gms | German Medical Science

50. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (gmds)
12. Jahrestagung der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Epidemiologie (dae)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie
Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Epidemiologie

12. bis 15.09.2005, Freiburg im Breisgau

Versorgungsgerechtigkeit bei Patienten mit malignen Lymphomen - Ergebnisse einer vergleichenden Studie zu Therapieoptimierungsprotokollen in der Chemo- und Strahlentherapie (TOPICS-ML)

Meeting Abstract

  • Wolfgang Hoffmann - Institut für Community Medicine, Ernst-Moritz-Arndt Universität Greifswald, Greifswald
  • Stephanie Heidelbach - Institut für Community Medicine, Ernst-Moritz-Arndt Universität Greifswald, Greifswald
  • Ursula Paulus - Koordinationszentrum Klinische Studien, Universität Köln, Köln
  • Markus Löffler - Institut für Med. Infromatik, Statistik und Epidemiologie, Universität Leipzig, Leipzig

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie. Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Epidemiologie. 50. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (gmds), 12. Jahrestagung der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Epidemiologie. Freiburg im Breisgau, 12.-15.09.2005. Düsseldorf, Köln: German Medical Science; 2005. Doc05gmds133

The electronic version of this article is the complete one and can be found online at: http://www.egms.de/en/meetings/gmds2005/05gmds117.shtml

Published: September 8, 2005

© 2005 Hoffmann et al.
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Text

Einleitung und Fragestellung

Bis heute wird nur ein geringer Teil der Patienten mit malignen Lymphomen in klinischen Therapieoptimierungsstudien behandelt. Über die Chance einer Heilung bzw. Dauer des rezidivfreien Überlebens, die Lebensqualität und krankheits- bzw. therapieassoziierten Komplikationen bei Patienten, die nicht im Rahmen von Studien behandelt werden, konnten bisher keine gesicherten Aussagen gemacht werden. Ob Patienten mit Morbus Hodgkin (MH) und hochmalignen Non Hodgkin Lymphomen (NHL-h) in klinischen Therapieoptimierungsprotokollen (TOP) eher eine für sie optimale Therapie erhalten als Nichtstudienteilnehmer wurde in der Studie „Therapieoptimierungsprotokolle in der Chemo- und Strahlentherapie der Malignen Lymphome (TOPiCS-ML)“ als Teilprojekt des Kompetenznetz Maligne Lymphome untersucht. Ein- und Ausschlusskriterien in TOP sowie regionale lokale und persönliche Faktoren stellen vermutlich systematische Selektionsfaktoren unter den Patienten dar, deren Auswirkungen auf Bevölkerungsebene unklar sind und die möglicherweise zu Ungleichbehandlungen in der Versorgung führen.

Material und Methoden

Die Untersuchung baut auf der bevölkerungsbezogenen Inzidenzstudie der Norddeutschen Leukämie- und Lymphomstudie (NLL) auf. Aus der Datenbank dieser aktiv nachgehenden Fallerhebung aus multiplen Datenquellen (Universitätsklinika, Krankenhäuser, Schwerpunktpraxen und niedergelassene Fach-/Hausärzte) wurden insgesamt 743 inzidente Fälle von Morbus Hodgkin (N=345, Erstdiagnose 1988-1998) und hochmalignen Non-Hodgkin-Lymphomen (N=387, Erstdiagnose 1994-1998) extrahiert. Insgesamt 12 Patienten wiesen beide Diagnosen auf. In einer erneuten, erweiterten Datenerhebung wurden aus den klinischen Datenquellen in standardisierter Form medizinische Risikofaktoren, Therapien, Nebenwirkungen und Komplikationen sowie eventuelle Rezidive erfasst. Weiterhin wurde ermittelt, ob die Patienten die Ein- bzw. Ausschlusskriterien der jeweiligen TOP erfüllt hätten. Welche der eingeschlossenen MH- und NHL-Patienten in einer der TOP behandelt wurden, wird in Kooperation mit den zentralen Studiendokumentationen der TOP (Deutsche Hodgkin Studiengruppe (GSHG), Deutsche Studiengruppe zu den Hochmalignen Non-Hodgkin-Lymphomen (DSHNHL)) abgeglichen. Zwischen den innerhalb und außerhalb von TOP therapierten Patienten wird die Gesamtüberlebenszeit, das rezidivfreie Überleben sowie Früh- und Spättoxizität verglichen.

