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Forum Medizin 21, 45. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Paracelsus Medizinische Privatuniversität in Zusammenarbeit mit der Deutschen, Österreichischen und Südtiroler Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin

22.09. - 24.09.2011, Salzburg, Österreich

Entwicklung und Evaluation einer Schulung zur Förderung der Selbstmanagementkompetenz von illiteraten türkischstämmigen Patienten – SITD

Meeting Abstract

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  • corresponding author presenting/speaker Claudia Mews - Institut für Allgemeinmedizin, Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • author Marion Eisele - Institut für Allgemeinmedizin, Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • author Martin Scherer - Institut für Allgemeinmedizin, Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf, Hamburg, Deutschland

45. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, Forum Medizin 21. Salzburg, 22.-24.09.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11fom077

doi: 10.3205/11fom077, urn:nbn:de:0183-11fom0772

Published: September 14, 2011

© 2011 Mews et al.
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Hintergrund: In Deutschland liegt die Prävalenz des Diabetes mellitus Typ 2 (DM2) bei ca. 7%. Es existieren wenige Untersuchungen zur DM2-Prävalenz bei türkischstämmigen Patienten, die aber eine mindestens doppelt so hohe Prävalenz zeigen. Da wichtige DM2-Risikofaktoren wie Fehlernährung und Bewegungsarmut mit sozioökonomischen Faktoren korrelieren, sind viele türkischstämmige Menschen einem überdurchschnittlich hohen DM2-Risiko ausgesetzt. Die vorliegenden Schulungsprogramme sind für sie wenig effektiv, da oft die Voraussetzungen zum Verständnis (z.B. Lese- und Schreibvermögen) fehlen. Ziel des hier vorgestellten Studiendesigns ist die Entwicklung, Erprobung und Evaluierung eines kultursensiblen, DMP-kompatiblen Schulungsprogramms, das die Aspekte im Umgang mit DM2 anschaulich vermitteln und eine höhere Motivation zu einem adäquaten Lebensstil bewirken kann.

Material und Methoden: Nach einer Literaturrecherche findet ein Workshop mit Experten statt. Die Module der Schulung werden festgelegt und in Folgetreffen inhaltlich und didaktisch ausgestaltet. Nach Testung der Module werden die finalen Schulungs- und Evaluationsmaterialien erstellt. Die kooperierenden Diabetesberaterinnen werden geschult, in die Evaluationsmaterialien eingearbeitet und führen die Schulungen durch. Es wird eine Stichprobengröße von N=70 bildungsfernen türkischstämmigen Diabetikern beiderlei Geschlechts angestrebt. Mit den Teilnehmern wird eine Untersuchung in Hinblick auf Diabeteswissen, und Verhaltensbeobachtung durchgeführt, sie werden zu Akzeptanz und Verständlichkeit befragt. Nach Auswertung der Evaluationsmaterialien werden die Erfahrungen in Fokusgruppen besprochen und analysiert, das Schulungskonzept wird überarbeitet.

Ergebnisse: Es wird ein evaluiertes, einsatzbereites Schulungsprogramm vorliegen, das Praxen zur Verfügung gestellt werden kann. Es wird an die noch zu eruierenden Bedürfnisse der Zielgruppe angepasst sein und einen Fokus auf die Verwendung nicht schriftlicher Materialien legen. Die Techniken der Blutzuckermessung und ggf. der Insulininjektion werden vermittelt, das Verständnis der Patienten für den Einfluss von Ernährung und Bewegung auf ihre Stoffwechselsituation wird kulturadaptiert gefördert. So wird die Fähigkeit verbessert, die Ergebnisse der Messungen kompetent zu interpretieren und sinnvoll zu reagieren. Die Selbstmanagementkompetenz im Umgang mit der Erkrankung wird gesteigert, eine Senkung der Blutzuckerwerte und eine Verbesserung der gesundheitlichen Gesamtsituation werden möglich. Die diabetesbezogenen Kosten werden sinken.

Schlussfolgerung/Implikation: Die Identifikation der Bedürfnisse von illiteraten türkischstämmigen Patienten wird verbesserte Schulungen möglich machen und die weitere Verbesserung und Konkretisierung der medizinischen Angebote für die Zielgruppe, und darüber hinaus für illiterate Patienten jeglicher Herkunft, auch in anderen Bereichen ermöglichen. Die Ergebnisse werden Basisdaten für weitere Forschungen liefern. Langfristig wird eine Anerkennung der Schulung für die Nutzung im DMP angestrebt.


Literatur

1.
Laube H, Bayraktar H, Gökce Y, Akinci A, Erkal Z, Bödeker RH, Bilgin Y. Zur Diabeteshäufigkeit unter türkischen Migranten in Deutschland. Diabetes und Stoffwechsel. 2001;10:51 ff.
2.
Kalvelage B, Kofahl C. Therapie von Migranten mit Diabetes mellitus – Kreativität und Geduld sind die Schlüssel zum Erfolg. Info Diabetologie. 2010;4:40-3.