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Komplexe Interventionen – Entwicklung durch Austausch: 13. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

15.03. - 17.03.2012, Hamburg

Systematische Kurzbewertung des vaginalen Ultraschallscreenings als individuelle Gesundheitsleistung zur Früherkennung des Ovarialkarzinoms

Meeting Abstract

Komplexe Interventionen – Entwicklung durch Austausch. 13. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Hamburg, 15.-17.03.2012. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2012. Doc12ebm038

doi: 10.3205/12ebm038, urn:nbn:de:0183-12ebm0386

Published: March 5, 2012

© 2012 Schnell-Inderst et al.
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Hintergrund und Fragestellung: Im Rahmen eines Health Technology Assessments (HTA) zu Individuellen Gesundheitsleistungen (IGeL) der Deutschen Agentur für HTA beim Deutschen Institut für Medizinische Dokumentation und Information wurde unter anderem die Evidenz zum Screening auf Ovarialkarzinom mittels Vaginalultraschall (VUS) bewertet.

Material und Methoden: Es wurde eine systematische Kurzbewertung für VUS-Screening durchgeführt. Dazu wurde in einer systematischen Literaturrecherche zunächst nach HTA-Berichten und systematischen Reviews gesucht und für den Zeitraum nach dem Recherchedatum der jüngsten eingeschlossenen Sekundärstudie nach randomisierten kontrollierten Studien (RCT). Eingeschlossen wurden Studien an asymptomatischen erwachsenen Frauen, die mittels VUS allein oder in Kombination auf Ovarialkarzinom gescreent wurden, im Vergleich zu keinem Screening. Die Zielgrößen waren Mortalität, Morbidität, gesundheitsbezogene Lebensqualität und Schäden durch Screening. Die Referenzen wurden anhand vorab festgelegter Kriterien von zwei Autoren unabhängig voneinander geprüft und in die Informationssynthese ein- oder ausgeschlossen. Die Studienqualität wurde standardisiert bewertet und die Ergebnisse in Evidenztabellen zusammengefasst.

Ergebnisse: Aus insgesamt 1.344 Referenzen wurden ein HTA-Bericht und sieben Publikationen zu drei RCT eingeschlossen. Zum Zielkriterium Mortalität liegen derzeit weder im HTA-Bericht noch aus den Primärstudien Daten vor. In einer Studie wurden in der Screeninggruppe mehr Tumoren in den Stadien I und II entdeckt als in der Kontrollgruppe (67% versus 44%, p=0,2285). Aufgrund der geringen Fallzahlen ist der Unterschied aber nicht statistisch signifikant. Die Daten zur Diagnostik zeigen, dass durch Screening ein hohes Maß an Überdiagnostik mit invasiven Eingriffen erzeugt wird. Der positiv prädiktive Wert des VUS bewegt sich zwischen 0,75% und 2,8%. Pro entdecktes invasives Karzinom wurden in den drei Studien zwischen 30 und 35 Operationen durchgeführt.

Schlussfolgerung: Der Nutzen des VUS-Screenings zur Früherkennungen des Ovarialkarzinoms kann ohne patientenrelevante Zielgrößen wie Mortalität oder Lebensqualität nicht ausreichend bewertet werden. Belegt ist jedoch bereits das Risiko unnötiger Operationen. Um eine abschließende Bewertung zum Nutzen des VUS zu ziehen, sollten die Ergebnisse der laufenden RCT abgewartet werden. Da VUS als IGeL – anders als in den RCT – auch prä- und perimenopausalen Frauen angeboten wird, sind hier eher noch mehr falsch-auffällige VUS-Befunde zu erwarten.