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16. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

4. - 6. Oktober 2017, Berlin

Patientinnenerfahrungen in nordrhein-westfälischen Brustzentren: Eine qualitative Inhaltsanalyse auf der Basis von 813 Freitexten aus dem Befragungsjahr 2016

Meeting Abstract

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  • Anna Zinkevich - Universität zu Köln, Köln, Germany
  • Lena Ansmann - Universität zu Köln, Köln, Germany

16. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocV056a

doi: 10.3205/17dkvf416, urn:nbn:de:0183-17dkvf4169

Published: September 26, 2017

© 2017 Zinkevich et al.
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Hintergrund: Die Erforschung der Differenz zwischen erwarteten Leistungen und subjektiv wahrgenommener medizinischer Versorgung ist Gegenstand der Medizinsoziologie, der Versorgungsforschung sowie der Rehabilitationswissenschaft. Das Konstrukt „Patientenzufriedenheit“ bzw. „Patientenerfahrung“ ist komplex und von vielen Faktoren abhängig. Dennoch ist seine Messung ein unverzichtbares Instrument der kontinuierlichen Qualitätsverbesserung der medizinischen Versorgung.

Das Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft (IMVR) der Universität zu Köln führt seit 2006 jährlich eine Befragung von Patientinnen durch, die in zertifizierten nordrhein-westfälischen Brustkrebszentren operiert wurden. Das Befragungsinstrument ist dabei der „Kölner Patientenfragebogen Brustkrebs“ (KPF-BK 2.0), welcher neben geschlossenen Fragen eine Seite beinhaltet, auf der Patientinnen die Möglichkeit haben, Lob, Kritik und Verbesserungsvorschläge in Form eines freien Textes zu formulieren. Die Texte aus dem Befragungsjahr 2016 bilden den Gegenstand der Untersuchung und werden erstmalig im Rahmen einer explorativ ausgerichteten Masterarbeit systematisch ausgewertet.

Fragestellungen/ Ziele: Zum einen soll die Methode der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring (2015) für die systematische Auswertung von freien Rückmeldetexten erprobt werden. Zum zweiten soll ein Kategoriensystem für die Auswertung der freien Rückmeldetexte, das auch in darauffolgenden Jahren sowohl in der Wissenschaft, als auch in der Praxis angewandt werden kann, erstellt werden. Zum dritten wird die Notwendigkeit der Ergänzung des Fragebogens um weitere geschlossene Fragen überprüft. Abschließend soll mithilfe einer Quantifizierung der Ergebnisse ein brustzentrumsübergreifender statistischer Überblick über die thematisierten Kategorien skizziert werden.

Methode: Beim Datenkorpus handelt es sich um 813 Texte aus insgesamt 57 nordrhein- westfälischen Brustzentren. Patientinnen mit primärem Mammakarzinom wurden poststationär und postalisch befragt. Die allgemeine Rücklaufquote beläuft sich auf 86,88%. Die Möglichkeit der Verfassung eines Freitextes haben 18% der Patientinnen wahrgenommen. Die Texte liegen in Form einer Excel-Tabelle mit zugehörigen Informationen vor. Im Rahmen des geplanten Vorgehens werden die Rückmeldungen mit dem Instrument der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring kategorisiert und ausgewertet. Die Auswertung erfolgt computergestützt mithilfe einer Software „MAXQDA“. Es wird entsprechend der Arbeitsschritte nach Mayring (2015) vorgegangen. Aufgrund des großen Materialumfanges wird die Technik der Strukturierung angewandt, die Kategorien werden vorwiegend induktiv gebildet.

Erwartete Ergebnisse: Erwartet wird zum einen, dass die Aspekte angesprochen werden, die innerhalb der geschlossenen Fragen als besonders negativ bzw. besonders positiv hervorgehoben wurden. Es besteht die Vermutung, dass Patientinnen die Möglichkeit der Verfassung eines freien Textes unter anderem dazu nutzen, bestimmten Empfindungen hinsichtlich der Versorgung Nachdruck zu verleihen. Zum anderen wird erwartet, dass die Möglichkeit der Verfassung eines freien Textes vor allem von den Patientinnen in Anspruch genommen wird, die im Allgemeinen besonders positive bzw. besonders negative Erfahrungen hinsichtlich der medizinischen Versorgung gemacht haben. Bei der Quantifizierung wird erwartet, dass die Oberkategorien „medizinische Versorgung“ sowie „Organisation“ die thematischen Schwerpunkte bilden.

Diskussion: Da die Auswertung des Materials noch nicht abgeschlossen ist und die Ergebnisse unvollständig vorliegen, wird an dieser Stelle von Interpretation bzw. Diskussion dieser vorerst abgesehen.

Praktische Implikationen: Der thematische Schwerpunkt der Masterarbeit kann im Bereich des Qualitätsmanagements, speziell im Bereich des klinischen Beschwerde- und Ideenmanagements angesiedelt werden. Die Patientenperspektive stellt hier ein unverzichtbares „Diagnoseinstrument“ im Verbesserungsprozess der Gesundheitsleistungen dar und kann im PDCA-Zyklus („Plan-Do-Check-Act“) als die „Check“-Komponente betrachtet werden. Das übergeordnete Ziel jeder Befragung stellt jedoch die Ableitung von konkreten Maßnahmen dar, die „Act“-Komponente. Im Rahmen der Masterarbeit soll überprüft werden, inwiefern die Methode der qualitativen Inhaltsanalyse für diesen Schritt geeignet ist und ob die freien Texte Anregungen für die „Act-Komponente“ liefern. Ein weiterer für die Praxis interessanter zu untersuchender Aspekt wäre das Nutzen-Kosten-Verhältnis für die EDV-Unterstützung bei der Auswertung von freien Rückmeldetexten. Wichtige Stichpunkte hier sind Softwarekosten und Zeitaufwand im Verhältnis zur Qualität und Quantität von Hinweisen zur Ableitung von konkreten Verbesserungsmaßnahmen („Act“).