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Hausarztpraxis-basiertes Case Management für chronisch kranke Patienten (PraCMan) – Entwicklung, Prätest und Design einer cluster-randomisierten kontrollierten Studie
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Published: | September 14, 2011 |
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Hintergrund: Angesichts der demografischen Entwicklung stehen wir vor der Herausforderung der Versorgung einer zunehmenden Zahl chronisch kranker Patienten. Insbesondere mehrfach chronisch erkrankte Patienten weisen eine erhöhte Zahl potentiell vermeidbarer Krankenhausaufenthalte auf. Diese werden von Patienten oft als belastend erlebt. Zudem haben vermeidbare Krankenhausaufenthalte eine erhebliche gesundheitsökonomische Relevanz. Case Management – verstanden als intensivierte Einzelfallbetreuung unter Einbeziehung nicht-ärztlicher Mitarbeiter – hat das Potential, vermeidbare Krankenhausaufenthalte bei chronisch kranken Patienten zu reduzieren. Basierend auf Erfahrungen aus Vorgängerstudien wurde daher durch die beteiligten allgemeinmedizinischen Abteilungen ein indikationsübergreifendes Hausarztpraxis-basiertes Case Management entwickelt, welches nun im Rahmen einer groß angelegten klinischen Studie evaluiert wird.
Material und Methoden: Im Rahmen einer Pilotstudie wurde gemeinsam mit hausärztlichen Praxisteams aus 10 Praxen in der Region Nordbaden ein komplexes medizinisches Case Management für Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2, chronisch obstruktiver Bronchitis oder Herzinsuffizienz und hohem Risiko für eine zukünftige Krankenhauseinweisung entwickelt. Anschließend wurden die entwickelten Case Management-Instrumente (Assessmentbogen, Telefonmonitoringlisten) in einem Prätest in 2 Praxen auf ihre Anwendbarkeit im Praxisalltag hin überprüft. In 115 Hausarztpraxen in Baden-Württemberg wurden insgesamt mehr als 2.000 Patienten für die Teilnahme an einer cluster-randomisierten Evaluationsstudie gewonnen. Das primäre Studienziel ist eine Reduktion der Rate an Krankenhauseinweisungen in 12 Monaten. Verglichen werden Hausarztpraxis-basiertes Case Management und Regelversorgung im Rahmen der Hausarztzentrierten Versorgung der AOK Baden-Württemberg.
Ergebnisse: Insgesamt bewiesen die geplanten Dokumentations- und Interventionselemente im Rahmen des Prätests ihre technische Umsetzbarkeit. Als kritisch erwiesen sich einzelne Fragebögen der Studiendokumentation (z.B. Fragebogen zur Selbstwirksamkeit) sowie der zu erwartende Zeitaufwand für die Intervention (Assessment ca. 45–60min, Telefonmonitoring ca. 15min). Intervention und Studiendokumentation wurden daraufhin angepasst. Die Studiendokumentation zum Start der Evaluationsstudie ist abgeschlossen. Bis zum Kongress werden erste Auswertungen zu Morbidität und Versorgungssituation vor Beginn der Intervention vorliegen.
Schlussfolgerung/Implikation: Hausarztpraxis-basiertes Case Management bietet das Potential, im Rahmen von alternativen Versorgungs- und Vergütungskonzepten eine intensivierte und individualisierte Betreuung chronisch kranker Patienten anzubieten. Für den Fall, dass sich die entwickelte Intervention im Rahmen der umfangreichen, kontrollierten Evaluationsstudie als effektiv und machbar erweist, könnte sie künftig eine wichtige Ergänzung bestehender Chronikerprogramme darstellen.