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Forum Medizin 21, 45. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Paracelsus Medizinische Privatuniversität in Zusammenarbeit mit der Deutschen, Österreichischen und Südtiroler Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin

22.09. - 24.09.2011, Salzburg, Österreich

Die Berücksichtigung der Patientenperspektive in der Entwicklung von Qualitätsindikatoren – eine systematische Literaturübersicht

Meeting Abstract

45. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, Forum Medizin 21. Salzburg, 22.-24.09.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11fom147

doi: 10.3205/11fom147, urn:nbn:de:0183-11fom1472

Published: September 14, 2011

© 2011 Kötter et al.
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Hintergrund: Qualitätsindikatoren (QI) werden in vielen Bereichen der Gesundheitsversorgung verwendet, um Qualität zu messen, vergleichen und zu verbessern. Für die effiziente Entwicklung von qualitativ hochwertigen QI sind anerkannte und evidenzbasierte Entwicklungsmethoden die Vorraussetzung [1]. Die Vorstellung von Qualität variiert jedoch zwischen Leistungserbringern, Patienten und anderen Interessengruppen [2]. Die Berücksichtigung der Patientenperspektive bei der Entwicklung von QI wird daher gefordert, bisher werden Patienten jedoch selten und auf uneinheitliche Art und Weise beteiligt [3]. Diese systematische Übersichsarbeit zielt darauf ab, bisher beschriebene Methoden zur Einbeziehung der Patientenperspektive in die Entwicklung und von QI zu sammeln und gegenüberzustellen.

Material und Methoden: Wir haben Medline, Embase und Cinahl mit einer aus kontrolliertem Vokabular und Freitextbegriffen zusammengestellten Suchstrategie nach Studien, in denen Methoden zum Einbezug der Patientenperspektive in die Entwicklung von QI beschrieben werden, durchsucht. Zusätzlich haben wir nach Grauliteratur gesucht und Experten auf dem Gebiet der QI-Entwicklung kontaktiert. In einem dreistufigen Screeningverfahren identifizierten wir relevante Literatur. Im Anschluss führten wir eine Referenzlistensuche zur Vervollständigung der Literaturrecherche durch. Wir extrahierten aus relevanten Publikationen anhand eines vorab entwickelten Extraktionsformulares diverse methodische Variablen, technische Informationen sowie Daten zur Qualitätsbeurteilung. Die Methoden wurden gegenübergestellt, Stärken und Schwächen verschiedener Ansätze analysiert und diskutiert.

Ergebnisse: Aus ingesamt 1.214 Primärtreffern identifizierten wir zehn relevante Publikation. Die Studien zeigten sich heterogen hinsichtlich Qualität und methodischem Ansatz. Drei grundsätzlich unterschiedliche Ansätze wurden identifiziert: Fragebögen, Fokusgruppeninterviews und individuelle Interviews. Zusätzlich lassen sich die Ansätze nach Art und Anzahl der Personen, die einbezogen werden (bspw. Patienten, Patientenvertreter oder Angehörige), sowie nach dem Zeitpunkt ihres Einbezugs (z.B. Auswahl potentieller QI, Bewertung dieser i. R. e. Panelverfahrens oder Bewertung bestehender QI), weiter differenzieren. Die meisten der relevanten Publikationen beschreiben die Entwicklung von QI für die Versorgung von Krebspatienten, einem Gebiet, in dem die Berücksichtigung der Patientenperspektive als besonders weit verbreitet erscheint.

Schlussfolgerung/Implikation: Die Ergebnisse unserer systematischen Übersichtsarbeit zeigen, dass zwar – insbesondere im Bereich der Versorgung von Krebspatienten – Aktivitäten hinsichtlich der Berücksichtigung der Patientenperspektive in der Entwicklung von QI vorhanden sind. Diese müssen jedoch in Zukunft noch deutlich ausgebaut und von einer systematischen Evaluation begleitet werden. Denn noch ist unklar, auf welche Art die Patientenperspektive in der Entwicklung von QI am besten berücksichtigt werden kann.


Literatur

1.
Wollersheim H, Hermens R, Hulscher M, Braspenning J, Ouwens M, Schouten J, Marres H, Dijkstra R, Grol R. Clinical indicators: development and application. Netherlands Journal of Medicine. 2007;65:15-22.
2.
Gagliardi A, Lemieux-Charles L, Brown A, Sullivan T, Goel V. Stakeholder preferences for cancer care performance indicators. International Journal of Health Care Quality Assurance. 2008;21:175-89.
3.
Ouwens MM, Marres HA, Hermens RR, Hulscher MM, van den Hoogen FJ, Grol RP, Wollersheim HC. Quality of integrated care for patients with head and neck cancer: Development and measurement of clinical indicators. Head & Neck. 2007;29:378-86.