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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

23.09. - 25.09.2010, Bochum

Psychische Belastung von Simulationspatienten durch Spielen psychiatrischer Rollen im Rahmen einer OSCE Prüfung

Poster

  • corresponding author presenting/speaker Heike Lauber - Universität Heidelberg, Medizinische Universitätsklinik, Innere Medizin II, Heidelberg, Deutschland
  • Eginhard Koch - Universität Heidelberg, Medizinische Universitätsklinik, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Heidelberg, Deutschland
  • Jobst-Hendrik Schultz - Universität Heidelberg, Medizinische Universitätsklinik, Innere Medizin II, Heidelberg, Deutschland
  • Andrea Ardicoglu - Universität Heidelberg, Medizinische Universitätsklinik, Innere Medizin II, Heidelberg, Deutschland
  • author Jana Jünger - Universität Heidelberg, Medizinische Universitätsklinik, Innere Medizin II, Heidelberg, Deutschland

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). Bochum, 23.-25.09.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2010. Doc10gma242

doi: 10.3205/10gma242, urn:nbn:de:0183-10gma2421

Published: August 5, 2010

© 2010 Lauber et al.
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Text

Der Einsatz von Simulationspatienten (SP) stellt während der medizinischen Ausbildung einen wichtigen Beitrag zur Effektivität von Lehrveranstaltungen zum Thema Kommunikation dar. Entsprechend der Literatur nimmt der Einsatz von SP in Unterricht und Prüfung in den psychosozialen Fächern deutlich zu. Dabei bleibt unklar, inwiefern SP durch das Spielen psychiatrischer Rollen seelisch belastet und in ihrer Lebensqualität beeinträchtigt werden. Dies gilt vor allem hinsichtlich des Einsatzes bei OSCE Prüfungen, bei denen SP nur mit kurzen Unterbrechungen z. T. über mehrere Stunden hinweg den Prüflingen ein psychiatrisches Krankheitsbild möglichst authentisch präsentieren sollen.

Insgesamt 24 Patientendarsteller wurden an der Medizinischen Fakultät Heidelberg vor und nach ihrem Einsatz in einem psychiatrischen OSCE anhand validierter Patientenfragebögen zu Lebensqualität, Depression (PHQ) und Angst (GAD) über einen Zeitraum von vier Wochen befragt. Anhand des Einschätzungsbogen SAM (Self-Assessment-Mannequin) machten die Patientendarsteller jeweils nach 4 Prüfungsgesprächen Angaben zu dem aktuellen Stand ihres emotionalen Befindens. Die SP mussten bis zu 12 Mal dieselbe Rolle präsentieren. Dabei wurden folgende Krankheitsbilder abgebildet: Depression, Suizidalität, Schizophrenie, Borderleinstörung, Anorexie und Demenz. Die max. Einsatzdauer betrug 3 Stunden.

Die Auswertung ergab, dass es bei den Patientendarstellern bzgl. Lebensqualität, Depression und Angstgefühlen trotz wiederholten Spielens eines psychiatrischen Krankheitsbildes im Rahmen eines Psychiatrie-OSCEs zu keinen signifikanten Veränderungen gekommen ist. Lediglich bzgl. des Gefühls der inneren Rastlosigkeit ergab sich eine leichte, jedoch nicht signifikante Tendenz zur Verschlechterung. Auch bei den Angaben (SAM) zum jeweiligen Status des emotionalen Befindens während des Einsatzes in der Prüfung kam es zu keiner signifikanten Verschlechterung. Tendenziell zeigte sich eher eine Verbesserung des Befindens bei den Patientendarstellern.

Fazit: Trotz wiederholter Darstellung psychiatrischer Krankheitsbilder im Rahmen einer medizinischen Prüfung konnte bei Simulationspatienten keine besondere Beeinträchtigung ihrer Lebensqualität und des psychischem Wohlbefindens festgestellt werden. Einen wesentlichen Grund dafür könnte das Rollentraining sein. Für die Unterrichts- und Prüfungsveranstaltungen werden die Laienschauspieler an der Medizinischen Fakultät Heidelberg mittels Methoden aus dem Psychodrama in die psychiatrischen Patientenrollen eintrainiert. Zum Ausstieg aus den Rollen nutzten die Patientendarsteller bereits etablierte Methoden aus dem professionellen Schauspieltraining.