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50. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (gmds)
12. Jahrestagung der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Epidemiologie (dae)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie
Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Epidemiologie

12. bis 15.09.2005, Freiburg im Breisgau

Neue Perspektiven für das strategische Informationsmanagement im Krankenhaus

Meeting Abstract

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  • Elvira Kuhn - Fachhochschule Trier, Trier
  • Daniel Schneider - RWTH, Informatik, Aachen
  • Stefan Gräber - Inst. für Ep., Biom. und med. Informatik, Saarbrücken/Homburg

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie. Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Epidemiologie. 50. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (gmds), 12. Jahrestagung der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Epidemiologie. Freiburg im Breisgau, 12.-15.09.2005. Düsseldorf, Köln: German Medical Science; 2005. Doc05gmds143

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Published: September 8, 2005

© 2005 Kuhn et al.
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Einleitung

Unbestreitbar zählt ein effektives Informationsmanagement heute zu den wichtigsten Erfolgsfaktoren eines Krankenhauses. So kann ein nicht funktionierendes Informationssystem die effiziente Erledigung von Aufgaben stark behindern oder sogar unmöglich machen. Eine wichtige Rolle für die Sicherstellung der Informationslogistik spielt die Abstimmung zwischen der strategischen Ausrichtung des Krankenhauses und der Gestaltung der internen Prozesse. Sie wird unterstützt durch das Rahmenkonzept für das Krankenhausinformationssystem als Werkzeug der strategischen, taktischen und operationalen Planung. In diesem Beitrag wird gezeigt, dass sich die Abstimmung zwischen strategischer Ausrichtung und tatsächlicher Prozessgestaltung durch die konsequente Orientierung des Rahmenkonzepts an modernen Methoden der Wirtschaftsinformatik wesentlich verbessern lässt.

Methoden

Zielsetzung bei der Erstellung eines Rahmenkonzepts ist die umfassende Planung des Krankenhausinformationssystems (KIS) auf der Basis der strategischen Ausrichtung des Krankenhauses. Die Arbeitsgruppe "Methoden und Werkzeuge für das Management von Krankenhausinformationssystemen" der GMDS hat einen Leitfaden veröffentlicht [1], um diese komplexe Aufgabe des Informationsmanagements systematisch zu unterstützen. Eine aktuelle Analyse ergab, dass neuere Erkenntnisse aus der Wirtschaftsinformatik, insbesondere der Betriebswirtschaftslehre [2], [3], der Organisationslehre [4], [5] und des Qualitätsmanagements [6] nicht oder nur unzureichend in dem Leitfaden und damit auch in den abgeleiteten Rahmenkonzepten berücksichtigt sind. Um dieses Defizit zu beheben, wird das Methodenspektrum durch Berücksichtigung von Erkenntnissen über strategische Unternehmensführung, Marketing, Controlling, Betriebspsychologie sowie Arbeitsplatzgestaltung erweitert.

