gms | German Medical Science

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

23.09. - 25.09.2010, Bochum

Profitieren Studierende von einem integrierten computer-basierten Training der Röntgenanatomie im Präparierkurs?

Poster

  • corresponding author presenting/speaker Britta Fricke - Knappschaftskrankenhaus Bochum-Langendreer, Universitätsklinik, Institut f. Diagnostische u. Interventionelle Radiologie, Neuroradiologie u. Nuklearmedizin, Bochum, Deutschland
  • Ferdinand Stebner - Ruhr-Universität Bochum, Lehrstuhl für Lehr-Lernforschung, Bochum, Deutschland
  • Joachim Wirth - Ruhr-Universität Bochum, Lehrstuhl für Lehr-Lernforschung, Bochum, Deutschland
  • Thorsten Schäfer - Ruhr-Universität Bochum, Studiendekanat, Bochum, Deutschland
  • author Martin R. Fischer - Private Universität Witten/Herdecke, Institut für Didaktik und Bildungsforschung im Gesundheitswesen, Witten, Deutschland
  • Rolf Dermietzel - Ruhr-Universität Bochum, Abteilung für Neuroanatomie und Molekulare Hirnforschung, Institut für Anatomie, Bochum, Deutschland

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). Bochum, 23.-25.09.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2010. Doc10gma225

doi: 10.3205/10gma225, urn:nbn:de:0183-10gma2252

Published: August 5, 2010

© 2010 Fricke et al.
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Text

Fragestellung: Derzeitig gibt es für das instruktionale Design von computer-basiertem Training (CBT) der Röntgenanatomie noch keine didaktischen Standards, die in kontrollierten Studien überprüft sind. Mit dieser Studie zum CBT der Röntgenanatomie integriert in den Präparierkurs Organanatomie sollten folgende Fragestellungen analysiert werden:

1.
Welche Faktoren nehmen Einfluss auf den Lernerfolg?
2.
Welche subjektiven lernerspezifischen Faktoren sollten beim Design berücksichtigt werden?
3.
Ist kooperatives Lernen am Computer eine geeignete Lernform?
4.
Ist die röntgenanatomische Bildanalyse eine Fertigkeit, die speziell trainiert werden muss?
5.
Wird mit CBT die Fachsprache trainiert?

Methodik: In einer anonymisierten Studie nahmen 233 Studierende des 3. Semesters Humanmedizin am CBT von CT-Bildern des Herzens teil. Es erfolgte kooperatives Lernen in Zweier-Teams. In einem 2x2 faktoriellen Design mit den Variablen statische/dynamische Visualisierung und Lernen mit/ohne 3D-Modell wurden Gesamtlernerfolg (Fachwissenstest), räumliches Vorstellungsvermögen sowie Cognitive Load erfasst. Neben der statistischen Basisauswertung wurden spezifische Testanalysen, t-Test, Korrelations- und Kovarianzanalysen eingesetzt.

Ergebnisse:

1.
Fachspezifisches Vorwissen und räumliches Vorstellungsvermögen haben einen signifikanten Einfluss auf den Lernerfolg.
2.
Unter Bestimmung der mentalen Anstrengung und der mentalen Effizienz wurden statistisch signifikante Interaktionen (ATI-(Aptitude Treatment Interaction) Effekte) zwischen Visualisierungsart und Fähigkeit des räumlichen Vorstellungsvermögens nachgewiesen.
3.
Kooperatives Lernen erwies sich als eine geeignete Lernform, bei der die Sitzplatzposition (an Tastatur oder Bildschirm) keinen signifikanten Einfluss hatte.
4.
Kenntnisse der Röntgenanatomie erforderten ein spezielles Training und konnten nicht aus Praktikum, Seminar und Vorlesung transferiert werden. Der Wissenzuwachs wurde speziell in den im CBT geübten Inhalten der CT-Morphologie erzielt, ein Transfer auf ein konventionelles Röntgenbild des Thorax war nicht direkt möglich.
5.
Nur 17,1% der Studierenden gebrauchten die Fachsprache im Vorwissenstest grammatikalisch fehlerfrei. Durch das CBT wurde der Gebrauch der Fachsprache signifikant verbessert.

Schlussfolgerungen: Die röntgenmorphologische Bildanalyse ist eine spezifische Fertigkeit, die nicht direkt aus anderen parallel laufenden Unterrichtsformen transferiert werden kann und ein besonderes Training der Bildanalyse erfordert, um die Wissensinhalte zu vermitteln. Das Training sollte sowohl die konventionelle Röntgenanatomie als auch die Schnittbildanatomie beinhalten. CBT bietet allen Studierenden ein qualitativ gleichwertiges, interaktives Training mit optimaler Bildqualität, bei dem zusätzlich die Fachsprache aktiv in ihrer Anwendung trainiert wird. Kooperatives Lernen integriert in das Praktikum ist eine geeignete Lernform, die soziale Interaktion und fachliche Diskussion ermöglicht. Durch Integration in den Präparierkurs besteht zudem jederzeit eine Diskussionsmöglichkeit mit Dozenten. Defizite im räumlichen Vorstellungsvermögen können durch gezielte Auswahl der Lernstrategie und der Präsentationsart kompensiert werden. 3D-Modelle helfen Studierenden mit geringem Vorstellungsvermögen in ihrer Lerneffizienz.