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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

23.09. - 25.09.2010, Bochum

Anamnesegruppen mit studentischen TutorInnen als Basis eines longitudinalen Curriculums Arzt-Patient-Kommunikation

Poster

  • author presenting/speaker Nadine Wunder - Universität des Saarlandes, Medizinische Fakultät, Homburg/Saar, Deutschland
  • corresponding author Volker Köllner - Mediclin Bliestal Kliniken, Fachklinik für Psychosomatische Medizin, Blieskastel, Deutschland
  • author presenting/speaker Saskia Barnick - Universität des Saarlandes, Medizinische Fakultät, Homburg/Saar, Deutschland
  • Anne-Kathrin Müller - Universität des Saarlandes, Medizinische Fakultät, Homburg/Saar, Deutschland

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). Bochum, 23.-25.09.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2010. Doc10gma99

doi: 10.3205/10gma099, urn:nbn:de:0183-10gma0994

Published: August 5, 2010

© 2010 Wunder et al.
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Text

Fragestellung: Anamnesegruppen (AG) haben eine lange Tradition als von Studierenden selbstorganisierte Lehrveranstaltung. Lernziele sind die Verbesserung von Kommunikationstechniken ebenso wie die Gestaltung und Reflektion der Arzt-Patient-Beziehung im Sinne von M. Balint. Hier soll untersucht werden, ob eine Integration der AG ein longitudinales Curriculum „Arzt-Patient-Kommunikation“ als Wahlpflichtfach mit Abschlussprüfung in der Vorklinik sinnvoll ist.

Methoden: 5 AG wurden unter Leitung studentischer TutorInnen mit 45 Plätzen als Wahlfach in der Vorklinik angeboten. Sie sind Teil eines longitudinalen Curriculums, das im klinischen Abschnitt mit Übungen zur Gesprächsführung (HOMKit) und im PJ mit einer Balintgruppe fortgesetzt wird. Die Gruppen trafen sich über 2 Semester für je 3 SWS. Im Vergleich zu anderen Wahlfächern bedeutete dies einen ca. doppelt so hohen Zeitaufwand. Die Abschlussprüfung erfolgte mündlich/praktisch mit Schauspielpatienten, Prüfer waren klinisch erfahrene ÄrztInnen. Die Evaluation erfolgte standardisiert durch das Studiendekanat, so daß Objektivität und Vergleichbarkeit mit anderen Lehrveranstaltungen gegeben war. Die Bewertung erfolgte auf einer 5er-Skala (1=sehr gut, 5=mangelhaft).

Ergebnisse: Auf die 45 Plätze bewarben sich 110 Studierende, das waren ca. 50% des Jahrganges. 43 Studierende (25w/18m, Alter 22,37; 19-30 Jahre) nahmen an Abschlussprüfung und Evaluation teil. Die Ergebnisse sind in Tabelle 1 [Tab. 1] dargestellt. In allen Bereichen außer der fachlichen Kompetenz der DozentInnen wurden die AG zum Abschluß signifikant (p< 0.001) besser bewertet als der Durchschnitt der Lehrveranstaltungen. Auch die Prüfung wurde mit 1,35 (SD 61 besser bewertet als der Durchschnitt der 169 übrigen Lehrveranstaltungen (2,43 SD 1,27), in den freien Kommentaren wurde vor allem der praktische Bezug hervorgehoben. Die studentischen TutorInnen wurde als ebenso kompetent beurteilt wie professionelle Lehrkräfte. In den freien Kommentaren wurde betont, dass gerade die Tutoren einen offenen Austausch über emotional belastende Themen ermöglicht hätten.

Diskussion: Die AG fanden eine hohe Akzeptanz bei den Studierenden. Positiv bewertet wurden sowohl die klinischen Bezüge als auch Kompetenz und Engagement der studentischen TutorInnen. Die bessere Einschätzung des Lernerfolges und der Zielerreichung im 2. Halbjahr spricht dafür, dass es zu einem Entwicklungsprozeß kam, der die Durchführung über 2 Semester rechtfertigt. Die Gesprächsführungskompetenz der Studierenden wurde von den Prüfern als sehr hoch bewertet. Kritisch ist anzumerken, dass keine Kontrollgruppe untersucht wurde. Sinnvoll wäre eine Längsschnitterhebung, um nachzuweisen, ob mit den AG eine längerfristige Einstellungsänderung hin zu einem bio-psycho-sozialen Medizinkonzept erzielt werden kann. Die hier vorliegenden Daten zeigen, dass sich AG gut in das offizielle Curriculum integrieren lassen und dass die freie Gesprächsatmosphäre trotz Abschlussprüfung erhalten bleibt.