gms | German Medical Science

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

05.10. - 08.10.2011, München

Artefakte in Simulationen. Diskursanalytische Untersuchung von Gesprächen aus dem Kölner PJ-STArT-Block1

Vortrag

  • corresponding author presenting/speaker Ortrun Kliche - Universität zu Köln, Institut für Geschichte und Ethik der Medizin, Köln, Deutschland
  • author Axel Karenberg - Universität zu Köln, Institut für Geschichte und Ethik der Medizin, Köln, Deutschland
  • author Daniel Schäfer - Universität zu Köln, Institut für Geschichte und Ethik der Medizin, Köln, Deutschland
  • author Christine Schiessl - Uniklinik Köln, Zentrum für Palliativmedizin, Köln, Deutschland

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). München, 05.-08.10.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11gma059

doi: 10.3205/11gma059, urn:nbn:de:0183-11gma0596

Published: September 26, 2011

© 2011 Kliche et al.
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Text

Fragestellung: In der Medizinerausbildung sind Simulationen mit dem Einsatz von SimulationspatientInnen (SP) für das Schulen der kommunikativen Kompetenz zukünftiger ÄrztInnen seit langem üblich und gewinnen weiter an Bedeutung. Im Kölner Lehrprojekt PJ-STArT-Block durchlaufen seit WS 09/10 Studierende am Ende des 10. Semesters eine ganze Simulationswoche – mit großem Erfolg, wie die Evaluationen durch die Studierenden belegen. Der Simulationsflut steht auf sprachwissenschaftlicher Seite eine gewisse Forschungsdürre gegenüber. In einer frühen Untersuchung aus der Diskursanalyse wird das Simulieren von Nicht-Wissen aber als folgenreiche Problematik erkannt. Wie manifestiert sie sich in simulierten Gesprächen kommunikativ und welche Form von Artefakten ergeben sich aus ihr?

Methoden: Im Rahmen des PJ-STArT-Blocks wurden Gespräche, in denen das Übertragen von Fachsprache in Alltagssprache Hauptgegenstand ist, aufgezeichnet, transkribiert und mit Blick auf die Fragestellung analysiert. SPs und Studierende rücken dabei gleichermaßen in den Fokus.

Ergebnisse: Simuliertes Nicht-Wissen erscheint als Artefaktquelle in den analysierten Gesprächen. Z.B. helfen SPs durch lenkendes Nachfragen Studierenden beim Erklären oder sie haken gar nicht nach und schaffen kontextlose Frage-Antwort-Szenarien. Entsprechend tun sich Studierende schwer, einen Ausgangspunkt für ihre Erklärungen zu finden.

Schlussfolgerung: Artefakte in Simulationen sind nachweisbar und müssen bearbeitet werden. Neben guter Vorbereitung (z.B. Rollenskripte, SP-Trainings) ist auch eine Supervision der SPs nötig, um bei Dauereinsatz wachsender Betriebsblindheit und zunehmender Artifizialität entgegenzuwirken. ModeratorInnen müssen Artefakte in Gesprächen erkennen können und sie in der Nachbesprechung isolieren. Damit schaffen sie Raum und Akzeptanz für die Analyse der relevanten kommunikativen Performanzanteile [1], [2].


Anmerkung

1 Projekt im Rahmen des studienbeitragsgeförderten Lehrprojekts EISBÄR / PJ-STArT-Block (http://www.pjstartblock.uni-koeln.de) unter Beteiligung der folgenden Institutionen der Universität zu Köln: Medizinische Fakultät: Zentrum für Palliativmedizin (Prof. Dr. Voltz, PD Dr. Schiessl), Klinik und Poliklinik für Psychosomatik und Psychotherapie (PD Dr. Albus, Prof. Dr. Obliers, Dr. Koerfer), Institut für Pharmakologie (Prof. Dr. Herzig, PD Dr. Matthes), Studiendekanat und Kölner Interprofessionelles Skills 5 Lab und Simulationszentrum (Prof. Dr. Dr. Lehmann, Dr. Boldt, Dr. h.c. (RUS) Stosch), Institut für Geschichte und Ethik der Medizin (Prof. Dr. Karenberg, Prof. Dr. Dr. Schäfer) und Humanwissenschaftliche Fakultät: Institut für vergleichende Bildungsforschung und Sozialwissenschaften (Prof. Dr. Allemann-Ghionda)


Literatur

1.
De la Croix A, Skelton J. The reality of role-play: interruptions and amount of talk in simulated consultations. Med Educ. 2009;43(7):695-703. DOI: 10.1111/j.1365-2923.2009.03392.x External link
2.
Rost-Roth M. Formen und Funktionen von Artefakten bei Nachfragen in simulierten Gesprächen. In: Bliesener T, Brons-Albert R (Hrsg). Rollenspiele in Kommunikations- und Verhaltenstrainings. Opladen: Westdeutscher Verlag; 1994. S.155-176.