gms | German Medical Science

49. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (gmds)
19. Jahrestagung der Schweizerischen Gesellschaft für Medizinische Informatik (SGMI)
Jahrestagung 2004 des Arbeitskreises Medizinische Informatik (ÖAKMI)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie
Schweizerische Gesellschaft für Medizinische Informatik (SGMI)

26. bis 30.09.2004, Innsbruck/Tirol

eGK und Rahmenarchitektur als IT- und QM- Schlüsseltechnologie integrierter Versorgung

Meeting Abstract (gmds2004)

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Kooperative Versorgung - Vernetzte Forschung - Ubiquitäre Information. 49. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (gmds), 19. Jahrestagung der Schweizerischen Gesellschaft für Medizinische Informatik (SGMI) und Jahrestagung 2004 des Arbeitskreises Medizinische Informatik (ÖAKMI) der Österreichischen Computer Gesellschaft (OCG) und der Österreichischen Gesellschaft für Biomedizinische Technik (ÖGBMT). Innsbruck, 26.-30.09.2004. Düsseldorf, Köln: German Medical Science; 2004. Doc04gmds183

The electronic version of this article is the complete one and can be found online at: http://www.egms.de/en/meetings/gmds2004/04gmds183.shtml

Published: September 14, 2004

© 2004 Goldschmidt.
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Rationale

Das GMG sieht in § 140 a+b SGB V die integrierte Versorgung als bessere Verzahnung zwischen ambulanter und stationärer Versorgung vor: die weitgehend voneinander abgeschotteten Behandlungskreise von niedergelassenen Vertragsärzten und Krankenhäusern sollen überwunden werden, und zwar bis 2006. Für die Finanzierung werden beiden Seiten in den Jahren 2004 bis 2006 zunächst bis zu einem Prozent der bisherigen Budgets abgezogen. Dieser Abzug kann nur dann wieder von den beiden Seiten gut gemacht werden, wenn sie entsprechende sektorübergreifende Verträge mit den Krankenkassen abgeschlossen haben und die angestrebte integrierte Versorgung verwirklichen. Gleichzeitig ist die elektronische Gesundheitskarte (eGK) für die 72 Millionen Versicherten der Gesetzlichen Krankenkassen vorgesehen (SGB V, § 291 a). Insgesamt ist eine Vernetzung von 80 Millionen Versicherten bei 300 Krankenkassen einschließlich der acht Millionen Privatversicherten mit 130.000 Arztpraxen, 2.200 Krankenhäusern, 20.000 Apotheken, 54.000 Zahnärzten und anderen Heilberufen erforderlich, die pro Jahr 560 Millionen Zugänge von Patienten haben und 740 Millionen Verordnungen ausstellen [1].

Die geplante Einführung der eGK

Ein Modellversuch mit der elektronischen Gesundheitskarte wird aktuell für zwei Jahre durch das Bundesministerium für Gesundheit und Soziale Sicherung (BMGS) gefördert (Projektname „bIT4health", bessere IT für bessere Gesundheit). Für die sektorenübergreifenden „Netze" zur Patientenbehandlung werden in den nächsten Jahren in mehreren Realisierungsschritten erhebliche Anstrengungen für die vorgesehene eGK nebst der dazu notwendigen IT-Plattform unternommen, an denen sich fast alle Bundesländer beteiligen. Neben der eGK sind so genannte Health Professional Cards (HPC) für Ärzte, Apotheker und andere medizinische Leistungserbringer sowie entsprechende Lesegeräte notwendig, eingebettet in eine umfassende Rahmenarchitektur unter Einhaltung von Standards und Datensicherheit. Die in Deutschland und der Europäischen Union geplante Einführung einer elektronischen Gesundheitskarte für gesetzlich krankenversicherte Patienten stellt global betrachtet eines der umfangreichsten IT-Vorhaben dar. Es wird das sich in einem erheblichen Wandel befindliche Gesundheitswesen strukturell und qualitativ stark verändern und erhebliche volkswirtschaftliche Effekte in diesem sozio-ökonomisch problematischen „Megamarkt" bewirken [2].

