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Joint congress of the Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA) and the Arbeitskreis zur Weiterentwicklung der Lehre in der Zahnmedizin (AKWLZ)

20.09. - 23.09.2017, Münster

Das Thema häusliche Gewalt im Medizinstudium

Meeting Abstract

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  • corresponding author presenting/speaker Rolf Kienle - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Germany
  • Peter Arends - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Germany
  • Tanja Hitzblech - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Germany

Gemeinsame Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA) und des Arbeitskreises zur Weiterentwicklung der Lehre in der Zahnmedizin (AKWLZ). Münster, 20.-23.09.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. Doc324

doi: 10.3205/17gma324, urn:nbn:de:0183-17gma3248

Published: November 24, 2017

© 2017 Kienle et al.
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Hintergrund und Fragestellung: Häusliche Gewalt kann zu körperlichen Verletzungen, psychischen Störungen und sozialen Beeinträchtigungen führen. Wenden Betroffene sich an professionelle Stellen, sind dies meist medizinische Einrichtungen [1], [2]. Folgerichtig wird gefordert, das Thema ins Medizinstudium zu integrieren [3]. Im Modellstudiengang/Charité werden in der Pflichtlehre zwei Seminare und ein Kommunikationstraining zum Thema durchgeführt. Das erste Seminar veranschaulicht psychische Folgen sexueller Traumatisierung; im zweiten wird geübt, Anzeichen häuslicher Gewalt zu erkennen und Verletzungen gerichtsfest zu dokumentieren. Im Kommunikationstraining lernen Studierende, Gewalterfahrungen zu erfragen und weiterführende Maßnahmen zu veranlassen. Die Ausgestaltung dieses Trainings und die Einschätzung des Lernerfolgs durch das Training werden in diesem Beitrag präsentiert.

Methode: Das Kommunikationstraining wird nach Abschluss von den Studierenden online anhand standardisierter Items auf einer fünfstufigen Likert-Skala evaluiert.

Ergebnisse: Im WS 14/15 und SoSe 15 nahmen 15% (n=62) der Studierenden an der Evaluation teil. Der Aussage: „Ich fühle mich durch das Kommunikationstraining ausreichend vorbereitet im Gespräch mit Patientinnen/Patienten das Thema häusliche Gewalt anzusprechen“ stimmten 57% zu, 28% waren unentschieden, 15% stimmten nicht zu. Die Teilnahmequote im WS 15/16 und SoSe 16 betrug 14% (n=91). Der Aussage „Ich habe durch das Kommunikationstraining gelernt, bei Verdacht auf häusliche Gewalt das Thema im Arzt-Patienten-Gespräch anzusprechen“ stimmten 73% zu, 17% waren unentschieden, 6% stimmten nicht zu (fehlend: 4%).

Diskussion/Schlussfolgerung: Eine Sequenz unterschiedlicher Lehr- und Lernformate zum Thema häusliche Gewalt wurde etabliert. Sie beinhaltet ein Kommunikationstraining. Die Teilnahme daran bewerteten Studierende als hilfreich, um Gewalterfahrungen im Patientengespräch thematisieren zu können. Eine Limitation sind die niedrigen Rücklaufquoten.


Literatur

1.
Wieners K, Winterholler M. Häusliche und sexuelle Gewalt gegen Frauen. Bundesgesundheitsbl Gesundheitsforsch Gesundheitsschutz. 2016;59:73-80.
2.
Lenz HJ. Gewalt gegen Männer als neues Thema in Forschung und Gesellschaft. In: Heitmeyer W, Schröttle M (Hrsg). Gewalt. Beschreibungen, Analyse, Prävention. Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung; 2006. S.98-116.
3.
Bundesärztekammer. 118. Deutscher Ärztetag Beschlussprotokoll - Bundesärztekammer. Berlin: Bundesärztekammer; 2015. Zugänglich unter/available from: http://www.bundesaerztekammer.de/fileadmin/user_upload/downloads/pdf-Ordner/118._DAET/118DAETBeschlussprotokoll20150515.pdf External link