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EbM & Individualisierte Medizin
12. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

24.03. - 26.03.2011, Berlin

„Mehr Freiheit wagen“ – ein Prozess der Zeit braucht? Prozessevaluation der Implementierung einer Praxisleitlinie zu freiheitseinschränkenden Maßnahmen in Alten- und Pflegeheimen

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Anja Gerlach - Universität Hamburg, MIN-Fakultät; Gesundheitswissenschaften, Hamburg, Deutschland
  • author Sascha Köpke - Universität Hamburg, MIN-Fakultät; Gesundheitswissenschaften, Hamburg, Deutschland
  • author Antonie Haut - Private Universität Witten/Herdecke gGmbH; Fakultät für Gesundheit; Department für Pflegewissenschaft, Witten, Deutschland
  • author Gabriele Meyer - Private Universität Witten/Herdecke gGmbH; Fakultät für Gesundheit; Department für Pflegewissenschaft, Witten, Deutschland
  • author Ingrid Mühlhauser - Universität Hamburg, MIN-Fakultät; Gesundheitswissenschaften, Hamburg, Deutschland

EbM & Individualisierte Medizin. 12. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Berlin, 24.-26.03.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11ebm36

doi: 10.3205/11ebm36, urn:nbn:de:0183-11ebm367

Published: March 23, 2011

© 2011 Gerlach et al.
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Outline

Text

Hintergrund: Im Rahmen einer Cluster-randomisierten Studie zur Evaluation einer evidenzbasierten Praxisleitlinie zu freiheitseinschränkenden Maßnahmen (FEM) in der beruflichen Altenpflege wurde ein komplexes Interventionsprogramm entwickelt [1]. Die Intervention beinhaltet die Bereitstellung verschiedener Materialien: Leitlinie, Kurzversionen für Pflegende und Betreuer sowie Infoflyer für Angehörige. Weitere Komponenten sind Schulungsmodule für Multiplikatoren und Pflegende sowie die Unterstützung der Einrichtungen bei der Entwicklung individueller Strategien zur Vermeidung von FEM. Zur angemessenen Interpretation der Evaluation komplexer Interventionen ist eine genaue Analyse der Prozesse unverzichtbar. Hierzu wird in der aktuellen methodologischen Diskussion u.a. die Durchführung qualitativer Prozessevaluationen gefordert. Ziel dieser Untersuchung ist es, den Prozess im Umgang mit der Reduktion von FEM aus Sicht der beteiligten Pflegenden in den 18 Einrichtungen der Interventionsgruppe zu reflektieren.

Material/Methoden: Um Situationsdeutungen, Handlungsmotive und Selbstinterpretationen der am Prozess Beteiligten differenziert zu erheben, wurden unmittelbar nach Beendigung der Cluster-randomisierten Studie problemzentrierte leitfadengestützte Einzelinterviews durchgeführt. Zu jedem Interview wurden ein Transkript, ein Postskriptprotokoll sowie ein Kurzfragebogen erstellt. Die Auswertung erfolgt in Anlehnung an die „Qualitative Inhaltsanalyse“.

Ergebnisse: Es wurden 40 Interviews geführt, 18 mit Multiplikatoren und 22 mit Leitungskräften. In den ersten Analysen zeigen sich wichtige Aspekte, die eine erfolgreiche Implementierung fördern bzw. behindern. Diese lassen sich den folgenden vorläufigen Kategorien zuordnen: institutionelle Rahmenbedingungen, Wissen um Alternativen zu FEM und deren Verfügbarkeit, Handlungsstrategien im Kontext von FEM sowie Interaktionen innerhalb der Pflegeteams und Teamprozesse. Endgültige Ergebnisse werden auf der Jahrestagung vorgestellt.

Schlussfolgerung/Implikation: Die Prozessevaluation generiert Hinweise, für die Organisation und Gestaltung zukünftiger komplexer Interventionen zur Reduktion von FEM angesichts weiter bestehender ausgeprägter Praxisvariationen.


Literatur

1.
Haut A, Köpke S, Gerlach A, Mühlhauser I, Haastert B, Meyer G. Evaluation of an evidence-based guidance on the reduction of physical restraints in nursing homes: a cluster-randomised controlled trial (ISRCTN34974819). BMC Geriatrics. 2009;9:42.