gms | German Medical Science

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

23.09. - 25.09.2010, Bochum

Welche Lerner profitieren von der Nutzung der virtuellen PC-Simulation MicroSim am meisten?

Vortrag

  • corresponding author presenting/speaker Oliver Meyer - Universitätsklinikum Halle, Anästhesiologie, Halle, Deutschland
  • author Antje Felber - Krankenhaus Dölau, HNO, Halle, Deutschland
  • author Carmen Hennig - Universitätsklinikum Halle, Anästhesiologie, Halle, Deutschland
  • author Christoph Gallschütz - Martin-Luhter-Universität Halle-Wittenberg, Phil. Fak. III, Institut für Pädagogik, Halle, Deutschland

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). Bochum, 23.-25.09.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2010. Doc10gma20

doi: 10.3205/10gma020, urn:nbn:de:0183-10gma0205

Published: August 5, 2010

© 2010 Meyer et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution License (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.en). You are free: to Share – to copy, distribute and transmit the work, provided the original author and source are credited.


Outline

Text

Einleitung: Diese Forschungsgruppe konnte zeigen, dass die virtuelle PC-Simulation MicroSim (MicroSim, Norwegen) in der Lage ist, das strukturierte Vorgehen bei Notfällen in praktischen Fallbeispielen zu verbessern.

Dem Aptitude-Treatment-Konzept entsprechend profitieren jedoch nicht alle Lernenden gleich von einer Unterrichtsmethode. Deshalb wurde bereits bei der Planung der Studie zusätzlich auch ein explorativer Ansatz verfolgt:

Gibt es Einflussfaktoren (wie z.B. Vorwissen, Motivation, Persönlichkeitsmerkmale) auf die praktische Performance in Abhängigkeit von der Unterrichtsmethode (Mikrosimulation, reflektierende Aufsätze, Kontrollgruppe) die den Lernerfolg bei Studierenden des fünften Studienjahres im Praktikum Notfallmedizin der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg beeinflussen, wenn das prozedurale Wissen durch die praktische Performance bei notfallmedizinischen Fallbeispielen in OSCE-Prüfungen gemessen wird?

Methode: Nach Zustimmung der Ethikkommission erfolgte die Aufklärung und Zustimmung der Teilnehmer an dieser prospektiven, randomisierten, kontrollierten, untersucherverblindeten Vergleichsstudie im Prä-Post-Test-Design.

Vor dem Prä-Test-OSCE wurden die folgenden Fragebögen ausgefüllt:

  • Fragebogen zum Studieninteresse (FSI)
  • Lernen im Studium (LIST)
  • Fragebogen über Kompetenz- und Kontrollüberzeugungen (FKK)
  • Selbstwirksamkeitsüberzeugung
  • Stresserleben
  • Prokrastination
  • Computerfähigkeiten und -nutzung
  • Alter, Geschlecht, Vorausbildung und Motivation

Bei der Auswahl haben wir uns auf solche Messinstrumente festgelegt, die uns für das Lernen und das Verhalten bei Notfällen als relevant erschienen.

Die Interventionen bestanden aus MicroSim-Fällen oder einem reflektierenden Aufsatz bzw. der Kontrollgruppe. Die primäre Zielgröße der Studie war der Lernerfolg.

Ergebnisse: Aus dem Semester (n=209) konnten 205 Studierende ausgewertet werden (98,1%).

Die drei Versuchsgruppen unterschieden sich nicht in Hinsicht auf die relevanten demographischen Daten.

Der Wissenszuwachs unterschied sich zwischen den drei Gruppen signifikant (p=0,008): Die MicroSim-Gruppe war signifikant besser als die Aufsatzgruppe und die Kontrollgruppe (siehe Abbildung 1 [Abb. 1]).

In der explorativen Subgruppenanalyse konnten keine Unterschiede zwischen den Themen nachgewiesen werden, jedoch in den Wissensarten. Dort waren die Items mit einem strukturierten Vorgehen in der MicroSim-Gruppe signifikant besser (p<0,05) als in den anderen Gruppen.

Die Ergebnisse waren unabhängig vom theoretischen Vorwissen. Lediglich die schlechten TN verbesserten sich signifikant mehr als die guten TN.

Für die Persönlichkeitsmerkmale inkl. Motivation konnten keine Zusammenhänge mit der praktischen Performance nachgewiesen werden.

Diskussion: Unabhängig von der Methode ist das Ergebnis der explorativen Analyse sehr überraschend und beachtenswert. Ein erwarteter Matthäus-Effekt konnte nicht nachgewiesen werden, lediglich eine Unterstützung des Mastery Learnings durch MicroSim.

Spannend ist die Überlegung, warum die erwarteten Einflüsse durch die Persönlichkeitsmerkmale nicht nachweisbar waren. Theoretisch könnten die Messinstrumente ungeeignet sein, was jedoch unwahrscheinlich ist. Dies wird in einer aktuellen Studie überprüft. Möglicherweise erfolgte im Laufe des Studiums eine Egalisierung des Lernverhaltens bei den Studierenden?

Dieses Phänomen sollte unbedingt in weiteren Studien untersucht werden!