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Prävention zwischen Evidenz und Eminenz
15. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

13.03. - 15.03.2014, Halle (Saale)

Evaluation einer neuen Graphik zur Kommunikation von Nutzen und Schaden in evidenzbasierten Patienteninformationen – eine randomisierte kontrollierte Studie

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Jürgen Kasper - Institut für Gesundheitswissenschaften, MIN Fakultät, Universität Hamburg, Hamburg, Deutschland; Institut für Neuroimmunologie und klinische Multiple Sklerose Forschung, Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • author Adrianus van de Roemer - Institut für Didaktik in der Medizin, Michelstadt, Deutschland
  • author Jana Pöttgen - Institut für Neuroimmunologie und klinische Multiple Sklerose Forschung, Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • author Imke Backhus - Institut für Neuroimmunologie und klinische Multiple Sklerose Forschung, Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • author Yasemin Bay - Institut für Neuroimmunologie und klinische Multiple Sklerose Forschung, Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • author Sascha Köpke - Institut für Sozialmedizin, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Lübeck, Deutschland
  • author Lena Feddersen - Institut für Neuroimmunologie und klinische Multiple Sklerose Forschung, Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • author Christoph Heesen - Institut für Neuroimmunologie und klinische Multiple Sklerose Forschung, Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf, Hamburg, Deutschland

Prävention zwischen Evidenz und Eminenz. 15. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Halle, 13.-15.03.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14ebmB1f

doi: 10.3205/14ebm006, urn:nbn:de:0183-14ebm0060

Published: March 10, 2014

© 2014 Kasper et al.
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Hintergrund und Fragestellung: Um informierte Entscheidungen über Behandlungen treffen zu können, benötigen Patienten evidenzbasierte Informationen. Allerdings ist die Evidenz hinsichtlich der graphischen Präsentation von Wahrscheinlichkeiten für therapiebedingten Nutzen und Schaden nicht eindeutig. Ziel der Studie war die Evaluation einer für diesen Zweck neu entwickelten Graphik.

Material/Methoden: Die neue Graphik wurde an einem Informationsbeispiel zum Nutzen einer Immuntherapie bei Multipler Sklerose (MS) entwickelt. Gruppen mit bzw. ohne Beeinträchtigungszunahme wurden durch spezifische Icons symbolisiert. Zusätzlich wurde das Merkmal Nutzen bzw. fehlender Nutzen durch farblich markierte Anteile eines die Gesamtheit repräsentierenden Balkens veranschaulicht. In einer Pilotierungsphase wurde die Graphik auf Basis von Einzelinterviews mit 58 Patienten schrittweise optimiert. 682 Besucher der Internetseite der Deutschen MS Gesellschaft nahmen sodann an einer randomisierten kontrollierten Online-Studie teil. Verglichen wurden Verständnis und Verarbeitungsgeschwindigkeit der neuen Graphik mit dem Referenzstandard (100er-Piktogramme); in zwei zusätzlichen Studienarmen wurde dieselbe Information mit den beiden Graphiken jeweils in einer animierten Version dargeboten. Neben Verständnisfragen wurden demographische und krankheitsbezogene Daten erhoben, sowie mittels einer Vier-Item-Skala die Numeracy-Kompetenz. Die Bearbeitungszeit wurde gestoppt.

Ergebnisse: 658 MS-Patienten beendeten die Studie. Die beiden Graphiken unterschieden sich weder in der statischen noch in der animierten Darstellung hinsichtlich des korrekten Verständnisses (statisch: Pict=46%, neu=44%; p=.59; animiert: Pict=23%, neu=30%; p=.134). Die Verarbeitungsgeschwindigkeit der neuen Graphik war nur bei der animierten Darstellung höher als die der Piktogramme (statisch: Pict=162sec., neu=155sec.; p=.653; animiert: Pict=286sec., neu=189sec.; p<=.001). Allerdings wurden die animierten Versionen schlechter und langsamer verarbeitet als die statischen (Pict: p<=.001/ .001, neu: p=.027/ .017). Verständnis korrelierte positiv mit der Numeracy-Kompetenz, jedoch nicht mit der Verarbeitungszeit.

Schlussfolgerung: Die mit der neuen Graphik präsentierten Informationen werden ebenso gut und schnell verstanden wie Piktogramme. Allerdings spart die neue Graphik Platz und ist daher besser zur vergleichenden Darstellung verschiedener Optionen geeignet. Die Graphik soll im Rahmen vollständiger Patienteninformationen und mit anderen Zielgruppen weiter evaluiert werden.