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50. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (gmds)
12. Jahrestagung der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Epidemiologie (dae)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie
Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Epidemiologie

12. bis 15.09.2005, Freiburg im Breisgau

Pharmakoepidemiologische Kohortenstudie zur Anwendung von Remifemin®/Remifemin® plus bei Patientinnen mit Mammakarzinom, einschließlich Hormonrezeptor-positiver Tumore

Meeting Abstract

  • Hans-Heinrich Henneicke-von Zepelin - Schaper & Brümmer GmbH & Co. KG, Salzgitter
  • H. Becher - Ruprecht-Karls-Universität, Heidelberg
  • D. Schröder-Bernardi - IMS HEALTH GmbH & Co. OHG, Frankfurt/Main
  • U. Stammwitz - Schaper & Brümmer GmbH & Co. KG, Salzgitter

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie. Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Epidemiologie. 50. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (gmds), 12. Jahrestagung der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Epidemiologie. Freiburg im Breisgau, 12.-15.09.2005. Düsseldorf, Köln: German Medical Science; 2005. Doc05gmds115

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Published: September 8, 2005

© 2005 Henneicke-von Zepelin et al.
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Eine Vielzahl der Patientinnen, bei denen ein Mammakarzinom diagnostiziert wird, leidet gleichzeitig unter hormonmangelbedingten klimakterischen Beschwerden. Primäre und adjuvante Tumortherapien können diese Beschwerden - insbesondere vasomotorische Symptome - noch verschlimmern. Selbst postmenopausale Patientinnen ohne akute Wechseljahressymptomatik können erneut mit Beschwerden konfrontiert werden [1]. Aus Sicherheitsgründen scheidet eine Hormonersatztherapie zumindest bei Östrogenrezeptor-positiven Tumoren aus [2], [3] . Für die beiden pflanzlichen Gynäkologika Remifemin® und Remifemin® plus, die einen isopropanolischen Cimicifuga-Extrakt enthalten, besteht keine Kontraindikation bezüglich östrogenabhängiger Tumoren in der Anamnese, da in experimentellen und klinischen Studien keine östrogenen Effekte nachgewiesen werden konnten [4], [5], [6], [7]. Die Spontanmeldungen unerwünschter Arzneimittelwirkungen geben ebenfalls keine Hinweise auf die Förderung von Rezidiven bei Patientinnen mit Brustkrebs. Die hier präsentierte Untersuchung steuert weitere Humandaten bei.

Die Studienpopulation dieser Datenbank-basierten, vergleichenden Kohortenstudie mit zurückverlegtem Anfangspunkt bestand aus Frauen mit Mammakarzinom (einschließlich Hormonrezeptor-positiver Tumore) in der Anamnese, die zwischen 1992 und 2003 in einer der IMS® 'Disease Analyzer' - mediplus® - Datenbank [8] angeschlossenen Praxis behandelt wurden. Es wurden Daten aus 1.511 Praxen (1.278 Allgemeinmediziner, Praktiker, Internisten und 233 Gynäkologen) analysiert. Die Gesamtzahl der Patientinnen mit Mammakarzinom betrug 47.795. Fälle mit primär metastasierendem Tumor, nicht bestätigter Verdachtsdiagnose, anderen Primärtumoren vor Mammakarzinom, Verordnung anderer Cimicifuga-Präparate oder einer Beobachtungsdauer von weniger als 6 Monaten wurden aus der Analyse ausgeschlossen. Zielkriterium war die tumorfreie Überlebenszeit nach der Diagnose Mammakarzinom. Rezidive wurden anhand von ICD-Codes, spezifischen Therapiemaßnahmen oder Freitexteinträgen in der Datenbank gesichert. Primäre Einflussvariable war die Behandlung mit Remifemin®/ Remifemin® plus nach Diagnosestellung bzw. Primärtherapie eines Mammakarzinoms. Es handelte sich um eine Nicht-Unterlegenheitsstudie. Als Konvention waren ein Fehler erster Art von 0,05 und ein Äquivalenzintervall von +/- 25% zugrunde gelegt. Dies entspricht bei einem Hazard-Ratio als Zielparameter einem Intervall von 0,8 bis 1,25 (H0: RR > 1,25). Die statistische Auswertung erfolgte mit Kaplan-Meier-Schätzungen und mittels einer Überlebenszeitanalyse im Proportional Hazards Modell. Als relevante Kovariablen wurden berücksichtigt: Alter bei Diagnosestellung, Tamoxifen-Therapie, Anzahl der Datenbank-Einträge pro Jahr, Jahr der Diagnosestellung, Anwendung weiterer Naturheilverfahren.