Die eGK soll gemeinsam mit der HPC als kombinierte Schlüsseltechnologie eine einfache und dabei gleichzeitig sichere Navigation von Patienten mit Hilfe der unterschiedlichen Informationsquellen und Kontrollinformationen ermöglichen. Damit werden sich auch Folgen für eine wettbewerbs-, prozess- und ergebnisorientierte Organisation der integrierten Versorgung und konsekutiv für das QM ergeben, so wie sich umgekehrt die Rahmenarchitektur für die elektronische Patientenkarte an der - bislang noch weitgehend fiktiven - integrierten Versorgung und deren QM orientieren muss (wechselseitige Beeinflussung und Abstimmung).

Diskussion

Das QM der bevorstehenden intensivierten Verzahnung ambulanter und stationärer Behandlungen kann mit den heutigen Krankenhausinformationssystemen (KIS) und den Anwendungssysteme niedergelassener Ärzte nicht ausreichend unterstützt werden. Diese erfüllen i. A. noch nicht die Kriterien für die umfänglich notwendige Kommunikation zwischen den Beteiligten der bevorstehenden integrierten Versorgung, geschweige denn im Sinne einer gemeinsamen elektronischen Patientenakte als Ersatz für die papiergestützte Krankengeschichte. Die Rahmenarchitektur sollte aus der Anwendersicht idealisiert formuliert weitgehend generisch orientiert sein. Das tatsächliche Ergebnis, nämlich wie generisch Anwendungssysteme einerseits sein müssen und andererseits maximal sein dürfen, um den notwendigen Wettbewerb um die besten Produkte und die Anreize für die Hard- und Softwareanbieter zu erhalten, wird baldmöglichst herbeizuführen sein, um den vorgesehenen Zeitplan gemäß GMG einhalten zu können. Insofern kommt dem „bIT4health"-Modellvorhaben des BMGS in den nächsten zwei Jahren eine außerordentliche Bedeutung zu [3], [4].

Fazit

Die derzeitigen Qualitätssicherheitsmaßnahmen und deren Management (QM) nehmen aus medizinischen und forensischen Gründen sowie in Anbetracht der bevorstehenden integrierten Versorgung kontinuierlich zu. Dies führt zu erhöhten Anforderungen an das IT- bzw. Informationsmanagement, z.B. an den Schnittstellen zu den medizinisch-pflegerischen Leistungserbringern, dem Medizin-Controlling und der Administration. Auch wenn wir von der notwendigen Interoperabilität der Systeme derzeit aber noch ein gutes Stück entfernt sind ist davon auszugehen, dass ein effektives Informations- und Qualitätsmanagement für die integrierte Versorgung durch die elektronische Patientenkarte nebst zugehöriger Rahmenarchitektur in weiten Teilen ermöglicht wird.


Literatur

1.
Merten M: Europäische Krankenversicherungskarte - Das Fundament ist gelegt. Deutsches Ärzteblatt Jg. 101 (2004) Heft 1-2, 5. Jan. 2004: C17
2.
Goldschmidt AJW: Herausforderungen im Gesundheitswesen: Was kommt in den nächsten vier Jahren auf die stationäre Versorgung zu? In: Tagungsband zum 8. Symposium Gesundheitsmanagement: "Kostendruck contra Versorgungsqualität - Rezepte für den Erfolg im Krankenhaus" (25.3.2004 in der Universität Marburg)
3.
Goldschmidt AJW: "bIT4health" mit Hilfe der Gesundheitskarte. Hintergründe im GMG, status quo und Auswirkungen im Krankenhaus. Führen und Wirtschaften (f&w), Bibliomed, Melsungen, März 2004 (im Druck) (ISSN 0175-4548)
4.
Goldschmidt AJW: Die Gesundheitskarte. bIT4health - bessere IT für bessere Gesundheit. Forum der Medizin_Dokumentation und Medizin_Informatik, mdi, 1/2004: 22-26 (ISSN 1438-0900).