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Ist die Stärke von Leitlinienempfehlungen aus unterschiedlichen Leitlinien vergleichbar? – Entwicklung einer Methode zur Standardisierung unterschiedlicher Systeme zur Graduierung der Stärke von Leitlinienempfehlungen
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Published: | March 11, 2013 |
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Hintergrund: Aktuelle Publikationen zur Erstellung hochwertiger Leitlinien fordern, dass in Leitlinien die Stärke, mit der eine bestimmte Intervention empfohlen wird (Grade of Recommendation [GoR]), dargelegt wird [1], [2]. Die von den jeweiligen Leitlinienautoren verwendeten Systeme zur Empfehlungsgraduierungen sind jedoch oftmals sehr unterschiedlich. Um eine Vergleichbarkeit dieser Systeme zu erreichen, wurde ein Vorgehen zur Standardisierung der GoR entwickelt.
Methoden: Um eine Vergleichbarkeit der GoR zu erreichen, werden die verschiedenen GoR eines Klassifikationssystems einem Referenzstandard zugeordnet. Als Referenzstandard wird das in den Methoden der Nationalen Versorgungsleitlinien (NVL) beschriebene System zur Empfehlungsgraduierung genutzt [3]. Die NVL verwendet die Empfehlungskategorien A (hoch, starke positive bzw. starke negative Empfehlung, Hilfsverb „soll“ bzw. „soll nicht“), B (positive bzw. negative Empfehlung, Hilfsverb „sollte“ bzw. „sollte nicht“) und 0 (offene Empfehlung, Hilfsverb „kann“).
Ergebnisse: Durch die Standardisierung der GoR wird ein von den Leitlinienautoren zu einer Empfehlung angegebener GoR entweder einer oder mehreren Kategorien des Referenzstandards zugeordnet. Umgekehrt können auch zwei zu einer Empfehlung angegebene GoR einer Kategorie des Referenzstandards zugeordnet werden. In spezifischen Fällen besteht die Möglichkeit, dass ein von der Leitlinie angegebener GoR keiner Kategorie des Referenzstandards zugeordnet werden kann. Bei der Zuordung entsteht kein Informationsverlust, wenn sich ein von einer Leitlinie angegebener GoR eindeutig auf eine oder mehrere Kategorien übertragen lässt. Ein eventueller Informationsverlust kann dann entstehen, wenn mehrere GoR auf eine einzige Kategorie übertragen werden.
Schlussfolgerung/Implikation: Durch die beschriebene Methode zur Standardisierung von GoR lassen sich unterschiedliche Systeme zur Graduierung von Empfehlungen ohne einen wesentlichen Informationsverlust vereinheitlichen. Die Standardisierung der GoR erleichtert eine Vergleichbarkeit der Stärke der Leitlinienempfehlungen, die auf unterschiedlichen Graduierungssystemen aufbauen. Die Praktikabilität dieses Vorgehens wird zur Zeit erprobt.
Literatur
- 1.
- Graham RM, Mancher M, Miller-Wolman D, Greenfield S, Steinberg E. Clinical practice guidelines we can trust. 2011. [Zugriff: 27.06.2011]. Available from: http://www.iom.edu/~/media/Files/Report%20Files/2011/Clinical-Practice-Guidelines-We-Can-Trust/Clinical%20Practice%20Guidelines%202011%20Insert.pdf.
- 2.
- Qaseem A, Forland F, Macbeth F, Ollenschlager G, Phillips S, van der Wees P, et al. Guidelines International Network: Toward International Standards for Clinical Practice Guidelines. Ann Intern Med. 2012;156(7):525-531.
- 3.
- Bundesärztekammer, Kassenärztliche Bundesvereinigung, Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften. Methoden-Report: Version 1.0 [online]. 30.07.2010 [Zugriff: 05.04.2012]. Available from: http://www.versorgungsleitlinien.de/methodik/pdf/nvl_methode_4.aufl.pdf.