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Potentiell inadäquate Medikation gemäß der Priscus-Liste bei älteren hausärztlichen Patienten mit Polypharmazie
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Published: | September 14, 2011 |
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Hintergrund: Polypharmazie ist die regelmäßige, tägliche Einnahme von 5 oder mehr Medikamenten. Sie ist bei älteren Patienten/innen häufig. Über 60% der Über-65-Jährigen nehmen regelmäßig Arzneimittel ein. Über-75-Jährige nehmen im Schnitt täglich 7,5±3,8 Arzneimittel ein.
Material und Methoden: Diese Pilotstudie untersucht die Durchführbarkeit einer geplanten großen Studie bei älteren hausärztlichen Patienten/innen mit Polypharmazie. Bislang wurden 38 Patienten/innen von 7 niedergelassenen Allgemeinärzten/Ärztinnen im Raum Salzburg analysiert. Die verschriebenen Arzneimittel wurden im Hinblick auf Interaktionen (Datenbank Lexi-Interact) und potentiell inadäquate Medikation bei Älteren (Priscus-Liste) beurteilt.
Ergebnisse: Von den 38 Patienten/innen waren 16 männlich, 22 weiblich. Das Durchschnittsalter betrug 74,9 (50–89) Jahre. Die Patienten/innen nahmen im Schnitt 10,05 ärztlich verschriebene und 0,92 selbstverordnete Medikamente ein. Es wurden 43 potentiell gefährliche Interaktionen (Kategorie D, gemäß Lexi-Interact) bei 63% der Patienten/innen entdeckt. 33 von 38 Patienten/innen waren 65 Jahre oder älter. Bei ihnen wurde eine Suche nach potentiell inadäquater Medikation bei Älteren gemäß der Priscus-Liste durchgeführt. Acetyldigoxin war bei 2, Amitriptylin bei 1, Bromazepam bei 1, Doxazosin bei 1, Lorazepam (>2mg/d) bei 1, Nifedipin bei 2, Oxazepam bei 1, Oxybutynin bei 1, Pentoxifyllin bei 2 und Triazolam bei 5 Patienten/innen verschrieben. 16 von 350 bei den älteren 33 Patienten/innen verschriebenen Medikamenten (4,57%), 15 von 33 Patienten/innen (45,45%) und 6 von 7 Allgemeinärzten/Ärztinnen (85,71%) waren von den o.g. Verschreibungen betroffen.
Schlussfolgerung/Implikation: Diese Ergebnisse legen nahe, dass institutionalisierte Programme zur regelmäßigen Unterstützung von Allgemeinärzten/Ärztinnen bei älteren Patienten/innen mit Polypharmazie höchstwahrscheinlich a) die Anzahl von potentiell inadäquater Medikation, b) die Anzahl von Interaktionen und c) die Kosten dauerhaft senken werden.
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