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Brücken bauen – von der Evidenz zum Patientenwohl: 19. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V.

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

08.03. - 10.03.2018, Graz

REDEZEIT: Praktikabilität und Effektivität von sozialer Unterstützung für pflegende Angehörige via Telefon – eine randomisiert kontrollierte Studie

Meeting Abstract

  • author presenting/speaker Martin N. Dichter - Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE), Witten, Deutschland; Department für Pflegewissenschaft, Universität Witten/Herdecke, Deutschland
  • Bernd Albers - Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE), Witten, Deutschland; Department für Pflegewissenschaft, Universität Witten/Herdecke, Deutschland
  • Diana Trutschel - Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE), Witten, Deutschland; Department für Pflegewissenschaft, Universität Witten/Herdecke, Deutschland
  • Wermke Katharina - Universität Leipzig, Deutschland
  • Swantje Seismann-Petersen - Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE), Witten, Deutschland
  • Margareta Halek - Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE), Witten, Deutschland; Department für Pflegewissenschaft, Universität Witten/Herdecke, Deutschland
  • Martin Berwig - Universität Leipzig, Deutschland

Brücken bauen – von der Evidenz zum Patientenwohl. 19. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Graz, Österreich, 08.-10.03.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18ebmV-02-5

doi: 10.3205/18ebm013, urn:nbn:de:0183-18ebm0131

Published: March 6, 2018

© 2018 Dichter et al.
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Text

Hintergrund und Fragestellung: Bei einer geschätzten Inzidenz von 1.9% leben mehr als eine Millionen Menschen mit einer Demenz (MmD) in Deutschland [1]. Im Fall von Pflegebedürftigkeit übernehmen pflegende Angehörige den größten Teil der Pflege von MmD in der eigenen Häuslichkeit. Durch die Anwendung des Subsidaritätsprinzips, die politische Förderung von ambulanter vor stationärer Versorgung, das begrenzte Leistungsangebot der gesetzlichen Pflegeversicherung und eine hohe emotionale sowie körperliche Belastung der pflegenden Angehörigen sind Interventionen zur sozialen Unterstützung von pflegenden Angehörigen von großer Bedeutung. Hinweise für die Wirksamkeit von Interventionen zur sozialen Unterstützung liefert eine sytematische Übersichtsarbeit. Es bestehen aber noch viele offene Fragen hinsichtlich der Praktikabilität und des Wirkmechanismus [2].

Methoden: In einer zweiarmigen randomisiert kontrollierten Studie (Clinical Trials: NCT02806583, MRC Framework, Phase 2) wurde die Praktikabilität und Effektivität von Gesprächsgruppen via Telefon mit pflegenden Angehörigen von Menschen mit Demenz im Vergleich zur Standardversorgung über drei Monate untersucht. Endpunkte waren die selbsteingeschätzte psychische Gesundheit (primär) und physische Gesundheit, wahrgenommene soziale Unterstützung, Reaktion des pflegenden Angehörigen und das herausfordernde Verhalten der Menschen mit Demenz (alle sekundär). Alle Endpunkte wurden zu T0 und nach drei Monaten zu T1 erfasst. Es erfolgte eine Prozessevaluation.

Ergebnisse: 36 der eingeschlossenen 38 Dyaden aus pflegenden Angehörigen und MmD haben bis zum Schluss an der Studie teilgenommen. In dem adjustierten gemischten linearen Modell zeigte sich für die Differenzen zwischen T0 und T1 ein positiver, nicht signifikanter Trend für die Endpunkte. Für den primären Endpunkt (0-100) liegt die Differenz für die Interventionsgruppe bei 3,3 (Konfidenzintervall 95%: -0,9 – 7,6) gegenüber der Kontrollgruppe -2,4 (KI95%: -7,3 – -2,4). Die Prozessevaluation zeigt die Praktikabilität der Intervention und liefert Hinweise für die Weiterentwicklung der Interventionskomponenten.

Schlussfolgerungen: Neben der grundsätzlichen Praktikabilität der Intervention weisen die Ergebnisse auf das Potenzial der Intervention hinsichtlich ihrer Effektivität hin. Nach einer Weiterentwicklung der Intervention sollte die REDEZEIT Intervention in einer adäquaten Evaluationsstudie untersucht werden.


Literatur

1.
Doblhammer G, Fink A, Fritze T. Short-term trends in dementia prevalence in Germany between the years 2007 and 2009. Alzheimers Dement. 2015;11(3):291-9.
2.
Dam AE, de Vugt ME, Klinkenberg IP, Verhey FR, van Boxtel MP. A systematic review of social support interventions for caregivers of people with dementia: Are they doing what they promise? Maturitas. 2016;85:117-30.