In die Analyse wurden 18.861 Brustkrebspatientinnen eingeschlossen. Von diesen wurden 1.102 Patientinnen der Remifemin® / Remifemin® plus-Gruppe und 17.759 der Kontrollgruppe zugeordnet. Die Patientinnen waren bei Diagnose im Mittel 61,4 Jahre alt. Die mittlere Beobachtungszeit zwischen Diagnosestellung und letztem Datenbankeintrag betrug 3,6 Jahre, bei den Remifemin®-/ Remifemin® plus-Anwenderinnen durchschnittlich 4,6 Jahre. Insgesamt zeigte sich eine hohe Konsistenz der Daten. Es ergaben sich keine Hinweise für eine fehlende Validität oder Repräsentativität der Datenbank 'Disease Analyzer' für die zu analysierenden Fragestellungen. Die Hypothese einer relevanten Erhöhung des Rezidivrisikos unter / nach Remifemin®- / Remifemin® plus Behandlung konnte, im Vergleich zu nicht mit diesen Medikamenten behandelten Frauen, verworfen werden.

Vielmehr zeigte der direkte Gruppenvergleich insgesamt und in allen Altersklassen geringere Rezidivraten bei Remifemin®-/ Remifemin® plus-Patientinnen. Während bereits zwei Jahre nach Erstdiagnose 14 % der Frauen in der Kontrollgruppe ein Rezidiv entwickelt hatten, wurde diese Rezidivrate in der Remifemin® / Remifemin® plus-Gruppe erst nach 6,5 Jahren erreicht (Abb. 1 [Abb. 1]). Der Effekt auf die Rezidivrate, angegeben als Hazard Rate Ratio, betrug 0.83 (95% Konfidenzintervall 0.69 - 0.99).

Im Vergleich zur Kontrollgruppe zeigte sich unter Remifemin® / Remifemin® plus ein 17% geringeres Risiko für ein Rezidiv. Dieser Effekt war konsistent in allen durchgeführten Subgruppenanalysen. Auch diese Analyse spricht somit für die Anwendungssicherheit von Remifeminâ / Remifeminâ plus bei Brustkrebspatientinnen. Durch die Nutzung der mediplus®-Datenbank konnten bislang nicht verfügbare Fallzahlen und Nachbeobachtungszeiträume realisiert werden.


Literatur

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Col NF, Hirota LK, Orr RK, Erban JK, Wong JB, Lau J. Hormone Replace-ment Therapy After Breast Cancer: A Systematic Review and Quantitative Assessment of Risk. Journal of Clinical Oncology 2001; 19: 2357-2363
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Rauthe G, de Waal JC, Engel J, Gutschow K, Höss C. Behandlungsmöglich-keiten von klimakterischen Beschwerden bei Patientinnen mit Mammakarzi-nom. internist. prax. 2003; 43: 295-300.
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Holmberg L, Anderson H. HABITS (hormonal replacement therapy after breast cancer - is it safe?), a randomised comparison: trial stopped. The Lancet 2004; 363: 453-455.
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Osmers R, Kraft K. Phytotherapie bei Wechseljahresbeschwerden. Pharm. Unserer Zeit 2004; 22: 384-391
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Boblitz N, Liske E, Wüstenberg P. Black Cohosh: Efficacy, Effect and Safety of Cimicifuga racemosa in Gynecology. Deutsche Apotheker Zeitung 2000; 140: 107-114.
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