Ergebnisse

Die Erhebung wird bis zum Mai 2005 vollständig abgeschlossen sein. Zum derzeitigen Stand der Untersuchung (März 2005) sind insgesamt 568 (76,4%) Fallerhebungen vollständig abgeschlossen.

Von den 287 bisher vollständig erhobenen Morbus Hodgkin Patienten erfüllten 147 (51,3%) die Einschlusskriterien für die jeweilige TOP (HD4-HD9): Von diesen waren 50 (34,0%) in eine TOP der deutschen Studiengruppe eingeschlossen. 40% der verbleibenden 97 Patienten, die die Einschlusskriterien erfüllen, wurden in Rahmen der Behandlung bestrahlt wie in der entsprechenden TOP indiziert. Lediglich 8% bekamen eine Strahlentherapie analog der Bestrahlungsrichtlinie des jeweiligen TOP. 55% erhielten eine Chemotherapie wie in TOP indiziert. Bei 10% wurde analog zu den Behandlungsrichtlinien des TOP medikamentös therapiert.

Die 281 bis zum März 2005 erhobenen NHL-Fälle erfüllten zu 26,3% (N=74) die Kriterien für einen Einschluss in das NHL-B-TOP. Insgesamt 60,9% (N=171) von 281 Fällen erfüllen die Ausschlusskriterien der NHL-B. Die Angaben zu 29 (10,3%) Patienten liegen der Studienzentrale der DSHNHL zur Beurteilung vor. 7 (2,5%) Patienten wurden in anderen Studien behandelt. In einer Studie der DSHNHL wurden nach der bisherigen Auswertung der Patientenakten 8 (10,8%) von 74 eligiblen NHL-Patienten behandelt. Die verbleibenden 66 NHL-Patienten mit positiven Einschlusskriterien erhielten zu 95% eine Chemotherapie gemäß den Vorschriften des TOP. Große Abweichungen gab es jedoch bei der adjuvanten Radiatio, die lediglich bei 15% gemäß TOP durchgeführt wurde.

Diskussion

Etwa die Hälfte der Patienten mit Morbus Hodgkin könnte gemäß der von der Studienzentrale der GSHG vorgegeben Kriterien in eine TOP eingeschlossen werden. Doch nur 30,4 % der Patienten werden in TOP behandelt. Patienten, die nicht in TOP behandelt werden, erhalten nur in etwa 50% der Fälle eine Chemo- und Strahlentherapie wie den Studienprotokollen indiziert.

Diese Zwischenauswertung zeigt weiterhin, dass ein großer Anteil der Patienten mit hochmalignem Non-Hodgkin-Lymphom nicht die Einschlusskriterien für TOP erfüllt. Patienten, die die Einschlusskriterien erfüllen, erhalten auch als Nicht-TOP-Patienten mit hoher Wahrscheinlichkeit die entsprechende Chemotherapie. Es zeigt sich jedoch eine deutliche Abweichung in der Behandlung von Nicht-TOP-Patienten mit hochmalignem NHL in der adjuvanten Radiatio.

Inwieweit sich Abweichungen von TOP auf die Gesamtüberlebenszeit bzw. das rezidivfreie Überleben auswirken, wird in multivariaten Cox-Modellen unter Einbeziehung von individuellen Risikoprofilen der Patienten quantitativ berechnet.

Danksagung

(Dieses Projekt wurde vom BMBF im Rahmen des Kompetenznetzes Maligne Lymphome gefördert.)