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Entscheiden trotz Unsicherheit: 14. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

15.03. - 16.03.2013, Berlin

Bleibt die methodische Qualität von Leitlinien unberücksichtigt? Ein Vorschlag zur Darstellung der methodischen Leitlinienqualität in Leitliniensynopsen

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Kathrin Schenker - Kassenärztliche Bundesvereinigung, Berlin, Deutschland
  • author Wiebke Hoffmann-Eßer - Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen, Köln, Deutschland
  • author Alric Rüther - Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen, Köln, Deutschland
  • author Ulrich Siering - Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen, Köln, Deutschland

Entscheiden trotz Unsicherheit. 14. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Berlin, 15.-16.03.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. Doc13ebmP23

doi: 10.3205/13ebm045, urn:nbn:de:0183-13ebm0451

Published: March 11, 2013

© 2013 Schenker et al.
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Text

Hintergrund: Leitliniensynopsen – die Zusammenfassung der Empfehlungen systematisch recherchierter Leitlinien – bilden eine Basis für Entscheidungen im Gesundheitswesen, bspw. bei der Erstellung von Versorgungsleitlinien oder der Feststellung des Überarbeitungsbedarfs von DMP auf Basis von IQWiG-Berichten.

Meist erfolgt in den Synopsen eine Bewertung der methodischen Leitlinienqualität mit AGREE oder DELBI. Diese Bewertung wird aber oft nicht in direkten Bezug zu den Aussagen der Leitlinien zu einzelnen Versorgungsaspekten gesetzt. Dies kann jedoch bspw. dann von Bedeutung sein, wenn Leitlinien mit niedriger Qualität starke Empfehlungen zu Versorgungsaspekten abgeben.

Es wurde eine Vorgehensweise entwickelt, die eine zusammenfassende Darstellung der Ergebnisse der methodischen Bewertung von Leitlinien mit Aussagen zu einzelnen Versorgungsaspekten ermöglicht und an einem IQWiG-Bericht erprobt.

Methode: Die Domäne 3 des AGREE-Instruments bildet ab, inwieweit bei der Leitlinienerstellung methodologische Standards umgesetzt wurden. Die dort erzielten Domänenwerte (DW, Wertebereich 0 bis 1) wurden in vier Gruppen unterteilt und diesen 1 bis 4 Punkte zugeteilt (DW 0 bis <0,25: 1 Punkt; DW 0,25 bis <0,5: 2 Punkte, DW 0,5 bis <0,75: 3 Punkte; DW 0,75 bis 1: 4 Punkte). Anschließend erfolgte jeweils für die Leitlinien, die Aussagen zu einem Versorgungsaspekt beinhalten, eine Standardisierung der Punkte auf eine Kennzahl mit Wertebereich zwischen 0 und 1 [(erreichte Punktezahl-minimal mögliche Punktezahl) / (maximale Punktezahl – minimal mögliche Punktezahl)]. Die so ermittelte Kennzahl wird gemeinsam mit der Gesamtzahl der Leitlinien, die Aussagen zu einem Versorgungsaspekt enthalten, dargestellt.

Das Vorgehen wurde an den Empfehlungen eines IQWiG-Berichts (V09-04) erprobt.

Ergebnisse: Insgesamt enthält der Bericht Aussagen zu 59 Versorgungsaspekten. Die Anzahl der Leitlinien mit Aussagen zu den jeweiligen Aspekten lag zwischen 1 und 17 (Durchschnitt 4,7). Die Kennzahl für die methodische Qualität der Leitlinien mit Aussage zu einem Versorgungsaspekt variierte zwischen 0,13 und 0,67.

Schlussfolgerungen: Die vorgeschlagene Vorgehensweise fasst die methodische Qualität der Leitlinien mit Aussagen zu einem Versorgungsaspekt in einer Kennzahl zusammen und bildet erfolgreich Unterschiede in der methodischen Qualität ab. Bei ihrer Interpretation muss aber die zum Teil geringe Anzahl von Leitlinien berücksichtigt werden. Bisher beruht das Vorgehen nur auf den Werten der AGREE-Domäne 3. Das Vorgehen soll unter Einbezug zusätzlicher Domänen weiterentwickelt werden.