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Brücken bauen – von der Evidenz zum Patientenwohl: 19. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V.

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

08.03. - 10.03.2018, Graz

Journal Club geerdet – Wie praktisch tätige Niedergelassene und Kliniker auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft bleiben

Meeting Abstract

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Brücken bauen – von der Evidenz zum Patientenwohl. 19. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Graz, Österreich, 08.-10.03.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18ebmW-18

doi: 10.3205/18ebm178, urn:nbn:de:0183-18ebm1787

Published: March 6, 2018

© 2018 Blank.
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Journal Clubs werden in Kliniken und Forschungsgruppen intensiv genutzt, um aktuelle Entwicklungen im Fachbereich zu diskutieren [1], [2]. In der ambulanten Versorgung sowie Kliniken der Grundversorgung werden sie kaum eingesetzt. Die Voraussetzungen für Journal Clubs sind denkbar ungünstig. Die Ärzte in diesem Versorgungsbereich haben es nicht nur mit vielen Patienten in kurzer Zeit zu tun, sie müssen auch unzählige verschiedene Erkrankungen (laut ICD-10: 79.500 Kodierungen) in unterschiedlichsten Stadien behandeln [3]. Ein wesentlicher Unterschied zu spezialisierten Kliniken und Forschungseinrichtungen, in denen Journal Clubs selbstverständlich sind.

Ein Journal Club für Niedergelassene und Krankenhausärzte in der Grundversorgung muss daher besondere Strategien verfolgen, zumal neben reinem Fachwissen auch die biopsychosoziale Gesamtschau und die Berufserfahrung im Umgang mit Erkrankungen und Erkrankten eine wesentliche Rolle spielen. Der Journal-Club des Guad-Arztnetzes („Gut versorgt im Arberland“) im Bayerwald hat hier einen erfolgversprechenden Implementierungsversuch unternommen. Dieser soll im Workshop vorgestellt und in Kleingruppenarbeit erprobt werden.

Jährlich erscheinen 1.000.000 neue Artikel zu medizinischen Themen. Da kann selbst der engagierteste Arzt nicht auf der Höhe der aktuellen medizinischen Kenntnisse sein. Der praktisch tätige Arzt in Klinik und Praxis behandelt zudem potentiell alle knapp 79.500 im ICD-10 gelisteten Krankheiten. Also einerseits viel Zeit zum Lesen und Diskutieren, andererseits viel praktische Erfahrung in der individuellen Behandlung über einen langen Zeitraum haben – das ist vor dem Hintergrund der vollen Sprechstunde und Ambulanz eine fast unlösbare Herausforderung. Ist eine tagesaktuelle wissenschaftlich fundierte Arbeit in der Praxis also nichts für Langsam-Leser und ärztliche Berufsanfänger?

Ein Widerspruch, der elegant aufgelöst werden kann. Aktuelle wissenschaftliche Artikel und die Erfahrung „alter Hasen“ lassen sich in einem speziell auf praktisch tätige Ärzte und Kliniker zugeschnittenen Setting perfekt kombinieren. Mit Ergebnissen, die direkt in der täglichen Praxis angewandt werden können.

Im interaktiven Workshop werden den Teilnehmern die Grundzüge eines neu konzipierten Journal Clubs vermittelt. Die Grundlage sind vorrangig gut zugängliche sowie für Praktiker aufbereitete und kommentierte Publikationen und Internetdienste. Diese werden von jungen Ärztinnen und Ärzten aufbereitet, in einer ersten Runde diskutiert und bei Bedarf durch weitere Informationen (individuellen Literaturrecherche) ergänzt. In einer zweiten Runde werden die Ergebnisse praktisch tätigen Ärzten vorgestellt und mit diesen intensiv diskutiert. Daraus folgt eine Synthese aus wissenschaftlicher Evidenz (vorrangig die jüngeren Ärztinnen und Ärzte) und praktischer Erfahrung über oft viele Jahrzehnt (vorrangig die erfahreneren Ärztinnen und Ärzte). Alle Beteiligten profitieren hiervon nach eigenem Bekunden enorm.

Dieses effektive Fortbildungsformat soll im Workshop intensiv eingeübt werden. Die Teilnehmer werden in die Lage versetzt, das Journal-Club-Konzept möglicherweise im eigenen Arbeitsbereich übernehmen und auf ihre Bedürfnisse individuell anzupassen.

Beispielhafter Zeitplan für einen dreistündigen Workshop (Zeiten variabel):

09.00 – 09.30 Uhr Impulsreferat mit Vorstellung des Konzeptes

09.30 – 10.30 Uhr Suchstrategien nach Primär- und Sekundärliteratur, moderierte Besprechung von Studien, die für den Journal Club in Frage kommen und Diskussion deren Inhalte in Kleingruppen

10.30 – 11.00 Uhr Pause

11.00 – 12.00 Uhr Moderierte Diskussion der ausgesuchten Studien im Plenum vor dem Hintergrund der drei Schwerpunkte: Wissenschaftliche Evidenz, persönliche medizinische Erfahrung, Führung des individuellen Patienten

12.00 – 12.30 Uhr Diskussion des Formates mit Vor- und Nachteilen sowie potentiellen Implementierungshindernissen im Plenum.

Referenten und Kleingruppenleiter (angefragt):

  • Dr. Susanne Kleudgen
  • Dr. Anton Kalmancai
  • Julia Friedel
  • Stefan Heinmüller
  • Wibke Janhsen
  • Peter von Philipsborn

Räume und Material:

Ein Raum für ca. 40 Personen
Beamer und Flipchart
WLAN

Moderator: Dr. Wolfgang Blank

Einreichende Person: Dr. Wolfgang Blank, Facharzt für Innere und Allgemeinmedizin, Sprecher Fachbereich EbM in Klinik und Praxis des DNEbM e.V.


Literatur

1.
The First Journal Club on Twitter - Then and Now. Health Media. 2011 Jun 8 [cited 2014 Nov 27]. Available from: http://bejoolean09.blogspot.de/2011/06/first-journal-club-on-twitter-then-and.html External link
2.
Bower C. Twitter Journal Club: yet another ‘revolution’ in scientific communication? BMJ Blogs. 2011 Jul 15 [cited 2014 Jun 27]. Available from: http://blogs.bmj.com/bmj-journals-development-blog/2011/07/15/twitter-journal-club-yet-another-revolution-in-scientific-communication/ External link
3.
DIMDI veröffentlicht neues ICD-10-GM 2017. Deutsches Ärzteblatt. 2016 Oct 4 [cited 2016 Oct 17]. Available from: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/70730/DIMDI-veroeffentlicht-neues-ICD-10-GM-2017 External link