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Brücken bauen – von der Evidenz zum Patientenwohl: 19. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V.

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

08.03. - 10.03.2018, Graz

Einblick in die praktische Anwendung und Lehre von zahnärztlichen Reparaturrestaurationen: Systematische Recherche und Meta-Analyse

Meeting Abstract

  • author presenting/speaker Philipp Kanzow - Poliklinik für Präventive Zahnmedizin, Parodontologie und Kariologie, Universitätsmedizin Göttingen; Abteilung für Zahnerhaltung und Präventivzahnmedizin, Charité – Universitätsmedizin Berlin
  • Annette Wiegand - Poliklinik für Präventive Zahnmedizin, Parodontologie und Kariologie, Universitätsmedizin Göttingen
  • Gerd Göstemeyer - Abteilung für Zahnerhaltung und Präventivzahnmedizin, Charité – Universitätsmedizin Berlin
  • Falk Schwendicke - Abteilung für Zahnerhaltung und Präventivzahnmedizin, Charité – Universitätsmedizin Berlin

Brücken bauen – von der Evidenz zum Patientenwohl. 19. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Graz, Österreich, 08.-10.03.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18ebmP6-10

doi: 10.3205/18ebm125, urn:nbn:de:0183-18ebm1259

Published: March 6, 2018

© 2018 Kanzow et al.
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Text

Hintergrund/Fragestellung: Zur Behandlung partiell insuffizienter Restaurationen empfehlen sich Reparaturmaßnahmen anstelle des vollständigen Ersetzens. Es ist jedoch unklar, ob und warum Reparaturmaßnahmen von ZahnärztInnen umgesetzt werden. Ziel war es daher zu untersuchen, wie viele (1) ZahnärztInnen Reparaturrestaurationen anfertigen und welche Faktoren ihre Entscheidungsfindung beeinflussen, (2) Restaurationen tatsächlich repariert werden sowie (3) Universitäten Reparaturrestaurationen lehren.

Methoden/Material: Elektronische Datenbanken (PubMed, CENTRAL, Embase und PsycINFO) wurden durchsucht. Quantitative oder qualitative Originalarbeiten, die über den Anteil von (1) reparierenden ZahnärztInnen, (2) tatsächlich reparierten Restaurationen und/oder (3) Reparaturen lehrenden Universitäten berichten, wurden eingeschlossen. Die Daten wurden von drei unabhängigen Reviewern extrahiert. Die quantitative Synthese erfolgte durch Meta-Analysen und Meta-Regressionen. Qualitative Aspekte der Entscheidungsfindung wurden durch eine thematische Analyse entlang des Theoretical Domains Frameworks synthetisiert.

Ergebnisse: Von 401 identifizierten Publikationen wurden 29 (überwiegend quantitative) Studien eingeschlossen. Insgesamt wurden 7.228 Zahnärzte bzw. 276 Universitäten befragt und die Behandlungsdaten von 30.172 Restaurationen ausgewertet. Im Mittel (95%-Konfidenzintervall) gaben 72% (50-86%) der ZahnärztInnen an, Reparaturen durchzuführen. Hierbei fiel der Anteil in neueren Erhebungen signifikant höher aus (p=0,004). Von den Universitäten lehrten 83% (74-90%) Reparaturmaßnahmen. Insgesamt wurden nur 31% (26-37%) der betrachteten (partiell) insuffizienten Restaurationen tatsächlich repariert. Sowohl die Anstellung in Praxen des öffentlichen Gesundheitsdienstes als auch die defekte Restauration selbst angefertigt zu haben, erhöhte die Wahrscheinlichkeit von Reparaturen. Amalgam als Restaurationsmaterial, finanzielle Aspekte und Regulationen reduzierten hingegen diese Wahrscheinlichkeit.

Schlussfolgerungen: Obwohl die meisten ZahnärztInnen angeben, Reparaturen anzufertigen, und der überwiegende Teil der Universitäten Reparaturrestaurationen lehrt, bleibt der Anteil an tatsächlich durchgeführten Reparaturrestaurationen gering. Zukünftig sollten auch qualitative Methoden einsetzt werden, um ein tieferes Verständnis der zahnärztlichen Entscheidungsfindung im Hinblick auf die Anfertigung von Reparaturen zu erlangen.