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Prävention zwischen Evidenz und Eminenz
15. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

13.03. - 15.03.2014, Halle (Saale)

Beurteilung der Evidenzlage unter systematischer Einbeziehung gewichteter patientenrelevanter Endpunkte – BEPE-Projekt zur Patientenorientierung in der Evidenzbasierung

Meeting Abstract

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  • corresponding author presenting/speaker Frederik Haarig - Professur für Klinische Psychologie, TU Chemnitz, Chemnitz, Deutschland
  • author Peter Bräunig - Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik, Humboldt Klinikum Vivantes, Berlin, Deutschland
  • author Stephan Mühlig - Professur für Klinische Psychologie, TU Chemnitz, Chemnitz, Deutschland

Prävention zwischen Evidenz und Eminenz. 15. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Halle, 13.-15.03.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14ebmC2f

doi: 10.3205/14ebm018, urn:nbn:de:0183-14ebm0184

Published: March 10, 2014

© 2014 Haarig et al.
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Hintergrund: Therapieleitlinien können sich auf eine kontinuierlich wachsende empirische Evidenz stützen. Im Idealfall basiert diese auf dem methodisch stringent erbrachten Nachweis der Wirksamkeit und Unschädlichkeit eines Behandlungsverfahrens im Rahmen von RCTs, deren Ergebnisse in Systematischen Reviews und Metaanalysen zusammengefasst werden. Die Bewertung von Therapieergebnissen und die Gewichtung einzelner RCT-Studien erfolgen dabei bislang fast ausschließlich anhand expertendefinierter Endpunkte bzw. methodischer Qualitätskriterien (z.B. GRADE-System der Cochrane Collaboration). Patientenziele und –präferenzen spielen demgegenüber nur eine untergeordnete Rolle.

Zielstellung: 1) Bestimmung der wichtigsten Zieldimensionen in der Behandlung von bipolaren Störungen aus Patientensicht, 2) Darstellung von Unterschieden in der Zielgewichtung abhängig von Geschlecht, Alter, Behandlungsstatus und Störungserfahrung.

Methode: Im Rahmen einer BMBF-Studie wurden die Patientenpräferenzen erstmals für die Bipolaren Störungen wissenschaftlich untersucht. Auf Basis eines Therapiezielkatalogs (patientennah und expertendefiniert) schätzten 333 Patienten die Wichtigkeit (1=unwichtig bis 5=sehr wichtig) von 73 Behandlungszielen ein. Die Extraktion relevanter Zieldimensionen erfolgte mittels Faktorenanalyse.

Ergebnisse: Therapieziele zu Störungsbewältigung (R²=29%), Lebensqualität (R²=9%), der Beteiligung am therapeutischen Geschehen (R²=7%) und Nebenwirkungen von Medikamenten (R²=5%) stellen für Patienten die bedeutsamsten Zieldimensionen dar. Die Beurteilungen variieren in Abhängigkeit von Geschlecht, Alter, Behandlungsstatus und Störungserfahrung.

Schlussfolgerung: In der Behandlung von bipolaren Störungen legen Patienten vor allem Wert auf die Bearbeitung störungsbezogener Probleme sowie die Verbesserung von Lebensqualität und wünschen, als eigenverantwortliche Person am therapeutischen Prozess zu partizipieren. Therapieaspekte zur Morbidität (Symptome, Episoden) haben dagegen einen geringeren Stellwert (R²=3,6%). Die gefundenen Resultate spiegeln die Patientensichtweise wieder und könnten in Form von patientenrelevanten Endpunkten bereits in Outcome-Analysen (Importance of Endpoints) von Leitlinienprozessen explizit Berücksichtigung finden.

Stichwörter: Patientenorientierung, Evidenzbasierte Behandlung, bipolare Störungen