Im Einzelnen wurden am Leitfaden folgende Änderungen vorgenommen: Zur Analyse der Aufgabenbereiche für die Abstimmung zwischen Controlling und Informations- und Krankenhausmanagement wird die Balanced Scorecard [7] empfohlen und auf ihre erfolgreiche Anwendung hingewiesen [8]. Kriterien zur Entscheidung der organisatorischen Zuordnung von Aufgaben des Informationsmanagements werden unter dem Aspekt "Dezentralisierung – Zentralisierung" ermittelt [9]. Zur Unterstützung der Qualitätssicherung werden die mehrdimensionalen Wissensindikatoren [10] verwendet. Sie dienen der Ermittlung von bestehendem Wissen im Bereich der Informationsverarbeitung und können bei Änderungen z.B. wichtige Hinweise auf den Handlungsbedarf hinsichtlich der Überarbeitung des Schulungskonzeptes geben. Außerdem muss während der Durchführung von Projekten die Qualität durch Normen, Standards, Vorgehensmodelle und Verwendung bewährter Prozessmodelle [11], [12] gewährleistet werden. Dabei wird ausdrücklich auf die Notwendigkeit des Kennzeichnens von Änderungen hingewiesen. Da gerade die Mitarbeiterzufriedenheit eine entscheidende Rolle für eine qualitativ hochwertige Dienstleistung spielt, werden Kriterien zur Feststellung und Verbesserung der persönlichen Situation in einer Gruppe und zur Arbeitsplatzgestaltung aufgenommen [13], [14]. Das Zusammenspiel zwischen dem Informationsmanagement und der Krankenhausleitung wird durch Konzepte der virtuellen Vernetzung erweitert. Um auf einen Wechsel in der strategischen Ausrichtung jederzeit reagieren zu können, wird die Anwendung von Konzepten des Changemanagements [15], [16] eingeführt. Die Offenlegung der strategischen Ausrichtung wird aus marketing-technischen Überlegungen herausgestrichen und durch einfache "Missions" ersetzt [17]. Das Phasenmodell zur Erstellung eines Rahmenkonzepts wird nicht mehr an das Wasserfallmodell sondern an das Spiralenmodell [12] der Systemtechnik angelehnt. Ebenfalls aus dem Bereich der Systemtechnik wurde die Notwendigkeit der Darstellung einer Systemarchitektur [18] aufgenommen. Sie integriert die nicht-rechnergestützten Teile des KIS unter Workgroupaspekten [19]. Das Migrationskonzept wird nun aus dem neu eingeführten Änderungskonzept abgeleitet.

Ergebnisse

Unter dem Aspekt, dass auch die Umsetzbarkeit des Rahmenkonzepts von den Erstellern gewährleistet werden muss, trägt die Anwendung von Konzepten aus der Unternehmensführung erheblich zur Modernisierung des Leitfadens bei. Er wird außerdem durch die Ersetzung des Begriffs "abteilungsspezifisch" durch "fachspezifisch" an moderne Organisationsstrukturen angepasst. Die Organisationsstruktur wird nun direkt aus der Prozessstruktur entwickelt, und nicht – wie ursprünglich vorgeschlagen – aus Geschäftsbereichen heraus. Werden Prozesse realisiert, müssen auch langfristige Planungen von Kooperationen und die zugehörigen Kommunikationsflüsse, z.B. die elektronische Patientenakte mit Teilabschnitten für Einweiser und Therapeuten berücksichtigt werden. Veränderungen gegenüber erstellten und verabschiedeten Plänen müssen protokolliert und mit Datum versehen werden. Aus der Änderungsinformation geht nun hervor, wer sich wofür verantwortlich zeichnet. Gründe, die zu Änderungen geführt haben, müssen nachvollziehbar mitdokumentiert werden. Eine weitere Unterstützung durch das Controlling besteht in der weiteren Detaillierung von Kosten. Der Kostenplan gibt nun auch die Kosten für neue Schnittstellen, Integrationskosten, Ausschreibungskosten, Schulungskosten und die Kosten für Outsourcing von Aufgaben wieder. Das Migrationskonzept beinhaltet neben der Dokumentationsvorschrift auch die Modellierungsvorschrift zur Sicherstellung besserer Lesbarkeit und Verständlichkeit.

Diskussion

Durch die Aufnahme zentraler und assoziierter Forschungsergebnisse der Wirtschaftsinformatik in das Rahmenkonzept werden sowohl Führungs- wie auch Durchführungsaufgaben durch moderne Methoden und Techniken unterstützt. Insbesondere werden die Entscheidungen zur organisatorischen Einbindung der Mitarbeiter des Informationsmanagements durch die prozessorientierte Betrachtung der Patientenbehandlung und der daraus resultierenden Rollenmodelle wesentlich vereinfacht. Änderungen, die sich aus der Vision über die Strategie in den operationalen Bereich ergeben, werden durch ein geeignetes Änderungsmanagement transparent und in das Migrationskonzept integriert. Sie stellen keine Störfaktoren mehr dar, sondern werden "erwartet".

Fazit

Die Einbindung moderner wirtschaftsinformatorischer Methoden bei der Erstellung des Rahmenkonzepts für das Krankenhausinformationssystem verbessert die Planung der Informationsverarbeitung und wird dadurch auch zu einer Verbesserung der Aufgabenerfüllung führen.


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