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Polypharmazie aus hausärztlich-praktischer Sicht – Ergebnisse aus Gruppendiskussionen mit Allgemeinärzten
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Published: | September 14, 2011 |
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Hintergrund: Aufgrund des zunehmenden Alters und der damit zunehmenden Multimorbidität nimmt die Polypharmazie zu. Ursachen, Probleme und Folgen sind gut beschrieben. Im ersten Teil dieses Projektes wurden bereits die Arzt-Patienten-Kommunikation, sorgfältiges Medikamentenmanagement und die Publikation krankheitsübergreifender Leitlinien als relevante Kategorien deutlich. Doch in welchen Spannungsfeldern befinden sich Allgemeinärzte im Rahmen ihrer klinisch-praktischen Tätigkeit?
Material und Methoden: Nach Auswertung der Gruppendiskussionen des XIII. Forschungskurses der DEGAM hoben sich die überwiegend klinisch-praktisch tätigen Hausärzte hervor. Daher erfolgte zur Differenzierung in einem zweiten Schritt die Durchführung von zwei weiteren Gruppen mit unterschiedlich langer Berufserfahrung. Die Diskussionen wurden nondirektiv durch zwei Moderatorinnen geleitet und inhaltsorientiert als MindMaps sowie interpretativ mittels der Dokumentarischen Methode nach Bohnsack ausgewertet.
Ergebnisse: Erfahrenere Hausärzte zeigen eine deutliche Tendenz, die Medikation situativ anzupassen und nehmen aufgrund ihrer Selbstsicherheit die Polypharmazie nicht als problematisch wahr. Die jüngeren Ärzte hingegen sehen die Polypharmazie und ihre Entscheidungen darüber im Spannungsfeld zwischen gesellschaftlichen Wünschen, politischen Forderungen und eigener Ideologie. Eine Lösung wird von ihnen nicht gesehen.
Schlussfolgerung/Implikation: Die im Zusammenhang mit der Polypharmazie formulierten Kommunikationsstrategien scheinen von eher wissenschaftlichem denn praktischem Interesse zu sein. Bei den älteren rein hausärztlich Tätigen Hausärzten ist die Erfahrung für den Umgang mit der Medikation entscheidend, wobei von den Jüngeren Unterstützung durch Wissenschaft, Politik und die Gesellschaft gewünscht wird.