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16. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

4. - 6. Oktober 2017, Berlin

Pharmakotherapie der Menschen mit Demenz in primärärztlicher Versorgung

Meeting Abstract

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  • Diana Wucherer - Deutsches Zentrum für neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) e.V., Greifswald, Germany

16. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocV048

doi: 10.3205/17dkvf407, urn:nbn:de:0183-17dkvf4073

Published: September 26, 2017

© 2017 Wucherer.
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Hintergrund: Dreiviertel der etwa 1,5 Millionen Menschen mit Demenz (MmD) in Deutschland werden primärärztlich versorgt. Die Pharmakotherapie multimorbider älterer MmD ist komplex und oft mit arzneimittelbezogenen Problemen (ABP) verbunden. ABP, wie mangelnde Adhärenz, potenziell inadäquate Medikation, Arzneimittelunterversorgung oder Arzneimittelinteraktionen, können den Therapieerfolg beeinträchtigen, Lebensqualität verringern und die Kosten für das Gesundheitssystem steigern. Aktuell fehlen die Daten über ABP bei MmD in der primärärztlichen Versorgung.

Fragestellung: Welche ABP liegen bei MmD in der primärärztlichen Versorgung vor? Mit welchen patienten- und kontextbezogenen Faktoren sind ABP bei MmD assoziert?

Methoden: Im Rahmen der hausarztbasierten, cluster-randomisierten Interventionsstudie DelpHi-MV (Demenz: lebenswelt- und personenzentrierte Hilfen in Mecklenburg-Vorpommern) wurde in der Häuslichkeit von MmD ein komplexes IT-gestütztes Assessment durchgeführt. Neben der Erhebung soziodemografischer und klinischer Daten schloss das Assessment eine Medikationsanamnese ein. Eine darauffolgende Medikationsanalyse (MA) wurde von den Apothekern für die 449 Studienteilnehmer durchgeführt und ABP wurden identifiziert.

Ergebnisse: Polypharmazie wurde bei 65% der Studienteilnehmer registriert. Bei 94% der Studienteilnehmer wurde mindestens ein ABP detektiert. Die häufigsten ABP waren: unzweckmäßiger Einnahmeabstand des Arzneimittels zum Essen (48%), fehlender/nicht aktueller Medikationsplan (25%), potenziell inadäquate Medikation (22%), Vergessen der Medikamenteneinnahme (17%). Seltener wurden Probleme mit Über-/Unterdosierung (5%) und klinisch relevante Arzneimittelwechselwirkungen (3%) registriert. Kognitive Beeinträchtigung wurde nicht als Risikofaktor für eine erhöhte Gesamtzahl der ABP identifiziert. Allerdings war das Vorhandesein einer Diagnose von psychischen oder Verhaltensstörungen und eine hohe Anzahl von Medikamenten mit einer erhöhten Gesamtzahl der ABP verbunden.

Diskussion: MA für MmD auf der Grundlage der häuslichen Medikationsanamnese bietet umfassende Information über den tatsächlichen Medikamentengebrauch. Viele ABP auf Patientenebene, wie z.B. kein oder veralteter Medikamentenplan, inadäquate Lagerung, unangemessene Applikationszeit, keine oder mehrfache Einnahme aufgrund Vergesslichkeit werden zuverlässiger in der Häuslichkeit erkannt. Die Daten untermauern die Notwendigkeit, eine MA für MmD als Teil der Routineversorgung zu implementieren, um Schaden für die Patienten zu minimieren und Komplikationen sowie vermeidbare Kosten für das Gesundheitssystem zu reduzieren.

Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE), Standort Rostock/Greifswald

Dipl.-Pharm. Diana Wucherer, Apothekerin, M.Sc.
Doktorarbeit
Betreuer: Prof., Dr.med. Wolfgang Hoffmann, MPH
Titel: Pharmakotherapie der Menschen mit Demenz in primärärztlicher Versorgung
September 2014 - September 2017