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EbM in Qualitätsmanagement und operativer Medizin
8. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V.

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

22.03. - 24.03.2007 in Berlin

Gelesen ist noch nicht getan: Hinweise zur Leitlinienakzeptanz am Beispiel hausärztlicher Leitlinien der Leitliniengruppe Hessen

Meeting Abstract

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EbM in Qualitätsmanagement und operativer Medizin. 8. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V.. Berlin, 22.-24.03.2007. Düsseldorf, Köln: German Medical Science; 2007. Doc07ebm008

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Published: March 15, 2007

© 2007 Schubert et al.
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Hintergrund

Die erfolgreiche Implementierung von Leitlinien in den Praxisalltag bedarf der Hinweise auf Akzeptanzprobleme und Umsetzungsschwierigkeiten auf Seiten der Leitlinienanwender. Die Leitliniengruppe Hessen führt deshalb regelmäßig Befragungen zu Leitlinien bei Teilnehmern von Pharmakotherapiezirkeln durch, die die hausärztlichen Leitlinien im Kontext ihrer eigenen Verordnungsdaten diskutiert haben [1].

Methoden

Schriftliche Befragung zwischen 2003 und 2004 von 107 (Thema: Diabetes; Rücklauf 72%) bzw. 93 Hausärzten (Hypertonie; 82%). Beurteilt wurden die Relevanz ausgewählter Leitlinienempfehlung zur Sicherung der Therapiequalität sowie die Umsetzungsmöglichkeit im Praxisalltag.

Ergebnisse

Medikationsbezogene Empfehlungen wurden von nahezu allen Befragten (>90%) akzeptiert. Deutlich geringere Zustimmung erhielten Empfehlungen zu Screeningmaßnahmen (1/Jahr Blutdruck bei Risikopatienten messen: 77%) oder Verlaufskontrollen (4/Jahr Füße des Diabetikers inspizieren: 83%). Umsetzungsprobleme trotz hoher Akzeptanz zeigten sich bei der Empfehlung zur konsequenten Blutdrucksenkung bei Diabetikern (von 95% als relevante Empfehlung, nur von 73% als umsetzbar bewertet) und in Bezug auf eine Umstellung auf Insulin bei unzureichender Wirkung von Glibenclamid/Metformin (90% relevant/81% umsetzbar). Als Begründung für die Schwierigkeit der Umsetzung einer konsequenten Blutdrucksenkung bei älteren Hypertonikern (87% relevant/82% umsetzbar) wurden Sturzgefahr, reduzierte Lebensqualität, schlechte Compliance und Multimorbidität angegeben.

Schlussfolgerung/Implikation

Die schriftliche Befragung ist geeignet, um frühe Hinweise zur Akzeptanz diagnostischer und therapeutischen Strategien zu erhalten und Gründe für Ablehnung bzw. Umsetzungsschwierigkeiten zu ermitteln. Zur Verbesserung der Praxisnähe der Leitlinie sollten diese Punkte in der Leitlinie wie auch in Qualitätszirkeln thematisiert und Lösungsmöglichkeiten vorgeschlagen werden.


Literatur

1.
Ferber Lv, Ferber Cv. Wie verbindlich sind die Empfehlungen von Leitlinien?- Ein vernachlässigtes Thema der Evaluation. Med Klin. 2005;100:340-6.