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Forum Medizin 21, 45. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Paracelsus Medizinische Privatuniversität in Zusammenarbeit mit der Deutschen, Österreichischen und Südtiroler Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin

22.09. - 24.09.2011, Salzburg, Österreich

Salutogene Ressourcen im Berliner Gesundheitssystem: Eine Erhebung des Sense of coherence bei Fachärzten für Allgemeinmedizin, Fachärzten für Chirurgie und Medizinischen Fachangestellten

Meeting Abstract

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  • corresponding author presenting/speaker Vittoria Braun - Charité, Institut für Allgemeinmedizin, Berlin, Deutschland
  • author Ingolf Hintner - Charité, Institut für Allgemeinmedizin, Berlin, Deutschland
  • author Lorena Dini - Charité, Institut für Allgemeinmedizin, Berlin, Deutschland

45. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, Forum Medizin 21. Salzburg, 22.-24.09.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11fom087

doi: 10.3205/11fom087, urn:nbn:de:0183-11fom0877

Published: September 14, 2011

© 2011 Braun et al.
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Hintergrund: Bei Ärzten besteht in der Regel höherer Stress als bei der Normalpopulation. Lange Arbeitstage, hohe Verantwortung, überbordende Bürokratie, Medienschelte, Reglementierung durch Politik, Krankenkassen und Kassenärztliche Vereinigungen und materielle Verluste durch Budgetierungen und Regresse führen bei einem Teil der Kollegen zu Desillusionierung, Demotivation und Burn-Out-Syndromen. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, wie Ärzte gesund bleiben können, welche Möglichkeiten sie besitzen, trotz vielfältiger Stressoren nicht krank zu werden, sondern vielmehr zufrieden zu sein. Hierzu werden die salutogenen Ressourcen von Ärztinnen und Ärzten und Medizinischen Fachangestellten (MFA) erfragt. Als Messgröße dient der von Aaron Antonovsky entwickelte Score zur Erfassung des Kohärenzempfindens, dem Sense of coherence (SOC) [1]. Ziel der Studie war es, erstmalig den SOC dreier Gruppen im Berliner Gesundheitssystem zu erheben und diesen mit einer repräsentativen Bevölkerungsstichprobe Deutschlands sowie untereinander zu vergleichen. In der vorgelegten Form ist es die erste Untersuchung in Deutschland, die in großem Umfang den SOC der Berufsgruppe der Fachärzte für Allgemeinmedizin erhebt und einen Vergleich mit stationär tätigen Chirurgen und MFA aus allgemeinmedizinischen Praxen herstellt.

Material und Methoden: Die quantitative, anonyme Erhebung des SOC fand mittels postalisch versandten standardisierten Fragebogens der Leipziger Kurzskala mittels 9 Items mit einer Range von 1-7 statt. Neben der deskriptiven Analyse erfolgte der Gruppenvergleich mittels t-Test und Varianzanalyse (ANOVA).

Ergebnisse: Unter den Respondern (n=872) befinden sich 32% Männer und 68% Frauen, Fachärzte für Allgemeinmedizin/Praktische Ärzte (n=430), stationär-chirurgisch tätige Ärzte (n=175) und Medizinische Fachangestellte (n=267). Die Antwortrate beträgt insgesamt 23%. Der SOC der Befragten ist im Vergleich zum Bevölkerungsdurchschnitt signifikant höher, wobei dies besonders bei der Gruppe der Frauen auffällt. Alle Befragten weisen ab dem 40. Lebensjahr einen höheren SOC als der Bevölkerungsdurchschnitt auf. Innerhalb der Berliner Untersuchungsgruppe zeigen Allgemeinmediziner/-innen und MFA mit einer Partnerschaft einen signifikant höheren SOC, bei den Chirurginnen und Chirurgen konnte dies nicht beobachtet werden. Keine signifikanten Unterschiede des SOC ergeben sich hinsichtlich Profession, Geschlecht, Herkunft (Ost-, Westdeutschland, Ausland) oder Ort der beruflichen Tätigkeit (Stadtbezirk) der befragten Subpopulation des Berliner Gesundheitssystems.

Schlussfolgerung/Implikation: Die Ergebnisse weisen auf die besondere Bedeutung der Entwicklung salutogener Ressourcen zu einem frühen Zeitpunkt im Berufsleben hin.


Literatur

1.
Antonovsky A, Franke A. Salutogenese: zur Entmystifizierung der Gesundheit. Tübingen: Dgvt-Verl; 1997.
2.
Schumacher J, GunzelmannT, Brähler E. Deutsche Normierung der Sense of Coherence Scale von Antonovsky. Diagnostica. 2000;46(4).