gms | German Medical Science

16. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

4. - 6. Oktober 2017, Berlin

Entwicklung des Krankheitsbildes und der Behandlung von Patienten mit chronischer Hepatitis C-Infektion (HCV) unter Real-World Bedingungen in Deutschland: Erfahrungen aus 14 Jahren mit mehr als 16.000 Patienten

Meeting Abstract

  • Dietrich Hüppe - Gastroenterologische Gemeinschaftspraxis Herne, Herne, Germany
  • Yvonne Serfert - Leberstiftungs-GmbH Deutschland, Hannover, Germany
  • Peter Buggisch - ifi-Institut für interdisziplinäre Medizin, Hamburg, Germany
  • Stefan Mauss - Center for HIV and Hepatogastroenterology, Düsseldorf, Germany
  • Klaus H. W. Böker - Hepatologische Praxis, Hannover, Germany
  • Eckart Schott - Charité Campus Virchow-Klinikum (CVK), Berlin, Germany
  • Hartwig Klinker - Universitätsklinikum Würzburg, Würzburg, Germany
  • Rainer Günther - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH), Campus Kiel, Kiel, Germany
  • Heike Pfeiffer-Vornkahl - e.factum GmbH, Butzbach, Germany
  • Thomas Berg - Universitätsklinikum Leipzig, Leipzig, Germany
  • Markus Cornberg - Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Germany
  • Claus Niederau - St. Josef-Hospital, Katholisches Klinikum Oberhausen, Oberhausen, Germany
  • Christoph Sarrazin - St. Josef-Hospital, Wiesbaden, Germany
  • Karl-Georg Simon - MVZ Dres. Eisenbach, Simon, Schwarz GbR, Leverkusen, Germany
  • Heiner Wedemeyer - Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Germany
  • Stefan Zeuzem - J.W. Goethe Universitätsklinikum, Frankfurt am Main, Germany
  • Michael P. Manns - Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Germany
  • Deutsches Hepatitis C-Register - Leberstiftungs-GmbH Deutschland, Hannover, Germany

16. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocP138

doi: 10.3205/17dkvf386, urn:nbn:de:0183-17dkvf3863

Published: September 26, 2017

© 2017 Hüppe et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Einleitung: In Deutschland werden die meisten Patienten mit einer Hepatitis C-Virusinfektion (HCV) von niedergelassenen Fachärzten behandelt. Direkt antivirale Substanzen (DAAs) der zweiten Generation werden seit Januar 2014 eingesetzt. Das Deutsche Hepatitis C-Register (DHC-R) ist eine nicht-interventionelle, prospektive Studie zur Erfassung von Daten HCV-infizierter Patienten und knüpft an eine frühere nationale Kohortenstudie mit über 37.000 Patienten an. Ziel der vorliegenden Analyse war es, die Dynamik der Patientenmerkmale in den letzten 14 Jahren zu untersuchen.

Methodik: Charakteristika der seit Februar 2014 in das DHC-R eingeschlossenen Patienten (Periode II); n=8.878, davon 788 nur gescreent; Datenbankauszug vom 30. Juni 2016) wurden mit denen von Patienten, welche 2002-2007 in Vorläuferstudien eingeschlossen wurden (Periode I; n= 19.115, davon 10.552 nur gescreent) verglichen.

Ergebnis: Patienten, die in Periode II behandelt wurden (n= 8.090), waren 10 Jahre älter als die behandelten Patienten der Periode I (n= 8.563; 52,8 vs. 42,0 Jahre) und hatten häufiger Begleiterkrankungen (75,1 vs. 51% in Periode II bzw. I). DAAs erlaubten es, auch Patienten, die über 70 Jahre (8,0 vs. 1,0% in Periode II bzw. Periode I) oder sogar über 80 Jahre (0,9 vs. 0,04% in Periode II bzw. Periode I) alt waren, zu behandeln. Während die Geschlechterverteilung unverändert geblieben ist (männlich: 61,7% in Periode II vs. 59,6% in Periode I), veränderte sich die Verteilung der HCV Genotypen (HCV-GT): Infektionen mit dem HCV-GT3 nahmen in Periode II ab (15,2% vs. 30,7%), Infektionen mit dem HCV-GT4 nahmen hingegen zu (5,1% vs. 3,2%). In Periode II waren weniger Patienten therapie-naiv (53,5%) als in Periode I (87,5%). Der Anteil an Patienten mit Leberzirrhose stieg von 3,9% in Periode I auf 27,5% in Periode II an. Zirrhotische Patienten der Periode II hatten im Vergleich zu Periode I häufiger signifikanten Pfortaderhochdruck mit Thrombozytenzahlen <90/nl (29,3 vs. 23,6%) oder klinische Zeichen einer hepatischen Dekompensation (20,4 vs. 2,4%). Der Anteil an IFN-basierten Therapieregimen nahm in den letzten Jahren stetig ab. Während dieser Anteil 2014 noch 30% betrug, war er 2015 auf <1,5% gesunken.

Schlussfolgerung: Während der letzten 14 Jahre sind Alter, Begleiterkrankungen und Schwere der Lebererkrankung von HCV-Patienten, die in Deutschland in Real-World Registern dokumentiert wurden, deutlich angestiegen. Diese Entwicklung weist auf die Notwendigkeit des Einsatzes von nebenwirkungsarmen DAAs hin.