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Entscheiden trotz Unsicherheit: 14. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

15.03. - 16.03.2013, Berlin

Entwicklung einer Entscheidungshilfe „Organspende nach dem Tod“ im Spannungsfeld zwischen Evidenz, Unsicherheit, Ängsten und ethisch-moralischen Wertvorstellungen

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Tanja Richter - Universität Hamburg, Gesundheitswissenschaften, Hamburg, Deutschland
  • author Susanne Buhse - Universität Hamburg, Gesundheitswissenschaften, Hamburg, Deutschland
  • author Anja Gerlach - Universität Hamburg, Gesundheitswissenschaften, Hamburg, Deutschland
  • author Ramona Kupfer - Universität Hamburg, Gesundheitswissenschaften, Hamburg, Deutschland
  • author Ingrid Mühlhauser - Universität Hamburg, Gesundheitswissenschaften, Hamburg, Deutschland
  • author presenting/speaker Matthias Lenz - Universität Hamburg, Gesundheitswissenschaften, Hamburg, Deutschland

Entscheiden trotz Unsicherheit. 14. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Berlin, 15.-16.03.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. Doc13ebmD1a

doi: 10.3205/13ebm021, urn:nbn:de:0183-13ebm0217

Published: March 11, 2013

© 2013 Richter et al.
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Hintergrund und Fragestellung: Das novellierte Transplantationsgesetz sieht vor, durch breite Aufklärung eine individuelle, informierte und unabhängige Entscheidung zur Spendebereitschaft zu ermöglichen. Im Auftrag des AOK-Bundesverbandes wurde eine umfassende internetbasierte Entscheidungshilfe „Organspende nach dem Tod“ entwickelt.

Material/Methoden: Mit einer systematischen Literaturrecherche wurden Bürgerfragen zu den Themenfeldern Recht, Organisation, Hirntoddiagnostik, Transplantationsmedizin, Angehörige, Gesellschaft, Menschenwürde und Religion extrahiert und an Experten zur Stellungnahme versandt.

Eine systematische Fundierung der medizinischen Inhalte nach EbM-Kriterien war Rahmen dieses Projektes nicht realisierbar. Es wurden laienverständliche Sachinhalte generiert, und in 6 Fokusgruppen mit 27 Laien auf fehlende Aspekte und Verständlichkeit geprüft. Mögliche Beweggründe, sich für oder gegen eine Organspende zu entscheiden, wurden über 15 Einzelinterviews exploriert. Diese wurden per Inhaltsanalyse zu Fallbeispielen operationalisiert, in 4 Fokusgruppen auf Verständlichkeit und Ausgewogenheit evaluiert und in die Entscheidungshilfe integriert. Eine erste Version der Entscheidungshilfe wurde 4/2012 im Internet veröffentlicht [1]. In 6/2012 wurden 1000 AOK-Versicherte per Email nach weiteren Informationswünschen befragt. Die Bedienbarkeit der Applikation wurde in 12 Einzelinterviews evaluiert. Zwischen 1/05 und 31/7/2012 wurden Nutzungsdaten analysiert.

Ergebnisse: Alle Inhalte wurden in Form von Frage-Antwort-Komplexen gegliedert. Jeder Nutzer kann über eine Anklickfunktion festhalten, ob ein Inhalt für ihn von Bedeutung ist und eher für oder gegen eine Organspende spricht. Zwischen 1/05 und 31/07 2012 wurde 8663-mal auf die Startseite der Entscheidungshilfe zugegriffen, 6320 (73%) Nutzer navigierten über die Startseite hinaus. In der Evaluation wurde das Angebot als teilweise unübersichtlich bewertet.

Schlussfolgerung: Die Entscheidungshilfe basiert auf systematischer Erhebung von Bürgerinteressen. Es ist gelungen, Bürgerinteressen umfassend zu adressieren. Nutzbarkeit und Vollständigkeit werden weiterhin geprüft und optimiert. Die Wirkung der Fallbeispiele auf die Wahrnehmung der Sachinhalte wird qualitativ evaluiert. Die Navigation wird in einer usability-Studie geprüft und optimiert. Die optimierte Version wird voraussichtlich 4/2013 im Internet verfügbar sein. Zukünftig sind die medizinischen Inhalte nach EbM-Kriterien zu prüfen und ggf. zu revidieren.


Literatur

1.
AOK Bundesverband. Entscheidungshilfe Organspende. 2012. Available from: http://www.aok.de/bundesweit/gesundheit/organspende-startseite-189245.php External link