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Komplexe Interventionen – Entwicklung durch Austausch: 13. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

15.03. - 17.03.2012, Hamburg

Klinikbewertungsportale: Welchen Wert haben unkommentierte Informationen? Zur Darstellung von Leistungsmengen

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Corinna Schaefer - Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin, Berlin, Deutschland
  • author Schwarz Sabine - Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin, Berlin, Deutschland
  • author Köpp Julia - Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin, Berlin, Deutschland
  • author Ollenschläger Günter - Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin, Berlin, Deutschland

Komplexe Interventionen – Entwicklung durch Austausch. 13. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Hamburg, 15.-17.03.2012. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2012. Doc12ebm064

doi: 10.3205/12ebm064, urn:nbn:de:0183-12ebm0648

Published: March 5, 2012

© 2012 Schaefer et al.
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Hintergrund/Fragestellung: Im Internet nehmen Klinikranking-Portale zu. Fast alle Portale listen Leistungsmengen als wichtiges Auswahlkriterium. Ziel des Beitrags ist es zu untersuchen, in wie weit die Angabe von Fallzahlen für Nutzer eine relevante Information bei der Kliniksuche darstellen kann.

Material/Methoden: Durch eine Internetrecherche mit den Stichwörtern „Klinik bewerten“ „Klinikbewertung“, „Klinik suchen“, „Kliniksuche“, „gute Klinik“, „Qualitätsklinik“ wurden Klinikranking-Portale identifiziert. Portale mit einer ausschließlich regionalen oder diagnosespezifischen Kliniksuche sowie Portale zur alleinigen Suche von Rehakliniken wurden ausgeschlossen.

Die Darstellung von Fallzahlen wurde untersucht.

Ergebnisse: Von 15 Klinikrankingportalen gaben 13 eingriffsspezifische Leistungszahlen an. Diese wurden in der Regel an erster oder zweiter Stelle der Trefferliste geführt. Insgesamt waren Eingriffszahlen und Entfernung vom Wohnort die häufigsten Sortierkriterien. 2 Portale gaben an, wie hoch der Anteil der gesuchten Leistung am Gesamtleistungsvolumen der Kliniken ist. Erläuterungen zur Aussagekraft der Leistungszahlen wurden in keinem Portal gefunden. (aktuelle Zahlen werden im März 2012 präsentiert.)

Schlussfolgerung: Diese Art der Kommunikation von Leistungszahlen suggeriert, dass sie ein relevantes Qualitätskriterium bei der Krankenhauswahl sind. Dies widerspricht der aktuellen Evidenz:

1.
Es konnte kein Kausalzusammenhang zwischen Menge und Ergebnisqualität nachgewiesen werden [1], [2], [3], [4].
2.
In vielen Studien, die eine Assoziation zwischen Menge und Ergebnis nachwiesen, gab es auffällig viele kleine Häuser mit guten und große Häuser mit schlechten Ergebnissen (Cluster-Effekt) [5], [6].
3.
Oberhalb einer gewissen Fallzahl nimmt eine definierte Ergebnisqualität wieder ab [7], [8], [9].
4.
Bei einigen Eingriffen zeigt die Fallzahl pro Operateur und nicht pro Einrichtung eine Assoziation zur Ergebnisqualität [10].

Vor diesem Hintergrund ist die unkommentierte Darstellung von Leistungszahlen keine hilfreiche Information für Nutzer.


Literatur

1.
Carson SS. Outcomes research: methods and implications. Semin Respir Crit Care Med. 2010;31(1):3-12.
2.
Geraedts M, de Cruppé W. Kontroverse Studienergebnisse zur Mindestmengenproblematik. Z Arztl Fortbild Qualitatssich. 2006;100:87-91.
3.
Hollenbeck BK, Dunn RL, Miller DC, et al. Volume-based referral for cancer surgery: informing the debate. J Clin Oncol. 2007;25/1:91-6.
4.
Kidher E, Sepehripour A, Punjabi P, Athanasiou T. Do bigger hospitals or busier surgeons do better adult aortic or mitral valve operations? Interact Cardiovasc Thorac Surg. 2010;10(4):605-10.
5.
Panageas KS, Schrag D, Riedel E et al. The effect of clustering of outcomes on the association of procedure volume and surgical outcomes. Ann Int Med. 2003;139/8:658-66.
6.
Panageas KS, Schrag D, Localio AR, et al. Properties of analysis methods that account for clustering in volume-outcome studies when the primary predictor is cluster size. Statist Med. 2007;26:2017-35.
7.
Tucker J; UK Neonatal Staffing Study Group. Patient volume, staffing, and workload in relation to risk-adjusted outcomes in a random stratified sample of UK neonatal intensive care units: a prospective evaluation. Lancet. 2002;359(9301):99-107.
8.
Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG). Abschlussbericht – Entwicklung und Anwendung von Modellen zur Berechnung von Schwellenwerten bei Mindestmengen für Knietotalendoprothese. IQWIG Schriftenreihe Band 2. 2005. Available from: http://www.iqwig.de/download/B05- 01A_Abschlussbericht_und_Erratum_zum_Bericht_Entwicklung_und_Anwendung_von_Modellen_zur_Berechnung_von_Schwellenwerten_bei_Mindestmengen_fuer_die_Knie-Totalendoprothese.pdf External link
9.
Jeldres C, Suardi N, Capitanio U, et al. High surgical volume is associated with a lower rate of secondary therapy after radical prostatectomy for localized prostate cancer. BJU Int. 2008;102/4: 463-7.
10.
Goossens-Laan CA, Gooiker GA, van Gijn W, et al. A systematic review and metaanalysis of the relationship between hospital/surgeon volume and outcome for radical cystectomy: an update for the ongoing debate. Eur Urol. 2011;59(5):775-83.