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Forum Medizin 21, 45. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Paracelsus Medizinische Privatuniversität in Zusammenarbeit mit der Deutschen, Österreichischen und Südtiroler Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin

22.09. - 24.09.2011, Salzburg, Österreich

Shared-Decision-Making in der Allgemeinmedizin

Meeting Abstract

45. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, Forum Medizin 21. Salzburg, 22.-24.09.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11fom152

doi: 10.3205/11fom152, urn:nbn:de:0183-11fom1521

Published: September 14, 2011

© 2011 Döll et al.
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Hintergrund: Das Modell des Shared Decision Making (SDM, deutsch: Partizipative Entscheidungsfindung) beschreibt die Patientenbeteiligung bei medizinischen Entscheidungen in der Arzt – Patienten – Interaktion. Die Bedeutung des SDM nimmt sowohl in der gesundheitspolitischen Bewertung als auch in der hausärztlichen Versorgung zu. In der Literatur sind zwar im Bereich der Allgemeinmedizin und zum Thema SDM zahlreiche wissenschaftliche Studien verfügbar, doch ein zusammenfassender Überblick über den internationalen Forschungsstand steht bislang aus.

Material und Methoden: Methodische Grundlage war eine Medline-Recherche für den Zeitraum 1950–Februar 2009 (Begriffe “Shared Decision Making” und “Primary Care” oder “Family Practice” oder “Family Medicine”). Eingeschlossen wurden empirische quantitative abgeschlossene Primärdatenerhebungen in englisch oder deutsch, die keine Duplikate waren und sich auf SDM und dessen Umsetzung in der medizinischen Grundversorgung beziehen

Ergebnisse: Die Medline-Recherche ergab unter Berücksichtigung der Einschlusskriterien 31 Treffer. In 18 Studien wurde die Effektivität von SDM gemessen. In sechs Studien wurden die Entscheidungspräferenzen und in drei Studien die Umsetzung von SDM untersucht. In vier Studien wurde sowohl die Umsetzung als auch die Entscheidungspräferenzen gemessen. Es zeigte sich eine höhere Präferenz für SDM bei Patienten mit höherem Bildungsgrad, jüngerem Alter, geringerer Zufriedenheit mit der Behandlung, internaler Kontrollüberzeugung und geringerem Schweregrad der Erkrankung. Außerdem zeigte sich, dass eine Behandlung durch einen SDM geschulten Arzt mit einer Entscheidungspräferenz beim Patienten für das SDM Modell korrelierte. Die Umsetzung von SDM wurde durch jüngere Ärzte und Patienten und durch eine Präferenz der Ärzte für SDM gefördert. In zehn Studien wurden Ärzte geschult. In zwei Studien wurden Patienten geschult. In sechs Studien wurden Decision Aids als Interventionen angewandt, welche sich an die Patienten richteten. Es zeigten sich mehrheitlich positive Effekte durch SDM Interventionen auf die Zufriedenheit der Patienten, die Adhärenz und die Selbstwirksamkeit bzw. das Selbstmanagement. Kein Effekt konnte für die Patientenbeteiligung/das SDM Ausmaß, den Schweregrad der Erkrankung und das Wissen der Patienten nachgewiesen werden.

Schlussfolgerung/Implikation: Es existieren zwar viele Veröffentlichungen zum Thema SDM, jedoch nur ein kleiner Anteil der Studien entstammt dem Bereich der Allgemeinmedizin. SDM wurde in der Allgemeinmedizin vor allem im Zusammenhang mit chronischen Erkrankungen untersucht. Es konnte gezeigt werden, dass neben Rollenpräferenzen von Arzt und Patienten und der Umsetzung von SDM vor allem die erzielten Effekte Untersuchungsgegenstand der derzeitigen Forschung sind. Wie genau SDM wirkt und welche Elemente im Einzelnen wirken, sollte in weiteren Studien untersucht werden.