruck morbiditätsbezogener Differenzen; sie sind möglicherweise aber auch versorgungsbezogen (z. B. Medikamentenunverträglichkeit, Pflege).