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Komplexe Interventionen – Entwicklung durch Austausch: 13. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

15.03. - 17.03.2012, Hamburg

Entspricht die zeitliche Entwicklung des Erkenntnisstandes dem Erkenntnisbedarf zur Entscheidung über die Anwendung von Gesundheitstechnologien?

Meeting Abstract

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Komplexe Interventionen – Entwicklung durch Austausch. 13. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Hamburg, 15.-17.03.2012. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2012. Doc12ebm017

doi: 10.3205/12ebm017, urn:nbn:de:0183-12ebm0172

Published: March 5, 2012

© 2012 Storz-Pfennig et al.
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Hintergrund: Evidenzbasierte Entscheidung sind heute oft immer noch sehr unsicher, besonders wenn mehrere Intervention miteinander verglichen werden und selbst wenn eine erhebliche Zahl von Studien bereits vorliegt. Es stellt sich immer die Frage, ob weitere Studien tatsächlich die Entscheidungssicherheit erhöhen. Es wird ein methodischer Ansatz, exemplarisch an der medikamentösen Depressionsbehandlung, vorgestellt der eine Bewertung der Erkenntnisgewinnung im Zeitverlauf ermöglicht.

Methodik: Eine umfassendes systematisches Review [1] aller direkt vergleichenden, randomisierten Studien (1991-2007) von 12 Antidepressiva wird im Zeitverlauf meta-analytisch nach Jahren gegliedert dargestellt [2], [3]. Der Wert weiterer Erkenntnisse (Studien) hängt dabei zu jedem Zeitpunkt sowohl von den jeweils erwartbaren Ergebnissen der einzelnen Therapien als auch von der Unsicherheit bei der Therapiewahl ab (integriert in einer "Value-of-Information"-Analyse).

Ergebnisse: Basierend auf 110 Studien an 23.756 Patienten zeigt sich zwar ein deutlicher Rückgang des Wertes jeweils weiterer Erkenntnisse (Risiko falscher Therapiewahl entspricht 498 bzw. 72/10.000 Episoden für 1991 bzw. 2007). Dieser Rückgang resultiert jedoch wesentlich daraus, dass die Unterschiede der Wirkstoffe bezogen auf den Therapieerfolg im Zeitverlauf immer geringer werden. Die Unsicherheit der Therapiewahl zeigt sich dagegen nicht reduziert.

Diskussion: Auch unter Berücksichtigung von Limitationen einer komplexen Analyse ergeben sich Hinweise auf gravierende Defizite. Frühere Erkenntnisstände scheinen die Unterschiedlichkeit der Therapien zu überzeichnen, die Entscheidungsunsicherheit bleibt hoch. Sollten sich ähnliche Ergebnisse auch bei anderen Fragestellungen zeigen, dann sind wesentlich verbesserte Erkenntnisgewinnungsprozesse notwendig.


Literatur

1.
Cipriani A, Furukawa TA, Salanti G, Geddes JR, Higgins JP, Churchill R, Watanabe N, Nakagawa A, Omori IM, McGuire H, Tansella M, Barbui C. Comparative efficacy and acceptability of 12 new-generation antidepressants: a multiple-treatments meta-analysis. Lancet. 2009 Feb 28;373(9665):746-58.
2.
Lau J, Schmid CH, Chalmers TC. Cumulative meta-analysis of clinical trials builds evidence for exemplary medical care. J Clin Epidemiol. 1995 Jan;48(1):45-57.
3.
Lu G, Ades AE. Combination of direct and indirect evidence in mixed treatment comparisons. Stat Med. 2004 Oct 30;23(20):3105-24.