gms | German Medical Science

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

26.09. - 28.09.2013, Graz, Österreich

Interkulturelle (Gesprächs-) Kompetenz in der psychosomatischen Grundversorgung

Vortrag

  • corresponding author Heide Lindtner-Rudolph - Universitätsklinikum Düsseldorf, Düsseldorf, Deutschland
  • Alexander Ziem - UC Berkeley, International Computer Science Institute, Berkeley, USA
  • Robert Mroczynski - Heinrich-Heine Universität Düsseldorf, Düsseldorf, Deutschland
  • André Karger - Universitätsklinikum Düsseldorf, Düsseldorf, Deutschland

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). Graz, 26.-28.09.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocV08_04

doi: 10.3205/13gma196, urn:nbn:de:0183-13gma1960

Published: August 20, 2013

© 2013 Lindtner-Rudolph et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution License (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.en). You are free: to Share – to copy, distribute and transmit the work, provided the original author and source are credited.


Outline

Text

Einleitung und Forschungsgegenstand: Sprachbarrieren und kulturelle bedingt unterschiedliche Konzepte von Krankheit(en), Gesundheit und Krankheitsursachen gehören in Klinik und Arztpraxis vielerorts zum Alltag: knapp ein Fünftel der Menschen in Deutschland haben eine Zuwanderungsgeschichte. Die erfolgreiche Behandlung von Patient_innen mit Migrationshintergrund erfordert interkulturelle Kompetenzen wie Wissen darüber, inwiefern sich kulturelle Prägungen auf Gesundheit und gesundheitsrelevantes Verhalten auswirken [1] oder die Fertigkeit, Arzt-Patienten-Gespräche auch mit Laiendolmetscher_innen erfolgreich vorbereiten und führen zu können. Anders als in angloamerikanischen Ländern findet die Vermittlung solcher interkultureller Kompetenzen in der medizinischen Aus- und Weiterbildung in Deutschland bisher allerdings kaum statt [2]. Auch fehlen Bedarfsanalysen dazu, ob und in welcher Weise das Thema „Interkulturalität im klinischen Alltag“ von Ärzt_innen selbst als relevant erachtet wird [3].

Die Entwicklung, Durchführung und Evaluation fertigkeitenorientierter Kommunikationstrainings für einen sichereren Umgang mit Sprachbarrieren und kulturellen Unterschieden steht im Fokus des EU-geförderten Projekts „Fit für interkulturelle Diversität: Interkulturelle Kompetenzen für kommunale, soziale und klinische Arbeitsfelder“, einer Kooperation des Psychosozialen Zentrums für Flüchtlinge, der Akademie für Öffentliches Gesundheitswesen und des Klinischen Instituts für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie des Universitätsklinikums Düsseldorf. Um Qualifizierungsmaßnahmen passgenau auf den beruflichen Alltag von Ärzt_innen zuzuschneiden, führt das Klinische Institut für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie in Kooperation mit dem Institut für Germanistik der Heinrich-Heine Universität Düsseldorf eine Pilotstudie zur Erhebung von Erwartungen, Erfahrungen und Einstellungen zur Interkulturalität bei Ärzt_innen unterschiedlicher Fachbereiche durch.

Methode: Anhand von 12 narrativen Interviews und einem Fokusgruppeninterview untersucht diese gut kontrastierende Stichprobe mit Methoden der linguistisch-ethnografischen Gesprächsanalyse [4], [5],

  • welche Selbst- und Fremdbilder Ärzt_innen von der eigenen sowie von fremden Kulturen haben,
  • wie stark Ärzt_innen ihr eigenes Gesprächsverhalten in kultursensiblen Situationen gegenüber Patient_innen reflektieren,
  • welche positiven wie negativen Erfahrungen sie mit Patient_innen mit Migrationshintergrund gemacht haben,
  • mit welchen Einstellungen und Erwartungen sie aufgrund dessen nachfolgende Arzt-Patienten-Gespräche angehen.

Ergebnisse und Diskussion: Erste Ergebnisse der Studie thematisieren den Umgang von Ärzt_innen aus Innerer und Allgemeinmedizin, Gynäkologie, Onkologie, Psychiatrie, Zahnheilkunde u.a. Fachbereichen mit kulturellen Differenzen, Fremdsprachlichkeit und (Laien-)Dolmetschern ebenso wie ihren Bedarf an Weiterbildungsmaßnahmen zum Thema „Interkulturalität“.


Literatur

1.
Patel S, Peackock SM, Mckinly RK, Clark-Carter D, Watson PJ. GPs' perceptions of the service needs of South Asian people with chronic pain. A qualitative enquiry. J Health Psychol. 2009:14(7):909–918. DOI: 10.1177/1359105309341003 External link
2.
Knipper M, Akinci A. Wahlfach Migrantenmedizin" – Interdisziplinäre Aspekte der medizinischen Versorgung von Patienten mit Migrationshintergrund. GMS Z Med Ausbild. 2005;22(4):Doc215. Zugänglich unter/available from: http://www.egms.de/static/de/journals/zma/2005-22/zma000215.shtml External link
3.
Schouten B C, Meeuwesen L. Cultural differences in medical communication: A review of the literature. Pat Educ Coun. 2006;64(1-3):21-34. DOI: 10.1016/j.pec.2005.11.014 External link
4.
Deppermann A. Ethnographische Gesprächsanalyse: Zu Nutzen und Notwendigkeit von Ethnographie für die Konversationsanalyse. Gesprächsforsch. 2000;1:96-124.
5.
Deppermann A. Gespräche analysieren: Eine Einführung (Qualitative Sozialforschung 3). Wiesbanden: Springer VS; 2008.