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51. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (gmds)

10. - 14.09.2006, Leipzig

SEAMAN - Miteinander statt Gegeneinander. Elektronisch gestütztes Sektor- und berufsgruppenübergreifendes Entlassungs- und Aufnahmemanagement in Harburg-Süderelbe.

Meeting Abstract

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  • Anna Niemeyer - Universitätskrankenhaus Eppendorf, Hamburg
  • Hendrik van den Bussche - Universitätskrankenhaus Eppendorf, Hamburg

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (gmds). 51. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie. Leipzig, 10.-14.09.2006. Düsseldorf, Köln: German Medical Science; 2006. Doc06gmds248

The electronic version of this article is the complete one and can be found online at: http://www.egms.de/en/meetings/gmds2006/06gmds324.shtml

Published: September 1, 2006

© 2006 Niemeyer et al.
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Hintergrund

Die ungenügende Verzahnung an den Schnittstellen führt zu Problemen beim Übergang der Patienten vom ambulanten in den stationären Sektor und umgekehrt. Versorgungslücken entstehen dabei vor allem durch mangelnde oder unzureichende Informationsübermittlung. Neben den Patienten sind ärztliche genauso wie pflegerische und soziale Berufsgruppen Leidtragende dieser Situation.

Das Praxisprojekt SEAMAN hat im Mai 2004 mit einer Dauer von zwei Jahren und vier Monaten begonnen und wird durch die Freie und Hansestadt Hamburg gefördert. Die Prozesse der Krankenhauseinweisung und -entlassung und der hausärztlichen Nachsorge sowie der pflegerischen Betreuung sollen mittels standardisierter Informationsübertragung verbessert und elektronisch unterstützt werden. Die Vernetzung umfasst Hausärzte und Krankenhäuser sowie ambulante Pflegedienste und Pflegeheime.

Methoden

Um einen bedarfsorientierten Lösungsansatz zu entwickeln, wurden die Kommunikations- und Informationsprozesse der beteiligten Berufsgruppen im Raum Harburg/Süderelbe in einer qualitativen Studie untersucht. Die abgeleiteten Prozesse wurden in elektronisch in einer Datenbank erfasst und für die beteiligten Einrichtungen in Flussdiagrammen abgebildet. Auf der Basis dieser Prozesse wurde ein elektronisches Dokument konzipiert, das von allen Berufsgruppen und Einrichtungen (Pflege, Sozialdienst und Med. Dienst im Krankenhaus; Ndgl. Hausärzte; ambulante Pflegedienste und Pflegeheime) gemeinsam zur Überleitung bei Aufnahme und Entlassung von Patienten genutzt werden kann. Die Erwartungen und Einstellungen zur telematisch unterstützten Überleitung wurden mit einem quantitativen Verfahren bei den Beteiligten erhoben.

Alle beteiligten Einrichtungen (2 Krankenhäuser, 10 Hausarztpraxen, 4 ambulante Pflegedienste und ein Pflegeheim) wurden systematisch in der Anwendung geschult und ein Web-Forum für den gegenseitigen Austausch angeboten.

Das elektronische Dokument – SEADOK – wurde mit JAVA entwickelt. Das Dokument kann on- oder offline erstellt werden und anschließend per Upload den betreffenden Einrichtungen und ihren Ansprechpartnern zur Verfügung gestellt werden. Im Dokument erfolgt eine feldbezogene Signatur (erfolgt später dann mit der HPC), so dass Autoren sowohl elektronisch, als auch im Ausdruck identifizierbar sind.

Im Netz werden sichere gerichtete und ungerichtete Kommunikation zur Verfügung gestellt. Im MPLS basierten Gesundheitsnetz wird das international ausgebaute IP-Backbone (IP= Internet Protocol) der Deutschen Telekom AG mit MPLS (Multi Protocol Label Switching) verwendet. Das Netz bildet mit seinen Netzknoten die Basisinfrastruktur für die IP-Kommunikation. Auf dieser Plattform wird das geschlossen aufgebaute Netz (als Virtual Private Network- VPN) auf Basis des Internet Protokolls –TCP/IP- betrieben. Dieses Netz ist als Gesundheitsnetz in Hamburg etabliert [1] und vom Hamburgischen Datenschutzbeauftragten abgenommen und lässt sich in die Bit4Health Rahmenarchitektur einbinden.

Ergebnisse

Zum erstenmal ist es gelungen ein berufsgruppenübergreifendes Dokument zu entwickeln, das ärztliche, pflegerische und sozialdienstlich relavante Informationen enthält und somit den Arztbrief und die Pflegeüberleitung gleichermassen ablösen kann.

Abbildung 1 [Abb. 1]. Die Ergebnisse der Prozessanalyse wurden in einem Pflichtenheft für die elektronische Kommunikation berücksichtigt.

Die Umsetzung und Weiterentwicklung der erforderlichen Software für den elektronischen Austausch von Informationen zur Überleitung erfolgen in enger Zusammenarbeit mit den Beteiligten. Die telematische Vernetzung aller beteiligten Einrichtungen mit der Möglichkeit verschiedene Kommunikationswege zwecks effektiver Datenübertragung zu nutzen wurde im Frühjahr 2006 realisiert. Zurzeit läuft die Erprobungsphase in 17 Einrichtungen vorgesehen sind dabei etwa 120 Anwender. Im Herbst 2006 liegen erste Ergebnisse und Erfahrungen vor.

Diskussion

Entscheidend für den Erfolg der Anwendung wird die Akzeptanz durch die Nutzer sein. Bereits jetzt zeichnen sich hohe Erwartungen bei gleichzeitiger geringer Toleranz ab. Telematische Lösungen müssen einen zentralen Fokus auf Usability legen und die Anwender von Anfang an miteinbeziehen.


Literatur

1.
Niemeyer A, Stettin, J. Telematik und Qualität. Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz. 2005;48(7):761–770.