gms | German Medical Science

EbM zwischen Best Practice und inflationärem Gebrauch
16. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

13.03. - 14.03.2015, Berlin

Welche Faktoren beeinflussen Männer in ihrer Entscheidung über einen PSA-Test?

Meeting Abstract

  • author presenting/speaker Miriam Becker - Abteilung für Allgemeinmedizin, Präventive und Rehabilitative Medizin, Philipps-Universität Marburg, Marburg, Deutschland
  • Katrin Kuss - Abteilung für Allgemeinmedizin, Präventive und Rehabilitative Medizin, Philipps-Universität Marburg, Marburg, Deutschland
  • Charles Christian Adarkwah - Abteilung für Allgemeinmedizin, Präventive und Rehabilitative Medizin, Philipps-Universität Marburg, Marburg, Deutschland
  • Norbert Donner-Banzhoff - Abteilung für Allgemeinmedizin, Präventive und Rehabilitative Medizin, Philipps-Universität Marburg, Marburg, Deutschland
  • corresponding author presenting/speaker Kathrin Schlößler - Abteilung für Allgemeinmedizin, Präventive und Rehabilitative Medizin, Philipps-Universität Marburg, Marburg, Deutschland

EbM zwischen Best Practice und inflationärem Gebrauch. 16. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Berlin, 13.-14.03.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15ebmP3d

doi: 10.3205/15ebm058, urn:nbn:de:0183-15ebm0584

Published: March 3, 2015

© 2015 Becker et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution License. You are free: to Share - to copy, distribute and transmit the work, provided the original author and source are credited. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/.


Outline

Text

Hintergrund und Fragestellung: Über Schaden und Nutzen des PSA-Tests zur Früherkennungsuntersuchung von Prostatakrebst wird weiterhin kontrovers debattiert. Interessierte Männer der entsprechenden Altersgruppe sollen neutral und ergebnisoffen über Vor- und Nachteile des PSA-Tests aufgeklärt und in die Lage versetzt werden, eine informierte und wertebasierte Entscheidung zu treffen. In dieser qualitativen Studie werden entscheidungsassoziierte Faktoren ausgehend von der Theory of planned behaviour (TPB) exploriert.

Material und Methoden: Die Untersuchung ist eingebettet in eine Studie zur Entwicklung und Evaluation einer Entscheidungshilfe (EH) zum PSA-Screening. Hierbei werden 32 Männer von insgesamt 9 Ärzten (Urologen, Hausärzte) mit einer computergestützten EH beraten. Anschließend finden teilstrukturierte Interviews der Beteiligten statt, die digital aufgezeichnet und transkribiert werden. Der theoriebasierte Interviewleitfaden dient als deduktive Basis der sich induktiv entwickelnden Kategorien. Der Entscheidungsprozess wird zunächst deskriptiv auf Ebene eines Falles nachvollzogen. Sich induktiv entwickelnde Einflussfaktoren, sowie die Faktoren der Theory of planned behaviour (Einstellung, Subjektive Norm und Selbstwirksamkeit) werden zwischen den Fällen auf ihre Stabilität hin untersucht.

Ergebnisse: Die Einstellung der Befragten zu Screening-Untersuchungen ist größtenteils positiv. Viele Männer sehen die Teilnahme an Früherkennungsuntersuchungen zudem als gesellschaftliche Pflicht. Das persönlichen Umfeld (Ehefrau, Ärzte), sowie eindrückliche Fälle in den Medien drängen Männer eher zur Teilnahme am Test. Wird die Selbsteffektivität nicht rein auf den Bluttest bezogen, sondern auf dessen Folgen (z.B. falsch positive Testergebnisse) erweitert, kann sie als relevanter Faktor nachvollzogen werden.

Weiteren Einfluss auf die Intention, den Test durchzuführen, haben das vorherige Verhalten, die persönliche Betroffenheit (Risikoeinschätzung) und Emotionen. Reue und mit dem Test verbundene Ängste werden teils als entscheidungsfördernde, teils als -hemmende Faktoren identifiziert.

Schlussfolgerung: Diese Studie liefert einen Beitrag zum Verständnis des Entscheidungsprozesses von Männern, die über das PSA-Screening beraten werden. Die Theory of planned behaviour wird in diesem ungewöhnlichen Setting angewandt und ihre Robustheit diskutiert.