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Brücken bauen – von der Evidenz zum Patientenwohl: 19. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V.

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

08.03. - 10.03.2018, Graz

Ändern eingeschränkte systematische Literatursuchen Schlussfolgerungen von Evidenzsynthesen?

Meeting Abstract

  • author presenting/speaker Barbara Nussbaumer-Streit - Cochrane Österreich, Donau-Universität Krems, Österreich
  • Irma Klerings - Cochrane Österreich, Donau-Universität Krems, Österreich
  • Gernot Wagner - Cochrane Österreich, Donau-Universität Krems, Österreich
  • Thomas Heise - Leibniz Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie - BIPS, Deutschland
  • Andreea Dobrescu - Genetics Department, Victor Babes University of Medicine and Pharmacy Timisoara, Rumänien
  • Susan Armijo Olivo - Faculty of Rehabilitation Medicine, University of Alberta & Institute of Health Economics, Edmonton, Alberta, Kanada
  • Jan Stratil - Institut für medizinische Informationsverarbeitung, Biometrie und Epidemiologie, LMU Munich; Pettenkofer School of Public Health, LMU Munich; Cochrane Public Health Europe
  • Emma Persad - Cochrane Österreich, Donau-Universität Krems, Österreich
  • Stefan Lhachimi - Leibniz Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie - BIPS, Deutschland
  • Megan van Noord - Medical Center Library & Archives, School of Medicine, Duke University, USA
  • Tarquin Mittermayr - Ludwig Boltzmann Institut für Health Technology Assessment, Österreich
  • Hajo Zeeb - Leibniz Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie - BIPS, Deutschland
  • Lars Hemkens - Unispital Basel, Schweiz
  • Gerald Gartlehner - Donau-Universität Krems

Brücken bauen – von der Evidenz zum Patientenwohl. 19. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Graz, Österreich, 08.-10.03.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18ebmV-08-3

doi: 10.3205/18ebm047, urn:nbn:de:0183-18ebm0479

Published: March 6, 2018

© 2018 Nussbaumer-Streit et al.
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Text

Hintergrund: Rapid Reviews entwickelten sich zu einer pragmatischen Alternative zu Systematischen Reviews. Um Zeit zu sparen werden methodische Schritte vereinfacht; häufig die Literatursuche. Man weiß, dass eingeschränkte Suchen nicht alle Studien zu einem Thema finden. Ob sich dadurch auch die Schlussfolgerung einer Evidenzsynthese ändert, ist unklar. Wir wollten untersuchen, ob und in welchem Ausmaß eingeschränkte Suchen, zu anderen Schlussfolgerungen von Evidenzsynthesen führen, als umfassende Suchen.

Methoden: Wir wählten zufällig 60 Cochrane Reviews (CR) aus und reproduzierten die Cochrane-Suchstrategien für MEDLINE, Embase und CENTRAL. Durch unterschiedliche Kombinationen mit und ohne Durchsicht von Referenzlisten untersuchten wir 14 Suchansätze (= 840 Suchen). Für alle 1221 inkludierten Studien der CR prüften wir, mit welcher Suche sie gefunden wurden und verifizierten, ob die gefundenen Publikationen die Endpunkte berichteten. Anschließend berechneten wir alle relevanten Meta-Analysen der Summary-of-Findings Tabellen neu und fragten die Cochrane-AutorInnen via Web-Survey, ob sich dadurch die ursprüngliche Schlussfolgerung ändert (Response: 100%). Wir definierten eine Änderung der Schlussfolgerung als „geänderte Richtung“ (z.B. eine positive Schlussfolgerung wird negativ) „gleiche Richtung aber mehr Unsicherheit“, oder „keine Schlussfolgerung mehr möglich“.

Wir berechneten pro Suchansatz den Anteil an geänderten Schlussfolgerungen (mit 95%-Konfidenzintervall (KI)). Basierend auf unserer vorangegangenen Befragung von über 300 Entscheidungsträgern aus 33 Ländern wissen wir, dass eine Änderung in maximal 10% der Fälle akzeptabel ist. Eine eingeschränkte Suche wurde demnach als nicht-unterlegen zur ursprünglichen Cochrane-Suche gewertet, wenn die Obergrenze des 95%-KI die 10%-Grenze unterschritt (Power 90%, Sign. = 0,025) [2].

Ergebnisse: Keine eingeschränkte Suche führte zu stat. sign. Nicht-Unterlegenheit. Am seltensten änderten sich die Schlussfolgerungen bei einer Suche in allen drei Datenbanken plus Referenzsuche (8%; 95%-KI 3%-18%); am häufigsten, wenn nur Embase durchsucht wurde (27%; 95%-KI 16%-40%). In einer Sensitivitätsanalyse wurde nur eine Richtungsänderung der Schlussfolgerung als Änderung betrachtet. Hier reichte die Kombination von zwei Datenbanken aus, um einer umfangreichen Suche nicht unterlegen zu sein (2%, 95%-KI 0%-9%).

Schlussfolgerung: Ergebnisse eingeschränkter Suchen weichen von denen umfangreicher Suchen in entscheidungsrelevantem Ausmaß ab. Eingeschränkte Suchen in mindestens zwei Datenbanken können jedoch genügen, um die Richtung von Schlussfolgerungen ausreichend sicher bestimmen zu können.

Veröffentlichtes Protokoll zu dieser Studie: [1]


Literatur

1.
Nussbaumer-Streit B, Klerings I, Wagner G, Titscher V, Gartlehner G. Assessing the validity of abbreviated literature searches for rapid reviews: protocol of a non-inferiority and meta-epidemiologic study. Syst Rev. 2016;5(1):197.