gms | German Medical Science

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

05.10. - 08.10.2011, München

Supervidierte PJ-Studenten in der Internistischen Notaufnahme – ein praktikables Modell in Hinblick auf diagnostische Qualität

Vortrag

  • corresponding author presenting/speaker Nora Celebi - Universitätsklinik Tübingen, Tübingen, Deutschland
  • author Dorothea Herter - Universität Tübingen, Medizinische Fakultät, Tübingen, Deutschland
  • author Robert Wagner - Universitätsklinik Tübingen, Tübingen, Deutschland
  • author Reimer Riessen - Universitätsklinik Tübingen, Tübingen, Deutschland
  • author Lena Fenik - Universität Tübingen, Medizinische Fakultät, Tübingen, Deutschland
  • author Friederike Baur - Universität Tübingen, Medizinische Fakultät, Studiendekanat, Tübingen, Deutschland
  • author Stephan Zipfel - Universitätsklinik Tübingen, Tübingen, Deutschland
  • author Peter Weyrich - Universitätsklinik Tübingen, Tübingen, Deutschland

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). München, 05.-08.10.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11gma092

doi: 10.3205/11gma092, urn:nbn:de:0183-11gma0927

Published: September 26, 2011

© 2011 Celebi et al.
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Text

Fragestellung: Bei Berufsanfängern sind Diagnosefehler häufiger als bei erfahrenen Ärzten. Allerdings durchlaufen alle Ärzte das Anfängerstadium. Wir haben daher prospektiv untersucht, ob Diagnosefehler durch ein Supervisionskonzept, bei dem ein Facharzt hauptamtlich mehrere PJ-Studenten betreut, vermeidbar sind.

Methoden: Von November 2010 bis Februar 2011 wurden 188 Patienten, die im Frühdienst in der Internistischen Notaufnahme aufgenommen wurden, quasirandomisiert einem Facharzt (FA) oder einem PJ-Student – Supervisor-Team (PJ) zugeordnet. In dieser Zeit arbeiteten 22 verschiedene Studenten und acht verschiedene Fachärzte als Notaufnahmearzt/ Supervisor, pro Schicht ein Facharzt und ein Facharzt in Supervisor-Funktion. Der Supervisor betreute zwei bis vier PJ-Studenten, behandelte in dieser Zeit jedoch keine eigenen Patienten. Jeder Patient wurde zuerst vom Supervisor kurz gesehen, bevor die PJ-Studenten die weitere Betreuung inklusive Festlegung des Diagnostik- und Therapieplanes übernahmen. Die PJ-Studenten waren jeweils zwei Wochen im Frühdienst in der Notaufnahme eingesetzt.

Anschließend verglichen wir die Arbeitsdiagnose aus dem Verlegungsbrief der Internistischen Notaufnahme an die weiterbehandelnde Station aus dem Krankenhausinformationssystem mit dem endgültigen Entlassbrief, um die diagnostische Übereinstimmung zu ermitteln. Zusätzlich werten wir die PCCL-Level (Patient Co-Morbidity Complexity Level, ein Maß aus dem Diagnosis Related Groups-(DRG)-System, mit dem die Fallvergütung je nach Schwere der Nebenerkrankungen modifiziert wird) und die Zahl der angeforderten Untersuchungen aus.

Ergebnisse: Bei den FA wurden 23% der Arbeitsdiagnosen revidiert, bei den PJ 11% (p=.03). Die PCCL-Level der Patienten waren in beiden Gruppen vergleichbar (PCCL O: FA 41, PJ 39, PCCL 1: FA 0, PJ 0, PCCL 2: FA 17, PJ 18, PCCL 3: FA 17, PJ 20, PCCL 4: FA 14, PJ 22) (p=.66). Abgesehen von Labor und EKG forderten die FA 0,74±0,84 zusätzliche Untersuchungen an, die PJ 1,05±1,1 (p=.07).

Schlussfolgerung: Bei supervidierten PJ-Studenten war die Übereinstimmung zwischen Arbeitsdiagnose aus der Internistischen Notaufnahme und endgültiger Diagnose aus dem Entlassbrief signifikant besser als bei Fachärzten, die in der gleichen Schicht eingesetzt waren. Die PCCL-Level der betreuten Patienten waren vergleichbar. Für dieses Ergebnis gibt es mehrere Erklärungen: zum einen forderten die PJ etwas mehr (nicht-signifkant) Untersuchungen, zudem betreute ein PJ-Student in einer Schicht in der Regel nur zwei Patienten, während der Facharzt im Mittel sechs Patienten unter einem höheren Zeitdruck behandelte. Außerdem war die Arbeitsdiagnose bei den PJ-Studenten das Ergebnis einer Teamdiskussion, während der Facharzt alleine arbeitete. Zusammenfassend kann durch diese Studie belegt werden, dass PJ-Studenten unter enger Supervision ohne Abstriche in der diagnostischen Qualität in der Internistischen Notaufnahme eingesetzt werden können.