gms | German Medical Science

Forum Medizin 21, 45. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Paracelsus Medizinische Privatuniversität in Zusammenarbeit mit der Deutschen, Österreichischen und Südtiroler Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin

22.09. - 24.09.2011, Salzburg, Österreich

Behandlung depressiver Störungen in der Primärversorgung – ein systematischer multi-treatment Review der randomisierten Studien zu verfügbaren Behandlungen

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Klaus Linde - TU München, Institut für Allgemeinmedizin, München, Deutschland
  • author Isabelle Schumann - TU München, Institut für Allgemeinmedizin, München, Deutschland
  • author Karin Meissner - TU München, Institut für Allgemeinmedizin, München, Deutschland
  • author Susanne Jamil - TU München, Institut für Allgemeinmedizin, München, Deutschland
  • author Levente Kriston - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • author Gerta Rücker - Universitätsklinikum Freiburg, Freiburg, Deutschland
  • author Gerd Antes - Deutsches Cochrane Zentrum, Freiburg, Deutschland
  • author Antonius Schneider - TU München, Institut für Allgemeinmedizin, München, Deutschland

45. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, Forum Medizin 21. Salzburg, 22.-24.09.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11fom027

doi: 10.3205/11fom027, urn:nbn:de:0183-11fom0278

Published: September 14, 2011

© 2011 Linde et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution License (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.en). You are free: to Share – to copy, distribute and transmit the work, provided the original author and source are credited.


Outline

Text

Hintergrund: Der überwiegende Teil der Patienten mit depressiven Störungen wird in Allgemeinarztpraxen bzw. in der Primärversorgung diagnostiziert und behandelt, die meisten Therapiestudien werden jedoch in Facharztpraxen und spezialisierten Zentren durchgeführt. Da die Übertragbarkeit der Ergebnisse aus solchen Settings unklar ist, wurden in näherer Vergangenheit vermehrt Meta-Analysen von Studien zu einzelnen Therapien durchgeführt, die ausschließlich hausärztliche Patienten untersuchten. Eine Gesamtschau dieser Studien liegt jedoch bisher nicht vor. Daher wird im Rahmen dieses systematischen multi-treatment Reviews die Effektivität verfügbarer pharmakologischer, psychologischer und kombinierter Therapien zur Behandlung von Depression vergleichend untersucht. Das Vorhaben wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.

Material und Methoden: Randomisierte Studien, in denen die Wirksamkeit pharmakologischer, psychologischer oder kombinierter Therapien bei Hausarzt-Patienten mit depressiven Störungen im Vergleich zu einer anderen Therapie, Placebo oder Nichtbehandlung untersucht wurden, werden über Datenbanksuchen und existierende Übersichtsarbeiten identifiziert. Zwei Reviewer extrahieren relevante Informationen und bewerten die Verzerrungsrisiken in den eingeschlossenen Studien mit Hilfe der von der Cochrane Collaboration empfohlenen Methode. Meta-Analysen (random effects Modell, inverse variance Gewichtung) werden für direkte Vergleiche einzelner Therapien bzw. einzelner Gruppen von Therapien (z.B. SSRIs vs. Trizyklika, SSRIs vs. Johanniskrautextrakte) durchgeführt. In einer sekundären Netzwerk-Analyse sollen Effektgrößen für die einzelnen Behandlungen unter Einbezug aller direkten und indirekten Vergleiche geschätzt werden.

Ergebnisse: Das Projekt befindet sich derzeit (April 2011) in der Extraktionsphase. Bisher wurden 36 Studien eingeschlossen und extrahiert; es wird davon ausgegangen, dass in etwa noch mal eine ähnliche Zahl von Studien in den nächsten Wochen eingeschlossen wird. 22 der 36 bereits extrahierten Studien untersuchen medikamentöse Maßnahmen, 9 psychologische Interventionen und 5 Kombinationstherapien. Die Konzeption der meisten medikamentösen Studien (Vergleich mit Placebo oder anderen Medikamenten für 4-12 Wochen) unterscheidet sich deutlich von der der Mehrheit der psychologischen Studien (häufig Vergleich mit Routineversorgung und längere Beobachtungsdauer), was die Durchführung einer Netzwerk-Meta-Analyse deutlich erschweren wird. Aktuelle Ergebnisse werden vorgestellt.

Schlussfolgerung/Implikation: Dieser systematische multi-treatment Review wird einen umfassenden Überblick über die Evidenzlage zur Wirksamkeit verschiedener Therapien für hausärztliche Patienten mit depressiven Störungen erbringen. Es erscheint allerdings aufgrund der bisherigen Ergebnisse unwahrscheinlich, dass definitive Aussagen darüber getroffen werden können, ob einzelne Interventionen wirksamer sind als andere.