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Prävention zwischen Evidenz und Eminenz
15. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

13.03. - 15.03.2014, Halle (Saale)

Ein Ziel, viele Folgen: Was sind angemessene Endpunkte für die Bewertung von Primärprävention?

Meeting Abstract

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  • corresponding author presenting/speaker Corinna Schaefer - Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin, Berlin, Deutschland
  • author presenting/speaker Christian Weymayr - freier Journalist, Herne, Deutschland
  • author presenting/speaker Hardy Müller - Wissenschaftliches Institut der TK für Nutzen und Effizienz im Gesundheitswesen, Hamburg, Deutschland

Prävention zwischen Evidenz und Eminenz. 15. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Halle, 13.-15.03.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14ebmE2

doi: 10.3205/14ebm031, urn:nbn:de:0183-14ebm0311

Published: March 10, 2014

© 2014 Schaefer et al.
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Zielsetzung: Primärprävention (PP) wird häufig anhand von krankheitsspezifischen Endpunkten (EP) beurteilt („Vermeidung von Sonnenexposition schützt vor Hautkrebs“). Welche weiteren EP ebenfalls beeinflusst werden und wie sich die Lebensqualität verändert, geht meist nicht in die Gesamtbewertung ein, selbst wenn dazu Daten vorliegen. Diese Fokussierung auf einen einzelnen EP greift zu kurz, weil sie dem Anspruch an individualisierte Entscheidungsfindung nicht gerecht wird: Viele Menschen profitieren von PP nicht, weil sie die Krankheit ohnehin nicht bekommen hätten, müssen aber eine präventionsbedingte Einschränkungen der Lebensqualität hinnehmen. Wer infolge der PP die Zielkrankheit nicht bekommt, lebt nicht unbedingt länger. Und wer länger lebt, ist insgesamt nicht zwangsläufig gesünder, wenn er z.B. eine nicht vermeidbare Krankheit entwickelt. Vor diesem Hintergrund will der Workshop EP zur Beurteilung von PP hinterfragen und ein Entscheidungsmodell zu deren Nutzenbewertung entwickeln.

Relevanz: Der Referentenentwurf zum Präventionsgesetz und auch die Kritik daran oder die neue EU Tabakrichtlinie machen deutlich, dass vor allem Lebensstiländerungen ein hoher Stellenwert bei der PP beigemessen wird. Dabei wird mit einem Nutzenbegriff operiert, der nicht alle individuell relevanten Aspekte berücksichtigt. Die Autoren der Look-Ahead-Studie andererseits begründen ihren Studien-Abbruch mit dem Schaden „Beeinträchtigung der Lebensqualität“ (bei fehlendem Nutzen) und machen damit deutlich, dass dieser Parameter auf jeden Fall in die Beurteilung der Maßnahmen eingehen sollte. Welche EP bei der Nutzen-Schaden-Bilanz von PP tatsächlich relevant sind, ist bislang wenig diskutiert.

Methoden: Zwei Impulsreferate stellen exemplarisch die Problematik der Fokussierung auf einzelne krankheitsspezifische EP dar: 1. Vermeidung von Sonnenexposition zur Hautkrebsprävention – Konsequenzen für Herz-Kreislauf-, Skelett und psychische Erkrankungen; 2. Lebensqualität jenseits von krankheitsspezifischen EP. In einer moderierten Gruppendiskussion sollen in einem zweistufigen Verfahren folgende Ziele erreicht werden: 1. Analyse des Nutzenbegriffs von PP anhand der Beispiele und Erstellung einer Liste mit generell relevanten Parametern zur Beurteilung von PP. 2. Diskussion eines Modells zur Nutzenbewertung, das die zuvor erarbeiteten Parameter berücksichtigt.

Kosten ggf. Eintritt für zwei externe Referenten